FSV Mainz 05

Hopp oder Klopp

VON FRANK HELLMANN

Jürgen Klopp, das weiß man beim FSV Mainz 05, kann von den kleinen Lastern nicht lassen. Mal eine Zigarette, gerne Süßigkeiten - beides soll ja nervenschonende Wirkung haben. War es ein Zufall, dass der Fußballlehrer vor und nach der gestrigen Pressekonferenz zum Glimmstängel griff, während der fast 40-minütigen Plauderrunde die bereit liegenden Schoko-Küsschen genoss? Doch wer daraus eine besondere Anspannung ableiten möchte, liegt falsch.

Klopp und Klub demonstrieren vor dem Aufstiegsendspiel am Sonntag beim 1. FC Köln (14 Uhr) Gelassenheit. "Bei uns ist immer Dramatik bis zum letzten Spieltag. Die Situation ist fast schon Normalität", erklärt Manager Christian Heidel. Einerseits. Andererseits platzen bei einer Niederlage vermutlich alle Aufstiegsträume. Und so oft die Rheinhessen die Partie am Rhein zum "Halbfinale" erklären - sie ist auch ein Endspiel um Kultfigur Klopp. Nur beim Aufstieg bleibt der seit mehr als sieben Jahre wirkende Trainer.


"Das kann ich ausblenden", konterte Klopp. "Komplett." Es gab Fragen, da antwortete der 40-Jährige ausführlicher. In Köln sei Sturm nach der Devise "Holla-hier-kommt-die-Waldfee" (Klopp) nicht angesagt. Für die defensive Stabilität sei die Rückkehr von Milorad Pekovic elementar, "der Junge spielt immer mit Puls 200". Für die offensive Ausrichtung sei nicht klar, ob der zuletzt lethargische Torjäger Felix Borja von Beginn an spiele, "das wird keine einfache Entscheidung". Und der 40-Jährige referierte, dass Kölns Topstürmer Milivoje Novakovic (20 Tore) und Patrick Helmes (17) nur von den besten Verteidigern der Liga gestoppt werden könnten, "das sind wohl unsere." Sprach's und schmunzelte.

Zukunft völlig offen

Ernst wiederum wurde die Miene des Mainzer Frontmannes, als die Fragen auf mögliche künftige Arbeitgeber zielten. Es könne ja sein, dass statt den Mainzern die Kölner aufstiegen, Christoph Daum trotzdem ginge und erneut Klopp kontaktiert werde. Kann er ausschließen, durch diese Hintertür in die erste Liga zu schreiten? "Es gibt für mich nur ein Thema, und das ist das Köln-Spiel. Zu allem anderen werde ich mich nicht äußern." Sein scherzender Nachsatz ließ allen Raum zu Spekulationen: "Jetzt kann man wieder schreiben: ‚Ein Dementi klingt anders'."

Präziser äußerte sich später Heidel. Klopp solle bitteschön keineswegs zu Klubs vom Kaliber Kölns wechseln. "Dass er was aufbauen kann, hat er bewiesen. Der nächste logische Schritt wäre ein Spitzenverein, um an die Früchte zu kommen." Das Szenario mochte der ehemalige Autohändler aber nicht näher ausführen. Stattdessen die Alternativen: "Bei einem Sieg sind wir mit der Fußspitze auf der Ziellinie. Und beim Unentschieden kehren wir voller Optimismus nach Mainz zurück." Und mit der Hoffnung, die Zusammenarbeit mit dem bekanntesten Angestellten fortzuführen.