"Verkehr wird schlimmer als der Lärm"
Stadion-Nachbarn fürchtenBeeinträchtigungen/Schüler: Sorgfalt leidet nicht unter Zeitdruck


Vom 22.02.2008

"Laut und chaotisch", so fürchten Nachbarn des geplanten Stadions in Bretzenheim, werde es nach dessen Fertigstellung, wenn künftig alle 14 Tage Profifußball dort stattfindet.


Von

Werner Wenzel

Es müsse "niemand Befürchtungen haben, dass es keine hinreichende öffentliche Beteiligung" gebe, sagte Baudezernent Norbert Schüler (CDU) gestern, nachdem auch bei ihm im Dezernat sich Nachbarn des Stadions mit Bedenken wegen damit verbundener Belastungen gemeldet hatten. Allerdings verwies er darauf, dass das 60-Millionen-Euro-Projekt "wenige Stunden nach dem Aufstellungsbeschluss" im Stadtrat noch nicht so weit sei, dass man dazu fundiert Stellung beziehen könne. Zuerst solle der vorgesehene Projektlauf veröffentlicht werden, so dass ein öffentlicher Diskurs möglich werde. Insgesamt seien 30 Stellen an den Planungen beteiligt. Klar sei, dass "Zeitdruck die Sorgfalt bei der Planung nicht überlagern" dürfe.

Auch bei der AZ meldeten sich Nachbarn, die meisten sehen den Zusatzverkehr an Spieltagen kritisch. "Es wird laut", argwöhnt ein Bewohner aus der Hildegard-von-Bingen-Straße, "aber schlimmer als der Lärm aus dem Stadion wird der Verkehr." Schon jetzt brauche er an Spieltagen auf der Koblenzer Straße "eine halbe Stunde länger als sonst, um nach Hause zu kommen".

"Die Stadionbesucher werden uns einfach komplett zuparken", glaubt ein anderer Nachbar aus dem dicht bebauten Wohngebiet rund um Draiser Straße und Ostergraben.

All dies müsse bei der Konkretisierung der Pläne berücksichtigt werden, meinen übereinstimmend Ortsvorsteher Wolfram Erdmann (CDU) und der Bretzenheimer CDU-Stadtrat Dr. Walter Konrad. Erdmann sagte, dass man Maßnahmen ergreifen müsse, damit Parken in diesem Areal "nicht attraktiv ist". Der Zusatzverkehr dürfe, so Konrad, "nicht den Ortskern belasten".

Der Mainzer SPD-Chef Thomas Will, ebenfalls Bretzenheimer, setzt darauf, dass die Polizei das rund um den Bruchweg praktizierte Verkehrskonzept auch nach Bretzenheim transferieren könne, so dass es jenseits der Koblenzer Straße nicht zu Auswüchsen kommt. Er geht davon aus, dass die Stadion-Erschließung hauptsächlich über Europakreisel und Uni erfolge. Im Zuge der Planung werde die Bretzenheimer SPD vorschlagen, mit einer Straßenbahnlinie über die Uni die Anbindung des Stadions zu erleichtern, sagte Will.

Ebenso wie Stadtratskollege Konrad von der Union sieht er noch offene Fragen, die im Planungsverfahren "abgearbeitet werden müssen". Dass Lärmrichtwerte eingehalten werden, sei durch die Entfernung des Stadions zum nächsten Wohnhaus von mehr als 600 Metern wahrscheinlich, allerdings müsse man auch sehen, ob die Kompensation für den Bau in der Kaltluftschneise ausreiche, so der SPD-Chef.

Konrad fordert ein Konzept, damit überdies auch die umliegenden landwirtschaftlich genutzten Flächen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden und derzeit bestehende Wegeverbindungen nicht unterbrochen werden.