Borussias Neuzugänge passen
Eingeschlagen
von Marc Basten Donnerstag, 13. November 2014

Die Aufgabe für Lucien Favre war nicht einfach. Fünf neue Spieler musste der Coach vor Saisonbeginn in die Mannschaft integrieren. Nach 19 Pflichtspielen darf man attestieren, dass es funktioniert hat. Fast alle sind eingeschlagen.

Die Konstellation war durchaus anspruchsvoll. Fünf Neuzugänge mussten in der Sommerpause eingegliedert werden, zwei von ihnen stiegen wegen der WM sogar verspätet ins Training ein. Eine lange Eingewöhnungszeit gab es nicht, schließlich war die Borussia gleich zu Saisonbeginn auf drei Hochzeiten gefordert. Fünf Pflichtspiele innerhalb von zwei Wochen musste die Elf quasi ›aus dem Stand‹ absolvieren.

Dass es gut ging, lag auch an den Neuzugängen, die zu einem wichtigen Bestandteil der Erfolgsstory geworden sind. Nach 19 Spielen mit nur einer Niederlage gibt die Länderspielpause Raum für ein kurzes Zwischenfazit.

Yann Sommer: Der Goalie musste das schwere Erbe von Marc-André ter Stegen antreten. Einige Beobachter zählten den Schweizer schon frühzeitig an, nachdem ihm in der Vorbereitung sowie im ersten Qualifikationsspiel zur Europa League Fehler unterliefen. Doch der 25-Jährige lächelte die Kritik weg und überzeugte vollends. Er agiert ein wenig anders als sein Vorgänger, worauf sich seine Vorderleute schnell eingestellt haben. Sommer ist längst angekommen in Mönchengladbach und die Lücke, die ter Stegen hinterlassen hat, wurde mehr als ordentlich gefüllt.

Fabian Johnson: Nach den vielbeachteten Auftritten bei der Weltmeisterschaft in Brasilien wähnte man den US-Nationalspieler als sicheren Kandidaten für die rechte Abwehrseite. Doch Lucien Favre entschied sich beizeiten, Johnson eher im linken Mittelfeld aufzubieten. Er zweifelte an den Defensivqualitäten des 26-Jährigen und daran änderte sich in den letzten Monaten nur ansatzweise etwas. Immerhin bei den europäisch zweitklassigen Zyprern von Apollon Limassol durfte Johnson nach langer Zeit mal wieder rechts hinten spielen. Fabian Johnson ist von allen Neuzugängen derjenige, der bislang am wenigsten auf sich aufmerksam machen konnte. Es besteht noch deutlich Luft nach oben.

Ibrahima Traoré: Während der Vorbereitung trumpfte der Ex-Stuttgarter groß auf und es war keine Überraschung, dass er in den ersten beiden Bundesligaspielen als Basisspieler auf der linken Seite aufgeboten wurde. Doch nach der ersten Länderspielpause, Traoré war mit Guinea unterwegs, folgte ein Break. Er stand in der Liga nur noch am 6. Spieltag in Paderborn in der Startelf. Auf sein erstes Bundesligator für Borussia wartet er noch. Dafür kam er zuletzt in der Europa League sowie im Pokal in Frankfurt zum Zuge und drehte dort mächtig auf. Drei Tore und teilweise begeisternde Aktionen gehen auf sein Konto. Favre setzt ihn nun meist auf der rechten Seite ein, wo Traoré im Stile eines Arjen Robben nach innen zieht oder bis zur Grundlinie sprintet. Traoré gewöhnt sich immer besser an die Spielweise der Borussia und er ist bei der gelungenen Rotation auf den Außen ein wichtiger Faktor.

Thorgan Hazard: Der kleine Belgier mit dem vielversprechenden Fußballernamen benötigte eine gewisse Anlaufzeit. Der Schritt vom beschaulichen belgischen Fußball in die Bundesliga ist schon gewaltig. Doch Hazard zeigte seine Qualitäten und trat durchaus keck und selbstbewusst auf. In der Liga meist als Einwechselspieler aufgeboten, versuchte er auf sich aufmerksam zu machen. Das wirkte teilweise etwas egoistisch, doch mittlerweile hat Hazard eine gute Balance gefunden. In der Europa League überzeugte er als Vorbereiter, beim Pokalspiel in Frankfurt traf er selbst. Und auch an die Spielanlage der Borussia mit den taktischen Vorgaben hinsichtlich der Grundordnung gewöhnt er sich immer mehr. Vom 21-Jährigen darf man noch einiges erwarten.

André Hahn: Startete direkt durch in Mönchengladbach und knüpfte nahtlos an die starke Saison in Augsburg an. In mehreren Spielen war er mit dem wichtigen 1:0 der Türöffner. Augenfällig ist das Engagement, mit dem Hahn zu Werke geht. Er kommt über eine riesige Physis und gibt keinen Ball verloren. Durch die Mischung aus Schnelligkeit und Robustheit kompensiert er einige technische Defizite wirkungsvoll. Stark ist die Gradlinigkeit, mit der er zu Werke geht. Auch im Abschluss ist er brandgefährlich mit seiner schnörkellosen Schusstechnik. Für sein kräfteraubendes Spiel ist die Rotation ein Segen, so dass er die nötigen Erholungspausen erhält. Stark verbessert zeigt er sich im gruppentaktischen Verhalten und bei der Arbeit nach hinten.

Fazit: Alle Neuzugänge nehmen eine wichtige Rolle im Gesamtkonstrukt ein. Sie sind mit ein Grund dafür, warum Borussia nach elf Spieltagen auf einem Champions League-Platz steht, im DFB-Pokal überwintert und die Tür für die Zwischenrunde in der Europa League weit aufgestoßen hat. Und alle haben noch Steigerungspotential.

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