05-Präsident fordert Siegeswillen auch auswärts ein / Manager Heidel zu Borja: "Der Junge will unbedingt"

Vom 08.04.2008

Den Derby-Erfolg im Rücken, zwei schwere Partien gegen Abstiegskandidaten vor der Brust. Zudem warten die Fans des 1. FSV Mainz 05 auf die Antwort von Jürgen Klopp auf die Trainerfrage. Im Mittelpunkt des Interesses steht für die Klubverantwortlichen allerdings der Auftritt am Freitag (18 Uhr) beim Tabellenzwölften FC Augsburg.


Von

Lutz Eberhard

Für den Präsidenten des Fußball-Zweitligisten Mainz 05, Harald Strutz, ist die Ausgangslage klar: "Diesen Siegeswillen vom Sonntag muss die Mannschaft jetzt auch auswärts zeigen. Unsere Chance für den Aufstieg ist realistisch, auch wenn die Mannschaft vielleicht dafür mehr tun muss als andere. Aber sie kann es auch." Manager Christian Heidel lobte am Montag vor allem die Zuschauer: "Wir hatten ja eine schwache Phase, da hat man gespürt, dass die Leute auf den Rängen helfen wollten." Die Heimspiele seien das große Plus im Endspurt, noch vier Mal wird am Bruchweg angepfiffen (gegen SC Paderborn, 1. FC Kaiserslautern, Alemannia Aachen und FC St. Pauli). Auswärts müssen die Nullfünfer in Augsburg, beim VfL Osnabrück und in Köln ran.

Heidel machte gestern Felix Borja Mut, der seit sieben Spielen auf einen Torerfolg wartet. Der zehnte Saisontreffer liegt lange zurück, der gelang dem Ecuadorianer beim wichtigen 1:0-Erfolg über Borussia Mönchengladbach am 18. Februar. "Der Junge will unbedingt, er wird auch wieder treffen. Wir haben noch sieben Spiele, wenn er da wieder trifft, bin ich hochzufrieden." Heidel schließt aus, Borja habe, weil er nun wisse, dass er über den Sommer hinaus in Mainz bleibe, Tempo aus seinen Aktionen genommen. "Das spielt keine Rolle", sagte Heidel im Gespräch mit der AZ deutlich. Anfang Januar hatte Mainz 05 den Angreifer vorzeitig für rund 800 000 Euro vom griechischen Champions-League-Teilnehmer Olympiakos Piräus gekauft und bis 2011 unter Vertrag genommen. Zuvor hatte er 200 000 Euro Leihgebühr bis 30. Juni 2008 gekostet.

Bei anderen Akteuren im 05-Kader hat Heidel schon erkannt, dass die Form steigt. "Kein Spieler kann 34 Spiele auf oberstem Niveau absolvieren. Wichtig ist, dass jetzt alles raus gekitzelt wird." Besonders bei Daniel Gunkel und Srdjan Baljak zeigt die Formkurve steil nach oben. "Bei Baljak hat man das auch auch am Beifall gespürt, als er ausgewechselt wurde", bemerkte Heidel.

Für den "Doppelspieltag" in Augsburg und daheim gegen Paderborn sieht der 05-Manager den größeren Druck bei Augsburg: "Jetzt nur das Unentschieden gegen Aue, zuvor die Heimniederlage gegen Paderborn; sechs Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz bei sieben Spielen ist ein gesundes Polster, aber nicht beruhigend." Für den Tabellenletzten SC Paderborn, so glaubt Heidel, sei der Freitag richtungsweisend, da kommt der 1. FC Köln. "Ein Sieg könnte Kräfte freisetzen."

Zur Zukunft von Trainer Jürgen Klopp in Mainz gibt es keinen neuen Sachstand. Gestern gab es das übliche Telefonat zwischen Coach und Manager, heute folgt ein turnusgemäßes Treffen. Ob Jürgen Klopp sich vor dem "Doppelspieltag" wie angekündigt erklärt, das war am Montagabend völlig offen.

Ärger in Hamburg

In Hamburg wird es in der Trainerdiskussion immer unruhiger. Jetzt platzte Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer, einem der Hauptschuldigen an diesem Dilemma, der Kragen, weil der TV-Bezahlsender Premier gemeldet hatte, Louis van Gaal (noch AZ Alkmaar) werde HSV-Trainer. Beiersdorfer scharf: "Wenn einer besonders gute Quellen hat, die näher dran sind als der Platzwart, der Zeugwart, die Waschfrau, der Sportdirektor oder der Vorstand..., das ist doch unwürdig. Wie viele Namen wurden genannt? 15, 20? Ich könnte Ihnen ja noch 100 Namen aufzählen." Noch Hamburg-Coach Huub Stevens erklärte Journalisten die Situation van Gaals in Alkmaar: "Er hat beim Vorstand angekündigt, dass er im Sommer aufhören möchte, hat dies danach auch seinen Spielern mitgeteilt. Doch die Mannschaft hat das nicht akzeptiert, kämpft um van Gaal und will ihn doch noch zum Bleiben überreden."

Jürgen Klopp spielt offenbar an der Alster keine Rolle mehr. Für Mainz 05 geht es nun darum, setzt er seine Trainerkarriere bei einem Aufstieg fort, oder verkündet er seinen Abschied und wartet auf andere Angebote? Und wann ist für die Klopp-Erklärung der richtige Zeitpunkt? Das ist die zur Stunde fast noch interessantere Frage.

Im Training fehlten gestern Miroslav Karhan (krank), Tim Hoogland (Nackenprobleme) und Felix Borja (Patellasehne).