Ex-05-Stürmer David Wagner ist als Bundesliga-A-Junioren-Coach Helfer von Ralf Rangnick

Vom 20.03.2008

Am Sonntag, beim Zweitliga-Topspiel zwischen dem FSV Mainz 05 und 1899 Hoffenheim, sitzt David Wagner mit der kompletten Familie im Bruchwegstadion. Und mit gemischten Gefühlen. Wagner absolvierte 94 Zweitliga-Spiele im Trikot des FSV Mainz 05 und ist Trauzeuge von 05-Übungsleiter Jürgen Klopp. Als Hoffenheimer A-Junioren-Bundesliga-Coach ist Wagner eine Art rechter Hand von Cheftrainer Ralf Rangnick.


Von

Jens Grützner

Im vergangenen Jahr, am Ende seiner Ausbildung zum lizenzierten Fußballtrainer, absolvierte David Wagner ein vierwöchiges Praktikum am Bruchweg - unter Jürgen Klopp, dem Taufpaten von Wagners Tochter Lynn. Anschließend, im Sommer 2007, schaffte der Deutsch-Amerikaner den für ihn bestmöglichen Einstieg ins Coaching-Geschäft: Er wurde A-Junioren-Bundesliga-Trainer von 1899 Hoffenheim. Und in dieser Funktion arbeitet der Ex-Profi ganz eng mit Ralf Rangnick, Trainer des derzeitigen Zweitliga-Zweiten zusammen.

"Ich wünsche mir ein absolutes Torfestival", sagt David Wagner vor dem Top-Duell des Zweiten beim Dritten in der Zweiten Liga. "Aber ich glaube an ein von Taktik geprägtes, an Torszenen armes Spiel. Ich hoffe, dass letztlich ein Ergebnis herausspringt, das beiden Mannschaften zum Aufstieg verhilft." Mit den A-Junioren belegt der ehemalige Mainzer derzeit Platz sieben - damit steht er einen Rang über den 05ern von Ex-Kollege Jürgen Kramny.

Ralf Rangnick und der Hoffenheimer Sportdirektor Bernhard Peters verpflichteten David Wagner. "Ich denke, dass es nicht so viele Ex-Profis mit Trainerschein und einer abgeschlossenen wissenschaftlich-pädagogischen Ausbildung gibt", sagt der Junioren-Coach. In Darmstadt hat er Biologie und Sport auf Lehramt studiert. Und vor allem bei der Nachwuchsarbeit in Hoffenheim kommt es auf wissenschaftliches und pädagogisches Know-how im Fußball an. David Wagner: "Ich kann jetzt schon sagen, dass ich mit meinem Schritt hierher die absolut richtige Entscheidung getroffen habe. Denn es gibt wenige Vereine in Deutschland, die einem so viel bieten können."

Über allem in Hoffenheim steht natürlich Milliardär Dietmar Hopp. Der frühere Elektrikermeister hat Ralf Rangnick und den früheren Hockey-Bundestrainer Peters verpflichtet, um die Profis in die Bundesliga zu führen. Doch das Duo soll sich auch intensiv um den Nachwuchs kümmern, damit dieser national ebenfalls an die Spitze vorstößt und bestmöglich Nachschub für die Elite-Kicker liefert. "Der Kontakt zu Rangnick ist sensationell", sagt David Wagner. Man telefoniert täglich, dann ist der Ex-Mainzer einmal pro Woche ins Profi-Training integriert. "Und ich nehme wöchentlich an Teamsitzungen teil, damit ich auch die Code-Wörter kennenlerne, die Rangnick verwendet. Diese kann ich dann meinen Jungs mitteilen, wenn sie nach oben stoßen."

Trainer erhalten Coaching

"Rangnick guckt sich an Wochenenden oftmals zwei Junioren-Spiele an, er kennt 80, 90 Prozent aller Hoffenheimer Talente mit Namen. Es ist schon sensationell, wie er sich interessiert", urteilt Wagner.

Bernhard Peters und Sportpsychologe Hans-Dieter Hermann, der auch die Nationalmannschaft betreut, wiederum laden die Juniorentrainer wöchentlich zu Gesprächen. David Wagner: "Da geht es um unser Coaching-Verhalten am Spielfeldrand, um Körpersprache, um das Lesen eines Spiels, um taktische Anweisungen. Hier werden auch die Trainer immer weiter ausgebildet", erklärt David Wagner.

Sicherlich kann man bei 1899 Hoffenheim aus dem Vollen schöpfen, "man muss aber gut argumentieren, will man etwas erhalten", so der frühere Angreifer. Das tägliche Junioren-Training wird gefilmt und anschließend archiviert. Alle Junioren sind mit Pulsmessgeräten ausgerüstet. "So lässt sich das Training optimal steuern", sagt David Wagner. Die Arbeit trägt Früchte. In Wagners U 19-Team stehen die Nationalspieler Jonas Strifler und Fabian Broghammer. "In der U 17 haben wir drei Auswahlspieler", sagt der Neu-Hoffenheimer. Und das Besondere sei, dass die Talente alle aus dem Rhein-Neckar-Raum stammen.

Dass Dietmar Hopp nach den ersten drei vergeigten Saisonspielen in der Zweiten Liga das Portemonnaie öffnete und knapp 20 Millionen Euro in ausländische Profis investierte, sieht David Wagner nicht als Widerspruch zur eigenen Arbeit. "Unser Profi-Kader wäre ohne die Verstärkungen wohl nicht zweitliga-tauglich gewesen. Und für unsere Junioren ist es wichtig, dass die erste Mannschaft in der Ersten oder Zweiten Liga spielt. Außerdem sind die Neuen auch noch junge Leute." Carlos Eduardo ist 20 Jahre alt, Chinedu Obasi 21 und Demba Ba 22.

Dass die Hoffenheimer mit einer Bilanz von sieben Siegen in Serie an den Bruchweg kommen, "überrascht mich schon ein wenig, aber es waren auf der anderen Seite auch verdiente Siege", so Wagner. In der Winterpause habe man eben auch dank der guten Scouting-Abteilung mit Keeper Ramazan Özcan und Innenverteidiger Marvin Compper gute Leute geholt. Wagner: "Da sieht man, was mit viel Arbeit, Akribie und Menschenführung möglich ist."