Mainzer benötigen jetzt Schützenhilfe

Aufstieg nach 0:2 in Köln aus eigener Kraft nicht mehr möglich / Daums Zukunft offen

Vom 13.05.2008

KÖLN Der FSV Mainz 05 darf auch nach dem 33. Spieltag vom direkten Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga träumen. Allerdings haben sich die Mainzer vor dem Saisonfinale am Sonntag gegen den FC St. Pauli um den entscheidenden Pluspunkt gebracht. Nach dem 0:2 (0:1) beim 1. FC Köln, der seinerseits den Aufstieg perfekt machte, haben es die 05er nicht mehr selbst in der Hand.


Von Roland Hessel

Die Mainzer Gefühlswelt fuhr am Pfingstsonntag zwischen 14 und 15.50 Uhr nahezu Achterbahn.Der 1. FC Köln war durch die zwei Tore von Rode Antar (siehe auch unten stehenden Bericht) schon uneinholbar enteilt, da teilte 05-Manager Christian Heidel seinem Trainer Jürgen Klopp mit, dass 1899 Hoffenheim bei Kickers Offenbach mit 1:0 führte. Klopps Mission beim FSV Mainz 05 war zu diesem Zeitpunkt, etwa eine Viertelstunde vor Spielschluss, nach insgesamt 18 Jahren, davon sieben als Trainer, beendet. Die Aufstiegstür war zu und der Coach, der nur bei der Rückkehr in die Bundesliga in Mainz bleiben wollte, schien sich eine neue Aufgabe suchen zu müssen.

Kurz vor dem Ende war es wieder Heidel, der seinen Coach vom Offenbacher Ausgleich informierte. Die Ausgangslage hatte sich plötzlich grundlegend geändert. Klar war: Sollte der FSV Mainz 05 das Finale gegen St. Pauli gewinnen und gleichzeitig 1899 Hoffenheim die Partie gegen die Spvgg. Greuther Fürth nicht als Sieger beenden, dann ist 05 in der Spielzeit 2008/2009 doch noch erstklassig.

"Natürlich habe ich mich sofort an 2004 erinnert", sagte Klopp. Damals hatten die Mainzer durch ein 0:0 in Regensburg ebenfalls fast alles aus der Hand gegeben, durften dann aber eine Woche später nach dem 3:0-Erfolg über Trier bei gleichzeitiger 0:1-Niederlage von Aachen in Karlsruhe doch noch jubeln. "Wir haben damals eine Woche nach dem vermeintlichen Aus leidenschaftlich Fußball gespielt. Das werden wir diesmal wieder tun. Wir werden unsere Hausaufgaben machen und sehen, wozu das führt. Wir müssen gewinnen, darüber hinaus brauchen wir nicht nachzudenken."

Dass es in Köln nicht so geklappt hat mit dem leidenschaftlichen Fußball, nahm Klopp indes auf seine Kappe. "Für alles, was nicht funktioniert hat, trage ich zu 100 Prozent die Verantwortung", betonte der 40-Jährige, der mit einer ungewohnten Aufstellung überrascht hatte. Für Miroslav Karhan, Elkin Soto und Srdjan Baljak brachte er Markus Feulner, Nejmeddin Daghfous und Chadli Amri. Drei extrem schnelle Spieler, "die die Kölner dort beschäftigen sollten, wo es besonders weh tut." Zudem seien Soto und Karhan am Mittwoch zuvor mit Krämpfen ausgewechselt worden. Baljak war krank. "Und wir hatten keine normale Trainingswoche, sodass ich nicht sehen konnte, wie fit sie jetzt wirklich sind." Nach langen Einzelgesprächen hätte er sich für diese Aufstellung entschieden, wohl wissend, dass die drei "Ausgebooteten" allesamt nicht begeistert waren: "Dass die Mannschaft nächste Woche wieder anders aussehen kann, ist logisch."

Die Mainzer gehen also mit großen Hoffnungen in die finale Begegnung, die Kölner tun dies überaus entspannt. "Es ist ein unglaublich schönes Gefühl", sagte FC-Trainer Christoph Daum, der nach der obligatorischen Bierdusche die Pressekonferenz im edlen Zwirn und merkwürdig distanziert abhielt. "Es ist schön, hier zu sein und es ist schön, diese Erfolge zu feiern", so der nicht unumstrittene Trainer, dessen Vertrag sich mit dem Aufstieg automatisch verlängert hat, der sich aber über seine Zukunft nur nebulös äußerte. "Ich habe immer gesagt, wenn die Saison vorbei ist, setzen wir uns zusammen. Das werden wir zeitnah tun. Ob das diese Woche ist oder am 19. Mai nach dem letzten Spiel - das kann ich jetzt nicht mit Sicherheit sagen."

Zu sagen hatte Daum dann aber noch etwas in Richtung Jürgen Klopp, der übrigens direkt nach dem Schlusspfiff sofort zu ihm gekommen war und gratuliert hatte. "Ich gönne es Jürgen persönlich von ganzem Herzen. Was er hier in Mainz mit aufgebaut hat, ist unglaublich." Kaum tröstende Worte für den vielleicht bald scheidenden 05-Trainer, der sich aber mit seiner Zukunft (noch) nicht beschäftigen wollte. "Ich stand bisher immer 100 Prozent hinter meinen Entscheidungen. Aber das ist jetzt gerade überhaupt nicht das Thema. Das Thema ist nur das Spiel gegen St. Pauli..."