Das 6:1 über den SC Paderborn will der Manager des Fußball-Zweitligisten Mainz 05 nicht überbewertet wissen, Christian Heidel sieht aber eine gute Basis für die fünf finalen Saisonspiele und den Aufstieg in die Erste Liga.


Von

Lutz Eberhard

"Wir haben nicht erwartet, dass wir direkt oben mitspielen. Jetzt ist es umso schöner, dass die Chance zum Aufstieg da ist", meinte Christian Heidel gestern im Gespräch mit der AZ. Der Manager wirkt entspannt, die "Verschnaufpause" wegen des Pokalendspiels am Samstag, sei vor den fünf letzten Spielen nicht schlecht. "Die Kräfte können gebündelt werden, Verletzungen werden auskuriert. Gegen Osnabrück geht es um einen Sieg, auswärts werden nun die Big points gemacht", beschwört der Manager. In Augsburg sei dies leider nicht gelungen.

Aufstieg wegen Relegation

Drei Heimspiele (Alemannia Aachen, 1. FC Kaiserslautern, FC St. Pauli) und zwei Mal auswärts (VfL Osnabrück, 1. FC Köln) seien "eine glänzende Ausgangslage". Natürlich sei es sehr erstrebenswert jetzt aufzusteigen, "denn im nächsten Jahr gibt es die Relegation zwischen dem Drittletzten der Ersten Liga und dem Dritten der Zweiten Liga". Heidel sagt aber auch, wirtschaftlich sei der Aufstieg nicht zwingend, auch wenn der Etat geringer sei als in dieser Spielzeit. Um gut zwei Millionen Euro würde abgespeckt, ein oder zwei Neuzugänge seien aber machbar.

Der Manager kann nicht erkennen, warum Mainz mit der Entscheidung, dass Jürgen Klopp nur bei einem Aufstieg bleibt, ein Risiko eingegangen sei. "Was wissen wir den heute mehr als am 18. Mai? Würden wir heute ein neuen Trainer haben, wüsste der auch nicht, ob wir Erste oder Zweite Liga spielen. Und Spieler wollen dies ja auch wissen." Natürlich dürfe dann keine Hängepartie aus der Trainersuche werden, wenn der Aufstieg verpasst würde. Auch wenn der Plan B nicht in der Schublade liegt, so sagt Heidel: "Das muss dann rasch gehen, auch wenn es vielleicht nicht innerhalb von zehn Tagen gelingt."

Der 44-Jährige gesteht ein, dass er mit Klopp schon über den Trainer-Typ als Nachfolger gesprochen habe. "Wir kennen uns so lange, haben viele Schlachten geschlagen." Als "Männerfreundschaft" möchte Heidel sein Verhältnis zu Jürgen Klopp nicht bezeichnen: "Wir haben ja privat nicht viel miteinander zu tun. Es ist eine Fußball-Freundschaft. Wir bewegen uns in unterschiedlichen privaten Kreisen. Aber natürlich wird ein Abschied von Klopp den Verein verändern. Mainz 05 ist nicht Klopp, aber er ist ein wichtiger Bestandteil." Klopp werde nicht bestimmen, wer sein Nachfolger wird, "aber natürlich macht er sich auch seine Gedanken." Es müsse genau geschaut werden, wer passt - eine "Klopp-Kopie" dürfe es nicht sein. Klar sei, so Heidel: "Wir erwarten, dass ein neuer Trainer sich mit unserem Team intensiv befasst und unsere Philosophie mitträgt." Stand heute geht Heidel aber davon aus, dass diese Überlegungen frühestens in einem Jahr greifen.

"Fans brauchen Geduld"

"Jeder Punkt, der nun verloren geht, der tut besonders weh. Es wird noch viel passieren, ich hätte auch nie gedacht, dass Hoffenheim zu Hause gegen Aachen verliert. Und die Alemannia kommt ja auch noch zu uns ... Und wenn der FCK weiter siegt, dann wird das ein ganz heißes Spiel am Bruchweg." Heidel ist sich sicher, wenn Köln ein Spiel verliert, dass es "dort dann rund geht. Wir haben nach Augsburg die Ruhe bewahrt. Natürlich wird auch mal was schön geredet..."

Nun möchte der 05-Manager die Stimmung vom Dienstag mit nach Osnabrück nehmen und hofft auf die Unterstützung vieler Fans, auch wenn dort wegen der Umbauarbeiten nicht viel Platz zur Verfügung steht. "In den drei Heimspielen brauchen die Fans wieder Geduld. Pfiffe helfen jetzt nicht. Natürlich waren die Leute nach Augsburg sauer, zu Recht. Aber manchmal klagen wir hier auch auf hohem Niveau, wir als Klub und auch die Zuschauer", weiß Heidel.

Während die Aufstiegsfrage noch eine Weile unbeantwortet bleibt, läuft beim neuen Stadion alles nach Plan. "Die Ausschreibungen laufen, ich denke nach den Sommerferien können wir was zum Zeigen vorlegen", sagte 05-Manager am Mittwoch.