Stadion beeinträchtigt Frischluftzufuhr zur City

Leiter des Umweltamtes: Kein K.o.-Faktor für Coface-Arena / Klimagutachten soll Lösungen aufzeigen

Vom 06.03.2008

Das inmitten der Bretzenheimer Felder in der Nähe der Koblenzer Straße geplante 05-Stadion liegt in einem Gebiet, das für die Kaltluftströme in Richtung Innenstadt von Bedeutung ist. Mit einem Bündel von Maßnahmen will die Stadt dieses Problem in den Griff bekommen.

Von Michael Erfurth

Aus klimaökologischer Sicht gibt es keinen K.o.-Faktor für den Bau der Coface Arena rund 400 Meter westlich der Koblenzer Straße. Das versichert Umweltdezernent Wolfgang Reichel (CDU) - und er erhält bei dieser Vorabbewertung auch die Unterstützung von Amtsleiter Jan Jahns. Problemfrei ist das Projekt aus diesem Blickwinkel jedoch nicht - denn die Frischluftzufuhr in die Innenstadt wird beeinträchtigt.

Auf den Feldern westlich der Koblenzer Straße bis zur Autobahn A 60, aber auch darüber hinaus in Richtung Drais bildet sich allmorgendlich ein "Kaltluftsee". Dieser ist auch für die Innenstadt von Bedeutung - vor allem an den Tagen, an denen es windstill ist und die City sowie die Neustadt kaum mit Frischluftströmen versorgt werden.

Vom Bretzenheimer "Kaltluftsee" aus gibt es verschiedene Korridore, durch die die kühle Luft in die Innenstadt gelangt. Einer dieser Wege beginnt etwa dort, wo das Areal für die Coface Arena vorgesehen ist. Die Kaltluft bahnt sich dann ihren Weg durch den Grünbereich zwischen dem Uni-Campus und den Wohngebieten am Bretzenheimer Ortsrand. Durch diesen Grünzug strömt die Luft vorbei am Hildegardis-Krankenhaus und am Hauptfriedhof zur Unteren Zahlbacher Straße und von dort aus weiter in Richtung Binger Schlag bis zur Alicebrücke am Hauptbahnhof. Die Frischluftzufuhr an diesem Tor zur City wird durch das Stadionprojekt in Bretzenheim "bezogen auf 30 Prozent der Tage, an denen die Luft stagniert, um etwa neun Prozent reduziert", betont Jahns. Die zulässige Grenze für solch eine Beeinträchtigung liege gemäß einer VDI-Richtlinie bei zehn Prozent der vorhandnen Frischluftzufuhr, werde also knapp unterschritten.

Dies ergab zumindest eine erste Vorprüfung, weitere Messungen und Untersuchungen werden jetzt folgen. Jahns rechnet damit, dass das Klimagutachten in vier bis fünf Monaten vorliegt. Ziel sei es, dabei Ideen zu entwickeln, wie die Marke von neun Prozent unterschritten werden kann.

Aufgrund der Vorprüfungen gibt es aus klimaökologischer Sicht bereits einige Maßnahmen. So wurde der Stadionbau von der Koblenzer Straße einige hundert Meter nach Westen verrückt und so in die Landschaft eingepasst, dass die Luftströme möglichst wenig behindert werden. Außerdem werden die 1200 Stellflächen auf dem Parkplatz am Stadion und weitere umliegenden Fläche nicht versiegelt. Bei neuen Parkplatzbauten ist die Pflanzung von einem Baum pro vier Stellplätze vorgesehen, an der Coface-Arena wird die Zahl der Bäume niedriger ausfallen, und die Planzungen sollen so erfolgen, dass die Luft möglichst ungehindert strömen kann. All diese Maßnahmen würden bewirken, dass die erforderlichen neun Prozent erreicht werden können.

Zusätzliche Vorhaben würden die Situation verbessern. So gebe es Gespräche mit dem Land, auf den Bau eines drei- bis viergeschossigen Parkdecks südlich des Fachhochschulneubaus zu verzichten und nur ebenerdige Stellflächen vorzusehen, um keine Barriere für die Kaltluft, die zwischen FH und Coface Arena sich ihren Weg sucht, aufzubauen. Außerdem soll der Bebauungsplan für dieses Uni-Erweiterungsgelände so verändert werden, dass an der Südspitze in Zukunft keine höheren Bauten errichtet werden dürfen. Das geplante Studentenwohnheim sei davon nicht betroffen, da es nördlich der FH entstehen soll.

Ein positiver Einfluss auf das Stadtklima lässt sich auch durch das Entsiegeln des asphaltierten Parkplatzes am Dalheimer Weg zwischen Uni und Bretzenheim erreichen, so Jahns.

Das Vorhaben, den Stadionbau fünf Meter in der Erde zu versenken und so die Höhe der Tribünendächer auf 20 Meter zu begrenzen, bringe aus klimaökologischer Sicht keine Vorteile, erläutert Umweltamtsleiter Jahns.

Denn die Kaltluftströme bewegten sich ohnehin nur bis zu einer Höhe von 15 bis 20 Metern. Die Tieferlegung habe vielmehr ästhetische Gründe. Außerdem könnte die Zuschauer so besser ihre Plätze auf den Tribünen erreichen. Probleme mit dem Grundwasser gebe es keine, versichert der Leiter des Umweltamtes. "Der Grundwasserspiegel liegt viel tiefer."