"Team muss diese Stadt elektrisieren"


05-Präsident Harald Strutz zur Rückrunde / Gespräche mit Heidel / Klopp kennt Verantwortung


Vom 30.01.2008

Am Fastnachtsonntag startet Fußball-Zweitligist Mainz 05 mit der Partie bei der TuS Koblenz in die Rückrunde. Nicht nur Punkte müssen die Nullfünfer in den kommenden Wochen einspielen, es werden auch Antworten auf die Stadionfrage, die Managerfrage und die Trainerfrage erwartet. Wir sprachen mit Klubchef Harald Strutz.


Herr Strutz, wie viel Freude macht es zur Zeit Präsident des FSV Mainz 05 zu sein?

Strutz: Warum sollte es keine Freude machen? Bei der Führung eines Vereins werden immer wieder Probleme bei Personal- und Sachfragen auftauchen. Wir gehen unaufgeregt an diese Themen ran. Das ist doch ein normaler Vorgang. Ich gehe davon aus, dass das Vertrauen von Fans und Sponsoren in den Verein groß ist, egal wie die Personalentscheidungen ausgehen. Nur wenn wir diesen Status verlieren würden, wäre dies für Mainz 05 ein Nachteil.

Aber es gibt doch einige ergebnisoffene Projekte, die eher belastend wirken und durchaus gravierende Folgen für die Zukunft des Klubs haben könnten. Kein Fortgang in der Stadionfrage, Manager Christian Heidel denkt über einen Abschied nach, und die Antwort auf die Trainerfrage lässt auch auf sich warten?

Strutz: Natürlich gibt es diese Situation, aber mit gesundem Menschenverstand werden wir auch diese Themen bewältigen. Ich habe da ein Urvertrauen in die Kraft dieses Vereins.

Zum Stadion. Es gab Anfang Januar heftige Reaktionen auf Äußerungen von ihnen. War es ein Fehler, anzukündigen, dass der Verein den Stadtteil Gonsenheim mit 250000 Euro unterstützt, wenn das Stadionprojekt am Europakreisel verwirklicht werden kann?

Strutz: Nein. Ich glaube Stadt und Verein sind in eine echte Notsituation geraten. Wir wünschen uns am Europakreisel ein Stadion bauen zu können, das auch ein attraktives Eingangstor für Mainz bedeuten würde - als Symbol für eine moderne Stadt. Dort bestehen zweifelsfrei die besten Voraussetzungen für die Infrastruktur und Symbolcharakter. Ich erinnere daran, dass 125 Eigentümer ihre Grundstücke verkaufen wollen. Wir sind auch Anwalt dieser Menschen Interview

und vertreten deren Interessen. Sie zeigen ihre Bereitschaft, aber einige wenige wollen dies nicht und blockieren aus fehlender sozialer Verantwortung für die Gemeinschaft dieses Projekt. Denn, es gibt ja an diese Grundstücksbesitzer lukrative Angebote der Stadt. Es werden Tauschangebote von Gelände im Verhältnis eins zu sechs offeriert, es werden Verrentungsmodelle und Nießbrauchrecht (Nutzungsrecht) angeboten, dazu steht der faire Preis. Ich wiederhole es, die Stadt ist zusammen mit dem Verein in eine echte Notsituation geraten. Deshalb habe ich mein Angebot für soziale und karitative Einrichtungen in Gonsenheim unterbreitet und auch gesagt, wie helfen dem SV Gonsenheim. Ich erachte dies als legitim, und es zeugt von Offenheit.

Gibt es Fortschritte bei der Standortauswahl für die geplante Coface-Arena?

Strutz: Die Stadt führt meines Wissens nach direkte Gespräche mit den Grundstücksbesitzern. Zugleich wird das Portland-Gelände geprüft, und wir erwarten in den nächsten Wochen Ergebnisse. Klar ist, das Stadion mit dem Namen Coface wird gebaut - am Europakreisel oder bei Portland.

Zurück zum sportlichen Tagesgeschäft. Wann rechnen Sie mit einer Entscheidung über eine Vertragsverlängerung mit Manager Heidel?

Strutz: Ich habe mit Christian Heidel vereinbart, dass wir, Friedhelm Andres (Finanzvorstand) und ich, nach Fastnacht auf ihn zu kommen. Wir werden ihm dann ein konkretes Angebot unterbreiten.

Wie sehen Sie die Entwicklung um Jürgen Klopp. Mainz 05 will den Trainer halten, gibt es überhaupt eine Chance?

Strutz: Zum Thema Jürgen Klopp habe ich mich hinreichend geäußert. Es steht außer Frage, dass Kloppo seine eigene persönliche Entscheidung treffen muss. Das wird er mit Sicherheit auch demnächst tun. Der Zeitpunkt seiner Entscheidung wird geprägt sein von seiner Verantwortung gegenüber seinen Spielern und dem Verein.

Befürchten Sie Auswirkungen auf den sportlichen Verlauf der Rückrunde, weil so viele Entscheidungen auf eine Lösung warten?

Strutz: Nein. Diese Mannschaft und jeder einzelne Spieler hat keine andere Aufgabe als diese Stadt und Region zu elektrisieren. Es gilt die Chance zu nutzen und in die Bundesliga aufzusteigen. Jeder Spieler unserer Mannschaft muss auch wissen, dass es solche Fragen und Themen im Umfeld eines Vereins immer geben wird. Und ich sage deutlich: Wir reden über den Bau eines Stadions, also über sehr gute Perspektiven für die Entwicklung des 1. FSV Mainz 05.

Am Sonntag geht es nach Koblenz. Bisher waren Spiele an Fastnacht nicht unbedingt ein gutes Datum für Mainz 05. Aber im vergangenen Jahr wurde der Bann mit einem 2:1-Sieg bei Hertha BSC gebrochen. Was erwartet der Präsident diesmal?

Strutz: Ich erwarte ein unglaublich bissiges Spiel, es wird ein harter Kampf. Die Fastnacht, das ist für Mainz 05 bis Rosenmontag kein Thema.

Noch 17 Spiele, zweiter Platz als Basis. Feiert Mainz 05 im Mai wieder den Aufstieg?

Strutz: Das weiß ich nicht.