Mainzer Fans lieben ihn
Ultras laden nach dem Schlusspfiff zur Plauderstunde
BUTTJE ROSENFELD, ERIK TRÜMPLER

Nach dem Heimspiel gegen Mainz 05 hat Ralph Gunesch ein Date. Kernige Fußballfans warten sehnsüchtig auf den Ex. Die Mainzer Ultras haben ihren ehemaligen Spieler ins Hotel eingeladen. Bei einem Glas Cola wird über alte Zeiten geplaudert - ganz egal, wie die 90 Minuten zuvor ausgegangen sind.

Gunesch hat in der Karnevalshochburg offenbar Spuren hinterlassen. Ein Jahr schnupperte er dort Erstligaluft, wurde rasch zum Publikumsliebling. Seine sportliche Bilanz jedoch liest sich erschreckend: neun Spiele, kein Sieg. Enttäuschung? Fehlanzeige. "Ich durfte in einer der besten Ligen der Welt spielen, konnte sehen, was es heißt, auf die Großen zu treffen", blickt Gunesch zurück. Nur eines ärgert ihn: "Ich wäre beim letzten Spiel von Mehmet Scholl dabei gewesen, wenn ich mich nicht im Abschlusstraining verletzt hätte. Das war bitter. Ich habe ihn bewundert."

Auch Gunesch ist es nicht entgangen, dass Mainz völlig "bekloppt" ist. Kult-Trainer Jürgen "Kloppo" Klopp prägt Stadt und Verein wie der Karneval. "Er hat fast so viel Mitspracherecht wie der Bürgermeister", betont der Abwehrrecke. Auch wenn der Kontakt zum Tausendsassa abgerissen ist, erinnert sich der Kiez-Kicker gerne an die Zusammenarbeit: "Er hat stets vorgelebt, was er von den Spielern erwartet. Völlige Identifikation mit dem Verein, Hingabe und Einsatz." Dazu jeden Tag ein Lächeln auf dem Trainingsplatz. Die positive Einstellung zum Beruf habe Klopp mit Holger Stanislawski gemein.

"Kloppo", "Stani" - morgen paart sich für "Ralle" Vergangenheit mit Gegenwart. Zeit für Rührseligkeiten bleibt auf dem Rasen des Millerntors nicht: "Die Anspannung ist anders, weil ich die Jungs so gut kenne. Wenn ich auf dem Platz stehe, gewinne ich aber nicht gegen Mainz, sondern mit St. Pauli."