05-Trainer nimmt nach 18 Jahren Abschied vom Mainzer Bruchweg / 5:1 gegen FC St. Pauli

Vom 19.05.2008

MAINZ Die Spieler wollten ihn umstimmen, die Fans feierten ihren Trainer, doch es bleibt dabei: Jürgen Klopp verlässt Mainz 05 nach 18 Jahren, davon siebeneinhalb als Trainer. 1899 Hoffenheim steigt auf, Mainz 05 bleibt Zweitligist und sucht nun einen neuen Coach.


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Lutz Eberhard

Emotionen pur im ausverkauften Bruchweg-Stadion. Hoffenheim trifft und trifft, aber die Reaktionen der Mainzer Zuschauer war wie großes Kino. Tausendfach erklingt schon Minuten vor dem Abpfiff "You´ll never walk alone", die Treuebekenntnisse der Anhänger sind gewaltig angesichts des verpassten Aufstiegs. Später steht die gesamte Mannschaft mit Jürgen Klopp auf dem Zaun der Südtribüne und absolviert das für Siege vorgesehene "Humba"-Ritual.

"Meine Entscheidung ist vor Wochen nach reiflicher Überlegung gefallen. Es hat keinen Sinn mehr, mich umzustimmen. Solch eine Entscheidung kann nicht aus der Emotion heraus getroffen werden", antwortete Klopp auf die Fragen, ob er sich doch vorstellen könne doch zu bleiben. Es sei sehr schwer dies alles zu verarbeiten, "ich habe im Moment keinen Zugriff auf das, was in mir geschieht". Klopp hat keinen Plan B; vor der EM, wo er als Experte für das ZDF tätig sein wird, geht der 40-Jährige eine Woche in Urlaub. "Das ist gebucht." Nach dem dem 3:0-Zwischenstand in Hoffenheim sei auch ihm klar gewesen: Das war es.

"Die Mannschaft hat den Zuschauern heute ein gutes Spiel geboten. Aber auch Hoffenheim hat dem Druck stand gehalten. Glückwunsch zum Aufstieg", sagte Klopp. Mainz 05 hatte schnell die Weichen für den eigenen Erfolg gestellt. Das 1: 0 durch Felix Borja und das 2:0 durch Srdjan Baljak hatte nach knapp einer Viertelstunde signalisiert, in Mainz gibt es keinen Zweifel an einem Heimsieg. "Meine Jungs haben das Spiel gemacht, was wir erwartet haben. Es ist nicht einfach den Glauben zu finden, man muss ihn ja fühlen." Die Saison nach dem Erstligaabstieg bewertet Klopp als "in Ordnung". Der scheidende 05-Trainer weiter: "Wir müssen die Tabelle akzeptieren. 58 Punkte in einer nicht ganz leichten Liga, das ist in Ordnung." Mainz 05 hat acht Niederlagen wie Hoffenheim und Köln in der Bilanz stehen, aber zwei Punkte weniger. Die Nullfünfer haben zusammen mit Köln mit 62 Treffern den zweitbesten Sturm gestellt, und mit 36 Gegentreffern die beste Defensive. "Natürlich", meinte Klopp, "hat es Spiele gegeben, wo wir uns unter Wert verkauft haben haben". Dies könnten aber auch andere Klubs für sich in Anspruch nehmen. "Natürlich geht es jetzt um das Spiel gegen Aachen, dann hätten wir 61 Punkte und wären aufgestiegen. Aber es gab viele Situationen, wo wir dies hätten anders regeln können."

Harald Strutz, Präsident des 1. FSV Mainz 05, hatte Klopp nach dem Abpfiff umarmt und zu ihm gesagt: "Ich wünsche Dir alles Gute." Es werde eine große Verabschiedung geben, sagte der Klubchef, sie ist für Freitag geplant. "Dieser Verein, mit diesen Fans und dem neuen Stadion hat eine Perspektive", betonte Strutz. "Jürgen Klopp wird immer ein Mainzer bleiben."

Von Labbadia bis Kramny

Für Manager Christian Heidel beginnt nun die Arbeit. Die wichtigsten Stammspieler stehen weiter unter Vertrag, offenbar gibt es beim ein oder anderen Profis, zum Beispiel Markus Feulner (der KSC zeigt Interesse) und Nikolce Noveski Ausstiegsklauseln mit festgeschriebenen Ablösesummen. Heidel unterstrich erneut, er habe bis mit noch keinem Trainerkandidaten gesprochen. Als mögliche Nachfolger Klopps werden der Fürther Bruno Labbadia und der Ex-Cottbusser Petrik Sander gehandelt.

Aber auch dem 05-A-Junioren-Coach Jürgen Kramny, Profi unter Jürgen Klopp, trauen Insider die Rolle des neuen Cheftrainers zu. Ein Kandidat könnte auch der Co-Trainer von Huub Stevens beim Hamburger SV, Markus Schupp, sein. Jürgen Klopp dagegen wurde am Sonntagabend schon im Ruhrgebiet als Nachfolger von Thomas Doll bei Borussia Dortmund gehandelt.