Der Mainzer Patient
Das Offensivspiel des Zweitligisten brauchte dringend einen fitten Chadli Amri - aber er ist häufig verletzt
VON DANIEL MEUREN

Die Pressestelle des Fußball-Zweitligisten FSV Mainz 05 pflegt an fast jedem Trainingstag kurze medizinische Bulletins über die verletzungsbedingten Ausfälle im Kader von Trainer Jürgen Klopp zu verschicken. Da wird von großen und auch von kleinen Verletzungen berichtet, die den einen oder anderen Kicker zu einer Trainingsunterbrechung zwingen.

Ziemlich oft taucht in der zweiten Kategorie der Name Chadli Amri auf. Kein Profi im Kader des Tabellenzweiten musste in dieser Spielzeit öfter das Training abbrechen als der 23 Jahre alte algerische Nationalspieler, der seit seinem Wechsel aus Saarbrücken an den Rhein im Jahr 2006 als Riesentalent gepriesen. In kaum einer Trainingswoche hat Amri seither aber einmal alle Einheiten komplett absolvieren können. Entsprechend unregelmäßig kann Klopp seinen antrittsstärksten Kicker in den Kampf um den Aufstieg schicken. "Ein topfitter Amri, der mal eine Woche durchtrainiert, würde uns sicher helfen", sagt Klopp vor dem Spiel am Sonntag (14 Uhr) bei 1860 München. "Dann hätten wir auch die Möglichkeit, über eine Raute im Mittelfeld nachzudenken."


Diese Variante hatte Klopp im Wintertrainingslager immer wieder mit Amri als Mann hinter den Spitzen eingeübt. Doch schon damals fiel er in sämtlichen vier Testspielen aus, weil ein Oberschenkelmuskel "zumachte". Zuvor schon hatte er fast alle anderen Körperteile durch. "Das ist für mich eine ziemlich nervige Angelegenheit, weil ich immer wieder aus dem Rhythmus komme", sagt Amri, der für München zur Verfügung steht.

Nachdem der 1,78 Meter große Offensivakteur schon in der Vorsaison immer wieder Probleme hatte, musste er sich in der Vorbereitung auf diese Spielzeit zunächst einer Leistenoperation unterziehen. Anschließend zwangen ihn Probleme in der Wadenmuskulatur zum Abbruch der einen oder anderen Trainingseinheit, in jüngster Zeit behindern Rückenbeschwerden die Arbeit. "Bei Chadli wandern die Probleme in ganz typischer Art die Muskelkette rauf und runter. Er wäre wohl ein hervorragendes Studienobjekt in der Ausbildung von Physiotherapeuten", sagte sein Trainer schon vor geraumer Zeit. "Ich rate ihm dringend, dass er sich in der Sommerpause mal bei Experten von oben bis unten durchchecken lässt." In der medizinischen Abteilung heißt es hinter vorgehaltener Hand, dass Amri letztlich womöglich nur ein im Fußball noch immer verbreiteter Fall von nachlässigem Umgang mit dem eigenen Körper ist. Immerhin zeigt sich Amri einsichtig und verspricht Besserung. "Ich werde künftig in den Sommer- und Winterpausen konsequent weiterarbeiten, damit meine Muskeln nicht mehr so verletzungsanfällig sind."

Sperre für Soto?

Unterdessen könnte der Sportgerichtsfall von Elkin Soto zum Störfall werden. Dem 27-jährigen Kolumbianer, der sich nach einem Kreuzbandriss wieder an die Stammelf herangearbeitet hat, droht eine Sperre vom obersten Sportgerichtshof CAS in Lausanne. Bei seinem Wechsel nach Mainz im Januar 2007 forderte der abgebende Club Once Caldas eine Ablösesumme, weil Soto dort eine Absichtserklärung für eine Vertragsverlängerung bis 2008 unterzeichnet haben soll. Mainz rief den Weltfußballverband Fifa an und erhielt die Spielgenehmigung. Soto aber wird von Once Caldas Vertragsbruch vorgeworfen. Mittlerweile haben die Südamerikaner Einspruch eingelegt. Soto könnte eine Sperre von bis zu vier Monaten drohen.