Die Zeichen stehen auf Abschied

Die Uhr für Wellington und Isaac Boakye scheint beim FSV Mainz 05 zum Ende dieser Zweitligasaison abzulaufen. Die Ablösesummen für die beiden Ergänzungsspieler wären dem Klub nach jetzigem Stand der Dinge einfach zu hoch.

Vier Verträge laufen am 30. Juni aus beim FSV Mainz 05. Die Planungen des Fußball-Zweitligisten sind unterschied­lich gelagert. Die Offensivspieler Wellington und Isaac Boakye sind ausgeliehen, bei einer Weiterverpflichtung stehen relativ hohe Ablösesummen im Raum. "Das wäre beim gegenwärtigen Stand beides nicht darstellbar, da beide keine Stammspieler sind", sagt 05-Manager Christian Heidel. Wellington, an dem der brasilianische Erstligist Corinthians Sao Paulo die Transferrechte hat, würde 800 000 Euro Ablöse kosten. Boakye gehört dem VfL Wolfsburg, beim Stürmer sind 1,6 Millionen Euro Ablöse im Ausleihvertrag verankert. Die jeweiligen Kaufoptionen müssten die 05er erst nach Saisonende ziehen. "Im Moment wollen wir keinem der beiden Spieler den Weg verbauen, sich in den restlichen fünf Saisonspielen vielleicht noch in den Vordergrund zu schieben", erklärt Heidel. "Klar ist aber, dass wir für Bankspieler nicht solche Summen investieren können und wollen."

In den nächsten 14 Tagen wird Heidel mit den zuständigen Beratern entsprechende Gespräche führen. "Wunder gibt es immer wieder", sagt Heidel. Das ist gemünzt auf Wellington, der zuletzt nur noch auf der Tribüne saß. Da stehen die Zeichen auf Abschied. Die taktischen Defizite des Mittelfeldspielers, der technisch stark ist, einen guten Schuss hat und auch verwertbare Flanken schlagen kann, sind nach wie vor groß. Zudem fehlt es dem Brasilianer natürlich inzwischen an Spielpraxis, damit auch an Selbstvertrauen.

Von Potenzial eines Isaac Boakye sind Manager Heidel und Trainer Jürgen Klopp nach wie vor überzeugt. Den Ghanaer plagen Anpassungsprobleme an die Mainzer Spielart, an das neue Umfeld. Dazu kommt, dass Boakye zuvor in Wolfsburg eineinhalb Jahre lang fast keine Spielpraxis hatte, auch das schlägt sich nieder in fehlendem Wett­kampfrhythmus und einem unterentwickelten Selbstwertgefühl. Heidel will in Gesprächen mit dem Spieler, dem Berater und dem Wolfsburger Trainer-Manager Felix Magath herausfinden, ob es möglicherweise noch andere Lösungen gibt. "Isaac könnte uns in Zukunft sicher sowohl in der Zweiten, als auch in der Ersten Liga helfen", so Heidel. "Deshalb werden wir darüber sprechen, welche Wege es geben könnte." Eventuell sind die Wolfsburger bereit, die Ablöse neu zu verhandeln. Ein weiteres Jahr Ausleihe dürfte keinen Sinn machen, denn im Sommer 2009 läuft Boakyes Vertrag beim VfL aus, dann wäre der Stürmer ablösefrei, und der abgebende Klub ginge jetzt noch möglichen Transfereinnahmen verlustig. "Wir müssen jetzt erst einmal hören", so Heidel, "welche Vorstellungen der Spieler hat." Komme es mit den Beteiligten Parteien zu keiner Einigung, "dann müsste man sich eben trennen". Grundsätzlich aber habe Boakye die Qualität für eine Zukunft am Bruchweg. Nur nicht für 1,6 Mio Ablöse in diesem Sommer.

Verträge von Vrancic und Daghfous laufen ebenfalls aus

Blieben Damir Vrancic und Nej Daghfous. Vrancic hatte im Sommer 2007 einen 2-Jahres-Vertrag angeboten bekommen. Der Mittelfeldspieler lehnte ab und handelte einen 1-Jahres-Kontrakt aus. "Damir wollte sehen, ob er sich durchsetzen kann bei uns, und danach wollte er freie Hand haben, für einen besseren Vertrag oder für einen Wechsel", erklärt Heidel. Nun müsse man sich unterhalten. Bei einer Zweitligazukunft hätte Vrancic sicher gute Karten. Der 22-Jährige hat sich weiter entwickelt, er hatte auch einige Einsätze in der Ersten und Zweiten Liga, woran es mangelt bei dem werdenden Strategen, das ist die Dynamik im Umschaltverhalten, die Handlungs­geschwindigkeit. "Wir werden Damir für beide Ligen seine Perspektiven aufzeigen", sagt Heidel. Nach einem Aufstieg würde sich der Klub im Mittelfeld natürlich weiter verstärken. Ob Vrancic gewillt ist, dann weiterhin auf der Bank zu sitzen, das müssten nun die Gespräche zeigen. "Wenn er vernünftige Vorstellungen hat", so der Manager, "dann können wir uns eine Vertragsverlängerung vorstellen." Mag sein, dass der Techniker mittlerweile aber auch die Chance sieht, bei einem anderen Zweitligisten Stammspieler zu werden.

Ähnlich gelagert ist der Fall bei Daghfous. Der laufstarke 21-Jährige hatte Zweitligaeinsätze im Sturm und auch im rechten Mittelfeld. Nach einem Aufstieg würde Daghfous in beiden Mannschaftsteilen sicher Probleme haben, in den Spielkader zu gelangen. Auch da will sich Heidel zunächst die Gedanken des Spielers anhören.
"Auch bei Nej können wir uns eine Vertragsverlängerung vorstellen." Da der Manager sich aber heute einer mehr­stündigen Kieferoperation unterziehen muss, können die Verhandlungen erst fortgeführt werden, wenn Heidel wieder im Voll besitz seiner verbalen Kräfte ist.

Zuletzt bearbeitet von Mainzer; 22/04/2008 10:57.