Wie teuer wird das 05-Stadion in Bretzenheim? Genau weiß das derzeit niemand. Fest steht: Auf 60 Millionen Euro hat der Stadtrat die Kosten für den Bau der Coface-Arena inklusive Infrastruktur gedeckelt. Und alle Parteien drängen darauf, dass dieser Deckel nicht angehoben wird.


Von

Michael Erfurth

Nur unter der Hand wird in der Politik die Frage gestellt: Was passiert, wenn dieser Kostenrahmen nicht gehalten werden kann? Denn es gibt einige Beispiele aus anderen Städten, in denen die Baukosten explodiert sind. Es gibt aber auch andere Stadionprojekte, bei denen die Vorgaben eingehalten wurden.

Bislang liegen nur Schätzungen vor, in welchem Rahmen sich die einzelnen Kostenpositionen für den Bau des rund 35 000 Zuschauer fassenden Stadions in Bretzenheim bewegen. 15 Millionen Euro sind für den Grundstückserwerb und die Verkehrsanbindungen sowie weitere Infrastrukturmaßnahmen eingeplant. Auf 40 Millionen Euro wird der reine Stadionbau taxiert, wobei bereits ein Puffer von rund 5 Millionen Euro vorgesehen wurde. Genauere Angaben sind aber erst möglich, wenn die Ergebnisse der Ausschreibungen vorliegen, sagt Wirtschaftsdezernent Franz Ringhoffer (FDP) in seiner Funktion als Geschäftsführer der städtischen Grundstücksverwaltungsgesellschaft (GVG), die das Projekt treuhänderisch für die Stadt betreut.

Eine Kostenexplosion wie in Karlsruhe, wo der Umbau des Wildparkstadions vom Oberbürgermeister aufgrund der Erhöhung der veranschlagten Baukosten von 58 auf 73 Millionen Euro in dieser Woche vorerst auf Eis gelegt wurde, soll in Mainz auf jeden Fall vermieden werden. Dort hatte OB Heinz Fenrich die Kostenerhöhung mit neuen Wünschen des Erstligisten Karlsruher SC, der ein besseres Parksystem gefordert hatte, aber auch mit Auflagen der Deutschen Fußball Liga (DFL) begründet.

Der Ausbau des Fritz-Walter-Stadions in Kaiserslautern ist ein weiteres warnendes Beispiel. Dort waren es vor allem die Stahlpreise und Nachforderungen der Fifa, die das Korsett gesprengt hatten: von 48,3 auf 72 Millionen Euro waren die Kosten gestiegen, um den Betzenberg für die Fußballweltmeisterschaft 2006 herauszuputzen.

Auch in Sinsheim, wo SAP-Gründer und Milliardär Dietmar Hopp derzeit eine 30 000-Zuschauer fassende Arena für seinen Noch-Zweitligisten TSG Hoffenheim errichtet, sind die Baukosten aus dem

Hintergrund

Ruder gelaufen. 40 bis 45 Millionen Euro wurden 2006 für den Stadionbau und die Schaffung von rund 3000 Parkplätzen veranschlagt, jetzt ist von 60 Millionen Euro die Rede. Als Grund für die Kostensteigerung wird der "schwammige Untergrund" des Geländes an der Autobahn 6 in der Nähe des Auto- und Technikmuseums Sinsheim genannt. Dort mussten über 30 Meter lange Betonpfeiler in den Boden gerammt werden, um dem Bau ein stabiles Fundament zu geben. Auch die allgemeine Teuerung dürfte eine Rolle gespielt haben. Für die Kommune und den Verein ist das aber kein Problem, da der Stadionbau von Mäzen Hopp bezahlt wird. Im Januar 2009 wird nach einer Bauzeit von rund zwei Jahren im neuen Stadion der Ball rollen: Die TSG Hoffenheim wird - so wie es derzeit aussieht - dann die Rückrunde in der Ersten Fußball-Bundesliga in ihrem neuen Schmuckkästchen einläuten.

Bei einem anderen Projekt, das mit dem Stadionbau in Mainz vergleichbar ist, scheint indes alles rund zu laufen: Im Mai soll der erste Spatenstich für das neue Stadion in Aachen vollzogen werden. Neben dem Tivoli entsteht eine Arena für 32 900 Zuschauer, für die die "Alemannia Aachen GmbH" einen Festpreis von 50 Millionen Euro mit dem Bauträger vereinbart hat. Ähnlich wie in Mainz ist dort ein relativ hoher Anteil von Stehplätzen (11 500) vorgesehen, neben 19 600 Sitzplätzen werden 1270 Business-Seats und 22 Logen geschaffen. "Laut, steil und eng" lautet die Vorgabe der Alemannia-Verantwortlichen für das Fußballstadion - so hatte auch 05-Manager Christian Heidel das Ziel für die Coface-Arena formuliert. Planung und Bau liegt in Aachen in den Händen der Walter Hellmich GmbH, die bereits die Schalke-Arena und die MSV-Arena in Duisburg, die bei den Kostenschätzungen schon mehrfach als Vorbild für Mainz genannt wurde, realisiert hat. 40 Millionen Euro hatte der Neubau im alten Wedaustadion unter der Federführung von Walter Hellmich, der auch Präsident des Erstligisten MSV Duisburg ist, gekostet - von Oktober 2003 bis März 2005 hatten die Arbeiten gedauert, 31 500 Zuschauer fasst die Arena.

Andere positive Beispiele: Von Frühjahr 2005 bis Ende 2006 baute die Hochtief Construction AG im Auftrag der Stadt Magdeburg ein 27 000 Zuschauer fassendes Stadion für 31 Millionen Euro für den Regionalligisten 1. FC Magdeburg. Und in Dresden wird das Rudolf-Harbig-Stadion bis Herbst 2009 für 42 Millionen Euro in eine moderne, 32 400 Zuschauer fassende Arena verwandelt.

Ende des Jahres, so Wirschaftsdezernent Ringhoffer, sei man bei der Ermittlung der Kosten für die Coface-Arena einen großen Schritt weiter. Derzeit bereitet die Stadt in Absprache mit Mainz 05 eine Funktionsbeschreibung vor: Wie viele Sitz- und Stehplätze soll es geben? Wie sieht der VIP-, Logen- und Medienbereich aus? Ende Mai könnte klar sein, wie die Arena beschaffen sein soll. Dann werden europaweit Interessenten, die die Planung und den Bau realisieren möchten, im Rahmen eines Wettbewerbs gesucht. In einer zweiten Stufe wird ein kleinerer Kreis aus diesen Interessenten ausgewählt, die genauere Pläne und Angaben zu den Kosten vorlegen sollen. Nach dem Eingang der Angebote will die Stadt die Entscheidung fällen, wer den Auftrag erhält. Ziel sei es, den Vertrag so zu gestalten, dass die Kostenvorgaben eingehalten werden müssen, erklärt Ringhoffer. "Aber jeder Vertrag hat zwei Vertragspartner."

Wie Bürgermeister Norbert Schüler (CDU) versichert, laufen die Vorbereitungen zur Schaffung des Baurechts auf vollen Touren: Am 17. April soll dem Bauausschuss der Masterplan des Büros "frankundfeil" vorgelegt werden, am 23. April der Stadtrat darüber befinden. Wenn alles glatt verläuft, könnte Ende 2008 Baurecht für die Coface-Arena herrschen. Noch im Jahr 2010 will Mainz 05 die Coface-Arena eröffnen.