05-Profis selbstkritisch zur Chancenauswertung / Kernspin soll Klarheit bei Gunkel bringen

Vom 17.03.2008

Von

Lutz Eberhard

So richtig zufrieden waren die Nullfünfer nach dem 1:1 nicht, auch wenn es der erste Punkt war, der in der Allianz Arena geholt wurde. Der Ärger über den Elfmeter für die Gastgeber war groß (siehe nebenstehenden Bericht), die Selbstkritik an der mangelhaften Auswertung der Konter nicht kleiner. Über 2000 Mainzer Fans waren dabei, nutzten den vorösterlichen Ausflug zum Besuch dieser Partie, auch sie konnten nicht wirklich zufrieden sein, ob jetzt in der Ostkurve, auf der Gegengerade oder in der Loge von Franz Beckenbauer, die ein Mainzer Geschäftsmann gemietet hatte.

"Wir müssen mit diesem Punkt leben", urteilte Präsident Harald Strutz. "Der Elfmeter hat uns aus der Bahn geworfen, und in der ersten Halbzeit fehlte uns die Konsequenz." Der 05-Chef war nicht allein mit seiner Meinung, auch die Profis haderten mit der Chancenverwertung. Tenor: Zwei Punkte wurden liegen gelassen. "Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir die Konter nicht gut spielen. Das war gegen Offenbach auch so", knurrte Miroslav Karhan. "Wir wollen den schwersten Pass spielen, obwohl wir fünf gegen drei laufen." Die Mannschaft habe nicht schlecht gespielt, bilanzierte der international erfahrene Slowake, aber: "Heute war mehr möglich. Denn nach dem 1:0 kann Felix das 2:0 machen - und dann dieses Geschenk", kommentierte Karhan den Elfer für die "Löwen". "Die fallen eben leicht, das ist bei di Salvo auch so - einfach lächerlich."

Daniel Gunkel, der in der Pause angeschlagen in der Kabine bleiben musste, hat die Hoffnung auf einen Einsatz im Spiel am Ostersonntag gegen 1899 Hoffenheim noch nicht aufgegeben. Heute soll eine Kernspintomografie Klarheit bringen, was im Muskel des linken Oberschenkels zwickt - Zerrung oder Verhärtung. "Ich hatte die Probleme schon die ganze Woche und nach zwanzig Minuten habe ich einen falschen Schritt gemacht. Bis zur Pause habe ich mich durchgebissen, wollte auch weitermachen, aber der Doc hat gesagt, es ist zu gefährlich", schilderte der Mittelfeldspieler. Die erste Halbzeit bezeichnete Gunkel als "sehr gut". "Aber wir waren zu wenig zielstrebig. Und da steht es 0:0 zur Pause statt 1:0 oder sogar 2:0." Und der Ex-Cottbuser schob nach: "Dann hatte der Schiedsrichter seinen Aussetzer..." Aber der 05-Profi gab auch zu: "Eigentlich ist das Umschalten auf Offensive eine richtige Waffe bei uns. Doch die Konter waren schlecht. Wir müssen einfach da ansetzen, denn es stimmt bei uns ja sonst alles - Kampf, Aggressivität und spielerische Klasse sind vorhanden."

Zufrieden lächelnd kam Srdjan Baljak in Richtung 05-Teambus geschlendert. Das erste Saisontor hat für den serbischen Torjäger lange auf sich warten lassen. "Ich hoffe, das setzt sich jetzt fort. Wir haben nun das schwere Spiel gegen Hoffenheim. Dieser eine Punkt heute kann wichtig sein."

Für Markus Feulner stand fest: "Wir hätten nach dem 1:0 weiter Fußball spielen müssen. So kam 1860 auf." Über seine große Torchance in der ersten Halbzeit, als er aussichtsreich den Ball aus der Nahdistanz über das Tor der Sechziger drosch, meinte der Mittelfeldspieler: "Ich war überrascht, dass ich den Ball noch mal bekam, und dann stand da noch der Gunki. Da habe ich gedacht: nur fest aufs Tor." Es sei versäumt worden, in der zweiten Halbzeit konsequenter nachzurücken bei den Kontern. "Es bewegt sich keiner so, als wolle er den Ball unbedingt." Zur eigenen Vorbereitung beim 1:0 sagte der Ex-Bayern-Profi: "Als Johnson sich den Ball zu weit vorgelegt hatte, da wusste ich, ich kann pressen, das ist meine Chance. Dann musste ich den Ball nur noch zu Baki reinschieben."

Christian Heidel sprach es gestern am deutlichsten aus: "Wir mussten heute drei Punkte holen, aber es ist egal, wie die anderen spielen, wir schauen nur auf uns. Die Erfahrung aus vielen Auf- und Abstiegskämpfen hat uns dies gelehrt." Für den 05-Manager waren die Nullfünfer die bessere Mannschaft, "denn klare Chance hatte 1860 nicht". Und Heidel sagte auch: "Wir können auch trotz des Elfmeterpfiffs das Spiel für uns entscheiden." Klar sei zudem, dass bei besserer Chancenauswertung schon mehr Punkte auf der Habenseite stehen könnten: "Das muss sicher verbessert werden."

Schon am Ostersonntag besteht dazu die Möglichkeit, wenn 1899 Hoffenheim kommt, der aktuelle Tabellenzweite. "Wir werden alles tun, die Siegesserie von Hoffenheim zu beenden. Sie sind derzeit wohl das stärkste Team in der Liga. Aber das ist für uns keine Überraschung." Und neben den zwei Punkten, die Mainz 05 gestern in München liegen ließ, wäre beinahe Neven Subotic verloren gegangen. Der junge Abwehrspieler plauschte noch mit Bekannten am Parkdeck der Allianz Arena, als der Teambus der 05er losfuhr. Auch ein Sprint half nichts. Mit dem Taxi ging es zum Flughafen, es reichte noch, um mit der Mannschaft im Flugzeug zu sitzen...