Hinten links ist das Rennen wieder neu eröffnet


Die beiden direkten Konkurrenten Marco Rose (31) und Christian Demirtas (23) liegen auf demselben Hotelzimmer

COSTA BALLENA. Zwei direkte Konkurrenten um dieselbe Position in der Startelf im Trainingslager gemeinsam auf einem Zimmer. Das hat immer seine Brisanz. In Costa Ballena hat die 05-Trainercrew die Verteidiger Marco Rose und Christian Demirtas zusammengelegt. "Überhaupt kein Problem, auch wenn ich früher meist mit Markus Feulner das Zimmer geteilt habe", sagt Routinier Rose. "Christian ist ein anständiger, feiner Kerl und ein guter Fußballer." Nachsatz, mit entschlossenem Gesichtsausdruck: "Aber am Ende will ich spielen in der Rückrunde." Eine klare Ansage des 31-Jährigen.

In der Sommervorbereitung hatte sich Linksverteidiger Rose verletzt. Der 23 Jahre junge Demirtas, Rechtsfuß, half aus bis zum 9. Spieltag. Stammspieler Rose, der den jungen Kollegen, der auf der ungewohnten Seite zu kämpfen hatte, immer verteidigte in der Öffentlichkeit, kehrte am 10. Spieltag beim 3:1 im Derby in Wiesbaden auf seine Position zurück. Nach starkem Debüt kam das Formtief. Ab dem 15. Spieltag (3:0 in Aachen) setzte Trainer Jürgen Klopp links hinten wieder auf Demirtas. In dieser Winter-Vorbereitung wird das Rennen neu eröffnet. Wobei sich in den Testspielen in Andalusien Demirtas zunächst mal wieder als Rechtsverteidiger anbieten kann. Tim Hoogland, der überragende Mann in der Vorrunde, fehlt noch nach seiner Knieverletzung. Doch das kann bis zum Rückrundenstart behoben sein.



Also streiten Rose und Demirtas um den Posten links hinten. Geredet wird darüber überhaupt nicht. Mit Demirtas und auch mit dem weiteren Linksfuß Stefan Markolf ("Den sollte man mal nicht vergessen") versteht sich der Routinier hervorragend. "Loben oder kritisieren will ich die Jungs aber nicht, und das mache ich bei mir selbst auch nicht mehr", erklärt Rose. Da ist er aus Erfahrung klug geworden. Einen Tag, nachdem er in der MRZ seine Formprobleme offen eingestanden hatte, flog Rose vor der Aachen-Partie wieder aus der Stamm-Elf. "Das passiert mir nicht noch mal, auch wenn das mit meiner Selbstkritik nicht unbedingt etwas zu tun gehabt haben muss."



Er habe das damals hingenommen und inzwischen auch akzeptiert. "Was soll ich machen? Eine andere Chance habe ich ja nicht." Nach seiner Verletzungspause habe er sehr schnell wieder helfen, sofort wieder der Alte sein, eine Führungsrolle übernehmen wollen. Doch das klappte nicht. "Man unterschätzt das einfach", sagt Rose. "Wenn du im Profigeschäft nicht die absolute Fitness hast, dann fehlt die Frische im Kopf, die Handlungsschnelligkeit ist nicht da, das Zutrauen fehlt, und dann hast du keine Chance, Topleistung zu bringen." Als älterer Spieler verkrafte man Verletzungspausen körperlich eben nicht mehr so einfach wie früher in jüngeren Jahren. Die Aufgabe in diesem Winter-Trainingslager ist damit formuliert. "Ich will mir die nötige Grundfitness und Überzeugung erarbeiten, dann weiß ich, was ich kann, und dann spiele ich auch. Ich habe schließlich zuvor eineinhalb Jahre in der Bundesliga auf einem hohen Level gespielt."



Mit Beginn der Rückrunde wird Marco Rose auch privat Verantwortung übernehmen. Lebensgefährtin Nikola Pietzsch, Rechtsanwältin in Leipzig, ist schwanger. Im Februar erwartet das Paar das erste Kind, eine Tochter. Die langjährige Handball-Nationalspielerin Pietzsch wird nach Mainz ziehen. Roses Mitbewohner, der Ex-05er Sandro Schwarz, heute Zweitligaprofi beim SV Wehen Wiesbaden, muss die WG verlassen. Rose/Pietzsch wollen irgendwann nach Leipzig zurückkehren. Doch bis dahin will der Defensivmann, der im sechsten Jahr am Bruchweg längst auch offensiv Druck erzeugen kann, sich den Stammplatz sichern und verteidigen.