NEWS: 15.02.2013
Kampf, Kuriositäten & Konzentrationsfehler

Ein ereignisreiches Hinspiel im Sechzehntelfinale der UEFA Europa League endete gestern Abend 3:3. Trotzdem, oder gerade deshalb, geht die Fohlenelf mit Zuversicht ins Rückspiel am kommenden Donnerstag.

Nach 90 Minuten im ausverkauften BORUSSIA-PARK waren sich wohl alle einig. Egal ob Zuschauer, Spieler, Funktionäre oder Medienvertreter - nach Abpfiff sprachen alle Anwesenden über eine spannende, packende und bisweilen kuriose Begegnung. „An so ein Spiel kann ich mich nicht erinnern“, gestand Routinier Thorben Marx. Trainer Lucien Favre beschrieb das Duell gegen die Italiener sachlich: „Es war eine verrückte Partie, aber das ist Fußball.“ Wie schon am vergangenen Wochenende gegen Bayer Leverkusen endete auch das Hinspiel im Sechzehntelfinale der UEFA Europa League gegen Lazio Rom 3:3. Wie schon in der Bundesliga führte die Fohlenelf zur Halbzeit, lag im zweiten Abschnitt hinten und zeigte trotzdem große Moral. Der einzige Unterschied zum vergangenen Samstag: Während Patrick Herrmann gegen die Werkself mit seinem Treffer einen Punkt rettete, musste der VfL gestern in der 93. Minute nach einer beherzten Vorstellung den bitteren Ausgleich hinnehmen.

Dementsprechend groß fiel die Enttäuschung im Lager der Borussen aus. „Es ist am Ende ein Riesenunterschied, ob du ein Hinspiel 3:2 gewinnst oder 3:3 spielst“, merkte Roel Brouwers an, der wie schon zuletzt neben Alvaro Dominguez im Abwehrzentrum auflief. Dabei begann das K.o.-Spiel nach Plan. Nach einem Foul von André Dias an Patrick Herrmann verwandelte Martin Stranzl, der wieder als rechter Verteidiger agierte, den fälligen Strafstoß zum 1:0 (17.). „Unsere erste Halbzeit war sehr ordentlich. Wir sind verdient in Führung gegangen“, bilanzierte Coach Favre, der erstmals in dieser Saison in einem Pflichtspiel Tony Jantschke als Sechser aufbot. „Tony hat unter Hans Meyer schon auf der Sechs gespielt und auch im Training gezeigt, dass er auf dieser Position spielen kann.“ Für den etatmäßigen Rechtsverteidiger war die Aufstellung vor der Abwehr kein Problem. „Ich bin in der Defensive variabel einsetzbar. Bei Borussia habe ich sonst rechts hinten gespielt, in der U21 auch schon mal links." Doch auch der zuverlässige Defensivspezialist konnte zu Beginn der zweiten Hälfte die Drangphase der Gäste nicht unterbinden. Sergio Floccari, der Vertreter des verletzten Miroslav Klose, traf nach 57 Minuten zum Ausgleich. „Das 1:1 war ein Schlag für uns, der schwer zu verdauen war“, resümierte Favre.

Große Moral bewiesen

Danach überschlugen sich die Ereignisse und machten das Sechzehntelfinal-Hinspiel zu einer kuriosen Veranstaltung mit Wiedererkennungswert: Erst markierte der eingewechselte Libor Kozak das 2:1 für die Römer, dann langte Dias ein zweites Mal zu, riss Stranzl im Strafraum zu Boden und sah Gelb-Rot. Zum zweiten Mal in dieser Begegnung zeigte Schiedsrichter Sergey Karasev auf den Punkt. Zum zweiten Mal trat Stranzl an, doch diesmal hatte Federico Marchetti die Ecke geahnt. Als alles gegen die Fohlenelf sprach, kam sie mit der Unterstützung der Zuschauer zurück in die Partie. „Die Mannschaf hat dann eine gute Reaktion gezeigt, besonders nach dem verschossenen Elfmeter“, lobte Favre und auch Sportdirektor Max Eber stellte dem Team ein gutes Zeugnis aus: „Wir haben gegen eine italienische Spitzenmannschaft viele Chancen erspielt und eine große Moral gezeigt.“

Es passte zu dem verrückten Spiel, dass der russische Unparteiische ein drittes Mal Strafstoß pfiff. Der eingewechselte Thorben Marx, der erstmals nach seiner Beckenprellung wieder auf dem Platz stand, behielt die Nerven und vollendete zum 2:2. „Vor dem dritten Elfmeter hatten Martin und ich kurz Blickkontakt. Ich fühle mich im Moment sehr sicher und bin froh, dass ich den Ball reingemacht habe“, schilderte Marx die Situation. Juan Arango besorgte mit seinem linken Fuß mit einem Freistoß aus der Ferne den umjubelten 3:2-Treffer (88.). Doch der große Aufwand blieb am Ende ohne Erfolg. In der dritten Minute der Nachspielzeit bugsierte erneut Kozak den Ball zum 3:3-Endstand über die Linie. „Das sind Konzentrationsfehler. Wir haben zu einfach die Flanken zugelassen. In diesen Situationen hätten wir besser agieren müssen. Trotzdem habe ich positive Dinge gesehen.“

Mit Zuversicht ins Rückspiel

Auch daraus schöpft die Fohlenelf Mut für den kommenden Donnerstag (19 Uhr). Dann wird im Olympiastadion in Rom das Rückspiel angepfiffen. „Es wird jetzt nicht einfacher, aber dann müssen wir dort eben gewinnen“, gab sich Patrick Herrmann kämpferisch. Der Angreifer holte den ersten Strafstoß raus und hätte auch im zweiten Durchgang unter Umständen einen Elfmeterpfiff erzwungen, wenn der russische Unparteiische nicht zuvor schon zwei gepfiffen hätte. Zustimmung erhielt der Angreifer von Marx, der erstmals nach seiner Beckenprellung wieder auf dem Platz stand: „Wir fahren zuversichtlich nach Rom und wollen die nächste Runde erreichen. Ich glaube noch daran.“

Doch bevor der Fokus auf das K.o.-Spiel gerichtet wird, hat der VfL bereits am morgigen Samstag (15.30 Uhr) beim Hamburger SV die nächste Aufgabe vor der Brust. „In der Hinrunde hat man auch viel über die Doppelbelastung und den ungewohnten Spielrhythmus gesprochen. Am Ende haben wir trotzdem immer ordentlich gepunktet“, sagt Jantschke. Lucien Favre, der für den 22. Spieltag einige Umstellungen in seiner Mannschaft andeutete, verdeutlichte auf der Pressekonferenz unmittelbar nach dem Spiel, wie nah der Liga-Alltag schon wieder gerückt ist. „In 18 Minuten“, sagte er mit Blick auf die Uhr, „können wir, wenn wir über die HSV-Partie sprechen, schon über morgen reden.“

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Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!