Hier spricht Mister Rotkäppchen und Trainergott Hans Meyer

„Der Tendenz energisch entgegenwirken“



Standpunkt: Borussias Präsidiumsmitglied Hans Meyer über Borussias Situation nach dem 2:2 gegen Hoffenheim und vor dem Spiel in Braunschweig.

Hans, in den Medien werden nach Borussias 2:2 gegen Hoffenheim, dem siebten sieglosen Spiel hintereinander, recht scharfe Töne angeschlagen. Wir würden ein paar Aussagen gerne von Dir einordnen lassen. Zum Beispiel heißt es heute in einer Überschrift: „Gladbach verschenkt erneut den Sieg“.

Hans Meyer: Verschenkt ist natürlich Unsinn. Das würde ja bedeuten, dass die Spieler mit Absicht 2:2 gespielt hätten. Wenn es aber so gemeint sein soll, dass man insgesamt scheinbar leicht eine überragende Ausgangsposition für den weiteren Verlauf der Meisterschaft abgegeben hat, dann kann ich mich anschließen. Vom Spielverlauf her hätten wir das Spiel gegen Hoffenheim, wie schon das Auswärtsspiel eine Woche vorher in Bremen, gewinnen können. Das ist uns aus verschiedenen Gründen nicht gelungen. Wir haben aber nichts verschenkt, sondern zu viele Fehler (Chancenverwertung und Abwehrverhalten) gemacht. Das kommt in allen Stadien wöchentlich vor, das ist ärgerlich, das müssen wir abstellen.

Eine zweite Schlagzeile von heute: „Zu wenig für Europa“.

Hans Meyer: Vielleicht ist es ja so, dass es am Ende genau dieser eine Punkt ist, der den Unterschied zu unseren Gunsten ausmacht. Wer weiß das schon? Insgesamt sind zwei Punkte aus fünf Rückrundenspielen natürlich keine zufrieden stellende Ausbeute. 35 Punkte nach 24 Spielen sind dagegen ganz sicher nicht zu wenig für Europa. Das stimmt auch. Gegen Ende der Hinrunde haben wir sechsmal in Serie gewonnen, jetzt sieben Mal hintereinander nicht gewonnen. Vermutlich ist keine dieser beiden Serien die Wahrheit, die liegt wohl eher irgendwo in der Mitte. Hätten wir abwechselnd gewonnen und verloren, dann würde jetzt wohl niemand über Platz sechs mosern. Aber: Die Tendenz der letzten Wochen muss uns alarmieren und es muss ihr energisch entgegengewirkt werden.

Das führt uns zur nächsten Schlagzeile: „Gladbach in der Psycho-Falle“. Steckt das Problem in den Köpfen der Spieler?

Hans Meyer: Es wäre sicher nicht gut, wenn ein Spieler sich durch die gute Hinrunde verleiten lässt, zu denken, dass wir schöner sind als wir sind. Und das vielleicht nicht mehr ganz so viel Arbeit nötig ist, um da oben mitzuspielen. Aber eigentlich ist mir das als Erklärung zu einfach. Ich glaube nicht, dass in elf Köpfen das gleiche Problem steckt und wir jetzt einen Psychologen brauchen. Vielleicht macht sich der eine oder andere zu viele negative Gedanken, aber sicher gilt das nicht für alle. Da halte ich es schon lieber mit unserem Trainer: Was wir tun müssen? Wir müssen arbeiten. Wir müssen daran arbeiten, dass wir schnell wieder bessere Ergebnisse erzielen und uns nicht von irgendwelchen Dingen von außen beeinflussen lassen.

„Die Fans hatten zuviel Kaviar“, titelt ein Blatt und nimmt dabei einen Satz auf, den Lucien Favre nach dem Spiel gesagt hat, als er auf die Pfiffe der Zuschauer angesprochen wurde.

Hans Meyer: Ist doch klar, dass sich die Medien auf so eine schöne Metapher stürzen. Und es stimmt ja auch, dass die Fans in den letzten drei Jahren wenig Grund zum Klagen hatten, vielleicht sogar etwas verwöhnt sind. Jeden Trainer stört es, wenn er merkt, dass die Zuschauer unruhig werden. Weil es der Mannschaft nicht hilft. Und jeder Trainer macht das, was am besten für seine Mannschaft ist. Ich kann mich gut an meine letzte Zeit als Trainer hier erinnern: Welche Probleme ich mit einem Teil des Publikums hatte, als ich auf den kleinen Marko Marin im Abstiegskampf mal verzichtet habe, weil ich das Gefühl hatte, dass das für die Mannschaft besser war. Es wäre schön, wenn wirklich alle das Gespür dafür hätten, dass Platz drei nach der Hinrunde alles andere als selbstverständlich war und dass die Mannschaft nun in einer schwierigen Phase steckt und jede Unterstützung braucht. Eigentlich kennen wir unsere Fans ja auch so. Machen wir also bitte nicht zu viel daraus. Wir waren am Samstag enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben. Die Fans waren auch enttäuscht und ein paar von ihnen haben gepfiffen. Beim nächsten Mal stehen Sie dafür wieder umso mehr hinter der Mannschaft. Von den Medien sollten wir wissen, dass sie uns kritisch begleiten und nicht unbedingt helfen, wenn es schlecht läuft. Das ist ja auch nicht ihre Aufgabe. Ihre Aufgabe ist es schon eher, schöne Schlagzeilen zu machen …

Wie findet ein Trainer es denn, in dieser Situation als nächstes beim Tabellenletzten zu spielen?

Hans Meyer: Es ist doch klar, dass das jetzt keine angenehme Aufgabe ist. Braunschweig ist in einer Situation, in der sie bedingungslos um ihre Chance auf den Klassenerhalt kämpfen. Und wenn mir jetzt einer erzählt: Da MÜSST Ihr aber gewinnen, dann muss ich ihm freundlich erklären, dass das respektlos ist. In der Bundesliga gibt es das nicht, dass man Spiele von selbst gewinnt. Ja, wir werden dorthin fahren und versuchen, das Spiel zu gewinnen. Aber Braunschweig wird das auch versuchen, um ihren Siegen über Hoffenheim, Leverkusen und Hamburg einen weiteren hinzuzufügen.

Mainz, Hertha BSC und Augsburg sind näher an Borussia herangerückt. Wie schätzt Du die Ausgangslage zwölf Spieltage vor dem Saisonende ein?

Hans Meyer: Wir haben einen Punkt mehr als diese drei Mannschaften, müssen also ab jetzt mindestens genauso viele Punkte machen wie sie, wenn wir Platz sechs behaupten wollen. Gegen uns spricht, dass wir noch ein Auswärtsspiel mehr als diese Mannschaften haben. Für uns spricht, dass alle drei noch im BORUSSIA-PARK spielen müssen.

borussia.de

Zuletzt bearbeitet von Fohle4Jever; 26/02/2014 20:53.

Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!