05-Anhänger schließen Frieden mit Karhan
Viel Applaus für Mittelfeldspieler/Hoogland findet Zweikampfstärke "unglaublich"/Ischdonat stellt keine Ansprüche

Vom 08.12.2007

Von
Roland Hessel

Er war der Mann des Abends. Kein Fernsehsender, keine Radiostadion, die auf ein Statement des Matchwinners verzichten wollte. Doch Tim Hoogland, der Mann, der Mainz 05 zumindest bis zum Montag auf den zweiten Platz der Zweiten Liga geköpft hatte, wollte eigentlich nur unter die warme Dusche. "Wir können es ja kurz machen, oder?", sagte der 22-jährige Rechtsverteidiger, der bereits zum dritten Mal - und jedes Mal mit dem Kopf - für die 05er erfolgreich war. "Wir trainieren das im Training", grinste Hoogland und lobte Vorlagen-Geber Daniel Gunkel in den höchsten Tönen. "Das war doch seine zwölfte oder 13. Vorlage." Es war zwar erst die fünfte, doch für den Ex-Schalker war´s eh nicht so wichtig. Viel wichtiger war ihm, wie sich die Mannschaft präsentiert hatte. "Was wir an Zweikampfstärke auf den Platz geworfen haben, das war unglaublich", meinte Hoogland, der sich nach eigenem Bekunden in Mainz pudelwohl fühlt. "Das läuft hier genau so, wie ich mir das erhofft habe. Ich bin superglücklich."

Wenn auch weitaus weniger euphorisch, so klang auch bei Miroslav Karhan eine große Zufriedenheit durch. "Ich bin nun mal nicht der Typ, der Ehrenrunden läuft", erklärte der oftmals so reserviert wirkende Slowake, dem die Reaktion des Publikums dennoch runtergegangen sein muss wie Öl. Mit Adduktorenproblemen hätte der 31-Jährige eigentlich schon zur Pause ausgewechselt werden müssen. Er stellte sich aber bis zur 81. Minute in den Dienst der Mannschaft. Und die Fans, die seine Leistungen oftmals sehr kontrovers diskutiert hatten, schlossen ihren Frieden mit dem ehemaligen Wolfsburger. Mit Applaus in ungeahnter Phonstärke verabschiedete der 05-Anhang den Routinier. "Die Fans hier sind wirklich der zwölfte Mann. Ein tolles Publikum", lobte Karhan, der natürlich auch das Team nicht vergaß. "Das war eine klasse Mannschaftsleistung. Jeder hat gekämpft, und dazu haben wir auch noch richtig gut gespielt", meinte der Mittelfeldspieler, dem nach eigenem Bekunden nur noch eines zum perfekten Glück fehlt. "Jetzt müssen wir nächste Woche auch auf St. Pauli gewinnen, dann können wir schön Weihnachten feiern."

Beim Hinrunden-Finale in Hamburg am Freitag will natürlich auch Manager Christian Heidel noch etwas "einsacken". Doch für den 44-Jährigen ist die Hinrunde so oder so gelungen. "Man kann schon jetzt sagen: Wir sind in der Zweiten Liga gut angekommen. Unter den bekannten Voraussetzungen haben wir eine klasse Vorrunde gespielt", freute sich Heidel, dem neben den acht Spielen ohne Niederlage in Serie natürlich auch die über 300 Minuten ohne Gegentor besonders gut gefallen. "Das kann sich doch sehen lassen", meinte der 05-Manager, der von den Kölnern indes ein wenig enttäuscht war. "Die haben ja richtig Beton angerührt", meinte Heidel. "Wir aber haben richtig gut Fußball gespielt."

Einer, der entscheidenden Anteil daran hatte, dass jetzt in über sieben Halbzeiten die "Null steht", gab sich indes bescheiden. "Die Jungs haben ja alles weggegrätscht. Und wenn mal ein Ball aufs Tor kommt, dafür bin ich dann ja auch da", meinte Daniel Ischdonat, der diesmal freilich einen eher geruhsamen Abend erlebt hatte. "Torwarttrainer Stephan Kuhnert hat in der Pause gesagt, dass es wichtig ist, die Spannung hochzuhalten. Denn es kann ja immer etwas passieren." Passiert ist nach der Pause eigentlich nur noch eine Sache. Und da stand dem 30-Jährigen das Glück zur Seite. Nämlich als ihm nach Novakovics Pfostenschuss der Ball in die Arme sprang. "Da habe ich nur gedacht, dass es ziemlich gut ist, dass ich die Kugel habe", lachte "Ischi", der übrigens trotz seiner Erfolgsserie keine Ansprüche anmelden will. "Es ist gut, wenn die Stammkräfte wieder zurückkommen. Das sind gute Jungs", meinte er nur auf die Frage, was denn sei, wenn Dimo Wache, der in der Winterpause wieder einsteigen will, und Christian Wetklo ihre Verletzungen auskuriert haben. Keine Ansprüche? "An dieser Diskussion beteilige ich mich nicht", sagte der gebürtige Leverkusener freundlich, aber bestimmt.

Die Stimmung stimmt also am Bruchweg. Was auch Torwarttrainer Kuhnert dokumentierte. "Ach, ist das schön hier", lachte "Kuhni" über das ganze Gesicht, bevor er in die Kabine entschwand. Und Trainer Jürgen Klopp ließ es sich am Abend auch richtig gut gehen. Der 05-Coach feierte den Sieg mit Freunden bei einem Konzert des Barden Dieter Thomas Kuhn. Man kann davon ausgehen, dass es dem 40-Jährigen viel Spaß gemacht hat...