Der Architekt bleibt in seinem Haus


Die siebte Kalenderwoche des Jahres 2008 scheint für Mainz 05 eine regelrechte Glücksphase zu sein. Nach dem Auswärtssieg in Mönchengladbach und dem Ende der Stadiondebatte durfte sich der Fußball-Zweitligist gestern über eine zukunftsweisende Entscheidung von Manager Christian Heidel freuen.

Heidel verlängerte zwei Tage vor dem Spiel gegen den Tabellenletzten Carl Zeiss Jena (Freitag, 18 Uhr) seinen Vertrag bis 2013. "Ich freue mich, dass ich die Entwicklung des Vereins mit dem nun gesicherten Stadionbau weiter vorantreiben kann", begründete er seine Entscheidung. "Ich sehe jetzt die Chance, dass wir uns irgendwann oben etablieren können."

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Der 44 Jahre alte Heidel ist der Motor des Mainzer Aufschwungs von der grausten aller Zweitligamäuse zu einem Farbtupfer im deutschen Profifußball. Der gebürtige Mainzer arbeitet seit 1991 im Vorstand seines Klubs mit - seit 1992 ist er verantwortlich für die Lizenzspielerabteilung - und wuchs in dieser Zeit immer mehr in die Rolle des Machers am Bruchweg hinein. Auch die wohl glücklichste Entscheidung der Vereinsgeschichte, Jürgen Klopp im Jahr 2001 zum Mainzer Trainer zu machen, ging auf Heidels Konto.

Bis zur Insolvenz seines Autohauses im Jahr 2005 arbeitete Heidel ehrenamtlich, seither wurde er mit angeblich rund 300 000 Euro pro Jahr im Vergleich zu vielen Kollegen relativ gering bezahlt. Trotz deutlich verbesserter Konditionen dürfte Heidel auch jetzt besser dotierte Jobs außerhalb von Mainz ignoriert haben, um die sportliche Entwicklung seiner großen Liebe weiter mitgestalten zu können. "Nach nun 16 Jahren kenne ich natürlich jeden in dem Geschäft, deshalb redet man immer mal über andere Möglichkeiten", sagte Heidel. "Ich habe aber mit keinem anderen Verein verhandelt."

Druck vom Verein genommen

Stattdessen zögerte Heidel mit seiner Vertragsunterschrift, weil es im Zuge der Planungen für das neue Stadion immer wieder Attacken aus der Mainzer Wirtschaft und Lokalpolitik gegen seine Person gab, die den Manager persönlich tief getroffen haben. Die jetzige Vertragsverlängerung nimmt in einer Phase, in der Trainer Klopp weiter mit einer Entscheidung über seine berufliche Zukunft zögert, großen Druck von der Vereinsführung.

Ein Dienstende Heidels bei gleichzeitigem Abschied Klopps hätte Mainz 05 wohl kaum verkraftet. Klopp sagte mit stillschweigendem Verweis auf seine offene Zukunft vieldeutig, dass mit der Klärung der Stadionfrage und Heidels Vertragsverlängerung "die beiden wichtigsten Entscheidungen für meinen Lieblingsverein gefallen sind".

Am Freitag könnte Mainz mit einem Sieg gegen Jena erstmals in dieser Spielzeit die Tabellenspitze erklimmen. Ob dieser Rauschzustand in der Woche des Glücks dann ausreichen würde, um auch noch die Trainerfrage zu klären, ist eher unwahrscheinlich.