Der Ärger über die Augsburger Zementfabrik

05er monieren defensive Spielweise des Gegners / Strutz frustriert und schockiert / Gunkel gibt zu: "Das war zu wenig"

Vom 12.04.2008

Als die redewilligen Mainzer Profis, Manager Christian Heidel und Präsident Harald Strutz nach dem 1:2 in den Katakomben des alten Augsburger Rosenaustadions über das Zustandekommen sowie die Folgen der Pleite referiert und auf Fragen geantwortet hatten, da wurde wieder deutlich, dass beim Aufstiegskandidaten Anspruch und Wirklichkeit mitunter weit auseinander klaffen.

Nachdem viele 05er wortlos in die Kabine gestapft waren, Christian Heidel nur eine kurze Wartezeit bis zu Kommentaren in Aussicht stellte, kam Harald Strutz die Steinstufen zum Umkleidetrakt emporgeklettert. Strutz blies die Backen auf und sagte dann: "Ich sage nur einen Satz: Ich bin frustriert und über die erste Hälfte schockiert." Dann machte sich der Rechtsanwalt auf zu Teilen der Mannschaft. Doch nur ein paar Sekunden später kehrte er zurück. "Wie hat Köln gespielt?", fragte er. "2:2?" Strutz´ Gesicht hellte sich auf. "Dann bin ich etwas beruhigter." Doch sofort erklärte er auch wieder: "Mir tut es für die Fans leid, die viereinhalb Stunden her gefahren sind."

Eigentlich hatte Marco Rose schon abgewunken bei den Wünschen nach Aussagen für eine Leistung, die so viel schlechter als die gegen den SV Wehen Wiesbaden gewesen war und auch hinter derjenigen beim 3:3 in Aue zurückstand. Doch dann redete der Routinier doch. Wie die folgenden Gesprächspartner führte Rose zunächst den Augsburger Fußball an und für sich als Problem an. "Ich habe keine Ahnung, was die da spielen", sagte er angesichts der zurückhaltenden FCA-Art. Doch Rose musste zugestehen, dass die Mainzer sich das Resultat letztlich selbst zuzuschreiben hatten. "Wir sind ja gut ins Spiel gekommen. Aber dann haben wir die Räume zum Spielen entweder nicht mehr gesehen oder genutzt." Dass, was Jürgen Klopp in den Besinnungstagen vor einer Woche in Grünberg gefordert und was die Mannschaft beim 3:0 gegen den SV Wehen Wiesbaden umgesetzt hatte, fehlte komplett: Die Gier auf das zweite Tor. "Das stimmt absolut", so Rose. "Das müssen wir uns vorwerfen lassen." Nur die Frage nach dem Warum, konnte er nicht schlüssig beantworten. "Schwer zu sagen. Solche Spiele entwickeln eine Eigendynamik."

Bevor Daniel Gunkel die letzten Meter zu den Duschen zurücklegte, wurde auch er mit dem Phänomen fehlenden Gier konfrontiert. "Wir haben den Faden verloren", sagte der Standardspezialist. "Es ist ein Bild, das immer wieder kommt in dieser Saison. Das ist bitter, denn wir haben in dieser Woche wieder alles für einen Sieg getan." Für Gunkel gab es keinen Grund, dass "wir dieses Tor zum 1:1 fressen. Insgesamt war es einfach zu wenig von uns." Wie beim zurückliegenden Auswärtsspiel in Aue. Trotz der Besinnungstage.

Dann hatte sich Christian Heidel gesammelt. Der Manager sprach von einem "individuellen Fehler", der zum 1:1 geführt habe - Nikolce Noveskis Zweikampfniederlage -, und "einem 2:1, "das man gegen diesen Zwei-Meter-Mann nicht verhindern kann". Und dann wurmte Heidel das "Acht-Null-Zwei-System" der Augsbuger, das mit Fußball wenig zu tun gehabt habe. "Das war kein Beton wie im Hinspiel, das war eine Zementfabrik." Doch Heidel beeilte sich nachzuschieben, dass "so was natürlich legitim ist. Dagegen ist uns nichts eingefallen." Und das ist der Knackpunkt. Die Geschichte von Anspruch und Wirklichkeit. Eine Spitzenmannschaft mit technisch gut ausgebildeten, erstliga-erfahrenen Leuten, sollte Antworten gegen tief gestaffelte Gegner finden. Der 05-Manager: "Wir haben ein Problem, das wir momentan nicht in den Griff bekommen. Aber wir werden Ruhe bewahren." Wobei Rose zugab: "Die Spiele werden immer weniger. Es wäre wichtig gewesen, hier zu gewinnen." Zum Schluss noch eine Frage an Rose, Gunkel und Heidel: Übt die Bekanntgabe von Trainer Jürgen Klopp, nur im Aufstiegsfall Trainer in Mainz zu bleiben, zusätzlichen Druck auf die Mannschaft aus? Die sinngemäße, übereinstimmende Antwort: Quatsch. Denn: Jeder Profi wolle aufsteigen. Es bleiben sechs Spiele, Anspruch und Wirklichkeit in Einklang zu bringen.