Showdown im Kölner WM-Stadion
Vor dem "Halbfinale" zwischen den Aufstiegskandidaten Mainz 05 und Köln sind alle fit

Vom 10.05.2008

Sonntag, 14 Uhr, im Kölner WM-Stadion: Showdown. Der Zweitliga-Zweite 1. FC Köln empfängt den Vierten FSV Mainz 05. Zwei Spieltage vor Saisonschluss zählt für das 05-Team von Jürgen Klopp nur ein Sieg, um aus eigener Kraft den direkten Wiederaufstieg zu packen.

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Jens Grützner

Die Zeit des Psychologen im Trainer ist endgültig gekommen. Sowohl für Jürgen Klopp als auch Christoph Daum. Viele Profifußballer in Mainz und in Köln sind sensible Geschöpfe. Und die wollen vor diesem womöglich entscheidenden Duell zwischen den 05ern und dem FC im Kampf um den Aufstieg in die Erste Liga vor 50 000 Menschen in der Kölner WM-Arena gepflegt sein. Grund, dieses Spiel mit markigen Worten medial hochzujazzen, gibt es nicht. "Es ist offensichtlich, worum es geht", sagt Klopp. Kollege Daum erklärt: "An diesem Tag muss alles stimmen." Keine Seitenhiebe, keine Lautsprecheransagen. Die Feinarbeit der Motivation findet im Geheimen statt.

Wobei der Mainzer Coach dann doch etwas nach außen trägt. Klopp:"Wir haben einen Eindruck wettzumachen" - nämlich denjenigen, der zum 0:1 gegen Alemannia Aachen am Mittwoch geführt hat, als die 05er dem Druck gegen einen frei aufspielenden Konkurrenten nicht standhielten, weswegen die Kölner jetzt wieder Zweiter sind und die 05er Vierter. "Wir freuen uns stündlich mehr auf diese Chance", so Klopp. "Wir wissen seit Mittwoch, was für ein wichtiges Spiel ansteht." Der 40-Jährige orakelt, dass die Konkurrenz "erst am Sonntagmorgen aufwacht und weiß, worum es geht". Die Hoffnung: zu euphorische und somit wenig fokussierte FC-Kicker nach deren 3:1 in Augsburg.

Die Mainzer sind bereits am Freitag nach Köln aufgebrochen, damit "wir uns 100-prozentig auf das Geforderte einlassen, ohne Ablenkung", sagt Jürgen Klopp. In den anstehenden Gesprächen mit der Mannschaft gehe es nicht darum, die Bedeutung dieser Partie zu erläutern - um diese wissen Profis, die ihre Gehälter durch einen Aufstieg fast verdoppeln können, am besten Bescheid. Klopp: "Es geht um die Herangehensweise." Man könne gewinnen wollen aus Angst vor einer Niederlage - so wie die 05er gegen Aachen. Oder man könne gewinnen wollen aus Vorfreude auf den Sieg - so wie die Aachener in Mainz. Der FSV soll mit viel Lust ab 14 Uhr am Sonntag spielen.

Jürgen Klopp spricht von einem Halbfinale gegen den FC, weil ihn nur ein Szenario interessiert: Gewinnen die Mainzer, erhalten sie ihr Endspiel. Dann sind sie am 18. Mai mit einem weiteren Sieg gegen den FC St. Pauli direkt wieder aufgestiegen. Entscheidende Faktoren für den Ausgang der Partie? "Nerven, Klasse, Glück", sagt der Coach. "Am besten viel von allem."

FC-Sturm-Duo: 37 Tore

Klopp kann wie Christoph Daum aus dem Vollen schöpfen. Der kleine Schnupfen von Srdjan Baljak sollte sich verflüchtigen. Milorad Pekovic kehrt in die defensive Mittelfeldzentrale der Mainzer zurück. Der FC kommt mit dem Top-Stürmer-Duo. Milivoje Novakovic hat 20 Treffer erzielt und acht Torvorlagen gegeben. Patrick Helmes blickt auf 17 Treffer und fünf Assists. "Diesem Duo stellen wir die besten Innenverteidiger der Liga entgegen", so Klopp. Angeführt von Nikolce Noveski und Neven Subotic stellen die 05er weiter die beste Defensive. "Wenn jemand in der Zweiten Liga diese Jungs ausschalten kann, dann sind wir das." Beim 1:0-Sieg im Hinspiel funktionierte es bereits. Klopp: "Das war unser bestes Saisonspiel. Das Pressing war ideal. Wir haben die Kölner da gejagt, wo es ihnen weh tat." So soll es wieder kommen.

Ob Elkin Soto ein zweites mal innerhalb von vier Tagen wieder in der Startelf für Markus Feulner spielt, darüber gibt die physische Verfassung des Kolumbianers kurz vor Spielbeginn Aufschluss. Soto fehlte monatelang wegen eines Kreuzbandrisses. Und dann überlegt Jürgen Klopp angeblich, ob er Felix Borja auf die Bank setzt. Den 15-Tore-Mann aus Ecuador, der gegen Aachen ganz schwach spielte. "Felix hatte die richtige Einstellung, er hat sie nur nicht gezeigt", so der Chefcoach. Und das dürfe nicht noch einmal passieren. "Vielleicht kommen seine Geistesblitze besser von der Bank", sagt Klopp. Doch angesichts eines formschwachen Isaac Boakye und eines abschlussschwachen Chadli Amri fehlen echte Alternativen.

Auch von Seiten des Mainzer Managers Christian Heidel bleibt alles ruhig vor diesem Aufstiegs-Halbfinale. Heidel und FC-Manager Michael Meier hatten sich vor Wochen wegen der von Kölner Boulevardmedien kolportierten Zukunft von Trainer Jürgen Klopp beim FC in den Haaren. "Wir werden ein Schwätzchen halten. Wir haben keinen Krach. Jetzt geht es um Punkte, darum, unser Ziel zu erreichen", so der 05er. Das Finale gegen Pauli.