Raus aus dem Gericht, rein ins Tor

Der Mainzer Mittelfeldspieler Elkin Soto lässt sich auch vom Prozess vorm CAS nicht aus der Ruhe bringen
VON JAN CHRISTIAN MÜLLER

Die vergangene war eine sehr aufregende Woche für den Mainzer Fußballprofi Elkin Soto. Am Mittwoch hat er eineinhalb Stunden lang vor einem Richter des Internationale Sportgerichtshofes CAS in Lausanne gesessen, weil es immer noch Differenzen mit seinem ehemaligen Klub Once Caldas aus Kolumbien gibt. Zwei Tage konnte er deshalb nicht mit der Mannschaft trainieren. Das hat den 27 Jahre alten Mittelfeldspieler aber nicht davon abgehalten, am Freitagabend in der 90. Minute mit einem Freistoß aus 22 Metern genau in den Winkel das 2:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern zu schießen. "Eine wunderschöne Geschichte", sagt sein Trainer Jürgen Klopp hoch erfreut.

Schwere Zeiten hinter sich

Wunderschön auch deshalb, weil der Kolumbianer eine schwere Zeit hinter sich hat. "Hätte er sich nicht verletzt, wären wir gar nicht erst aus der Bundesliga abgestiegen", ist sich Klopp sicher. Zwei Monate hatten die Mainzer seinerzeit ohne den technisch hochqualifizierten sechsfachen Nationalspieler auskommen müssen, und als dann die neue Zweitligasaison begann, erwischte es den "lieben Kerl" (so der Mainzer Manager Christian Heidel) bei einem Trainingsunfall so richtig: Riss des vorderen Kreuzbandes, Riss des Innenmeniskus, Kapselriss im rechten Knie. Es folgte fast ein dreiviertel Jahr ohne Spiel, und Freitag nun dieser "verrückte Moment, als der Ball das Netz berührt und die anderen auf mich zugerannt kommen."

Soto war erst zur Pause für Markus Feulner eingewechselt worden. Sein Trainingsrückstand lässt noch keine 90 Minuten zu. Aber in den 47 Minuten, die er inklusive Nachspielzeit dabei war, deutete er einmal mehr an, wie gut er Fußball spielen kann. "Freistöße", erzählte er hinterher bescheiden, "waren eigentlich bislang nicht meine große Stärke. Zweimal habe ich in Kolumbien damit Tore geschossen, mehr nicht." Klopp erinnert sich: "Als Elkin damals ein paarmal mittrainiert hat, waren wir völlig baff, dass so ein Riese überhaupt zu uns gekommen ist."

Once Caldas will 1,5 Millionen

Klopp und Heidel hatten Sotos Fertigkeiten mehrfach auf DVD beobachtet und ihn beim WM-Vorbereitungsspiel gegen Deutschland im Juni 2006 (0:3) auch persönlich in Augenschein genommen. Sotos Ex-Verein pocht auf eine Absichtserklärung für eine Vertragsverlängerung, die der Profi unterschrieben haben soll, ehe er im Januar 2007 nach Mainz wechselte. Once Caldas verlangt 1,5 Millionen Dollar. Das erst in knapp vier Wochen anstehende CAS-Urteil wird die Mainzer "in keinem Fall in dieser Saison noch tangieren", so Heidel, der Soto nach Lausanne begleitet hatte.

Wenn Elkin Soto und Kollegen am Mittwoch gegen Alemannia Aachen das Glück noch einmal so erzwingen können wie gegen die unglücklichen Lauterer, nehmen die Mainzer Kurs auf die erste Liga. Soto wäre mit Begeisterung dabei: "Die Spieler hier in Deutschland sind sehr viel ehrlicher als in Südamerika. Die Konzentration gilt auch in harten Zweikämpfen dem Ball und nicht den Beinen des Gegenspielers." Und wenn doch, dann gibt es Freistoß.