Borussia ohne Durchsetzungsvermögen gegen defensive Schalker
»Wieder auf den Boden kommen«
von Marc Basten und Jan van Leeuwen

Borussia Mönchengladbach biss sich am Schalker Beton die Zähne aus und musste die erste Niederlage in der Rückrunde hinnehmen. Ärgerlich vor allem die Harmlosigkeit der Fohlenelf bei eigenem Ballbesitz.

Am letzten Dienstag war die Einschätzung eindeutig. Es sei ›legitim‹, dass Borussia Mönchengladbach im Heimspiel gegen den SC Freiburg dem Gegner Ball und Spielgestaltung überließ, während man selbst den knappen Vorsprung verwaltete. Wo steht geschrieben, dass der Gastgeber einer Bundesligapartie für das Spektakel verantwortlich ist?

Schalke 04 pflegt diesen Stil schon seit geraumer Zeit. Ausverkaufte Arena und teurer Kader hin oder her - Trainer di Matteo lässt extrem ergebnisorientiert spielen. Das fordert von einem Gegner viel Geduld und vor allem Wachsamkeit, sich nicht ein Gegentor zu fangen. Denn dann wird es richtig kompliziert.

Das mussten die Gladbacher Borussen am Freitagabend leidvoll erfahren. Es waren gerade elf Minuten gespielt und es machte nicht den Eindruck, als ob die Abtastphase zweier vorsichtig agierender Mannschaften alsbald enden würde. Da unterlief Raffael am eigenen Strafraum ein Ballverlust, den er nicht mehr korrigieren konnte. Daraufhin flankte Boateng und Barnetta netzte am kurzen Pfosten ein.

»Die stellen fast einen Bus vors Tor«

»Wir haben am Anfang geschlafen und bekommen so das Tor«, fluchte Granit Xhaka anschließend. »Da stehen vier Leute von uns gegen einen Spieler. Auf diesem Niveau, wo wir spielen wollen, darf das nicht passieren«. Trainer Lucien Favre wollte derweil nicht von ›Schlafmützigkeit‹ sprechen, sondern bemängelte eine Fehlerkette. »Erst der Ballverlust und dann die Flanke - das war zu einfach«.

Nach dem Gegentor machte sich Schalke in der eigenen Hälfte breit und ließ die Gladbacher kommen. »Die verteidigen mit neun Mann und stellen fast einen Bus vors Tor«, haderte Xhaka. »Es war schwer, da vorbeizukommen. Wir haben das Spiel kontrolliert, hatten mehr Ballbesitz. Aber das interessiert kein Schwein, weil wir verloren haben«.

Leichtgewichte ohne Durchsetzungsvermögen

Die Gladbacher wussten erstaunlich wenig mit dem ganzen Ballbesitz anzufangen. Sobald es an den Sechzehner ging, waren die Borussen ihren Gegenspielern hoffnungslos unterlegen. Die Leichtgewichte Herrmann, Hazard und Raffael ließen sich teilweise abkochen wie Jugendspieler, denen die ›Großen‹ zeigen, wie richtiger Männerfußball gespielt wird. »Sie sind sehr athletisch«, befand Favre. »Es ist schwer, gegen diese Mannschaft zu spielen«.

»Uns hat die Power nach vorne gefehlt«, erklärte Favre, der gleich fünf Wechsel gegenüber der Partie gegen Freiburg vorgenommen hatte. Doch an der Rotation lag es sicher nicht, dass die Borussen an der Schalker Wand abprallten wie Gummibälle.

»Es ist scheißegal, ob der Gegner mit Fünferkette spielt oder nicht«, sagte Granit Xhaka. »So ein Spiel dürfen wir nicht verlieren. Wir müssen auf den Boden kommen. So weit, dass wir über die Champions League reden können, sind wir nicht«.

»Keine generelle Diskussion über unsere Spielart«

Derweil hielt Sportdirektor Max Eberl den Ball flach. »Schalke hat das Tor gemacht und dann geschickt verteidigt. Wir hatten zwei Chancen gegen eine Fünferkette, von denen wir eine machen sollten. So haben wir Schalke zwar gut bespielt, aber ohne zwingend in den torgefährlichen Raum zu kommen«. Zudem war der Acker in der Arena nicht gerade ein Vorteil für die Mannschaft, die das Spiel machen musste. »Der Ball ist auf dem Platz sehr holprig gelaufen«.

»Wir haben es nicht geschafft, den Gegner so ans Laufen zu bekommen, dass sich Lücken ergeben hätten«, so der Sportdirektor weiter. »Und aus ihrer Höhle sind sie heute nicht gekommen«. Das mussten die Schalker auch nicht, weil ihre Defensivtaktik aufging. Dass die Borussen derart harmlos blieben, ließ wieder die Frage nach dem fehlenden ›Plan B‹ aufkommen. Die bügelte Eberl ab. »Wir brauchen jetzt nicht eine generelle Diskussion über unsere Spielart zu führen, wenn wir einmal verloren haben«.

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