Remis in Frankfurt kein Rückschlag
Nicht vermessen sein
von Marc Basten

Natürlich hätten alle gerne die Siegesserie in Frankfurt ausgebaut und damit Leverkusen weiter auf Distanz gehalten. Doch die Bundesliga ist kein Wunschkonzert. Und das torlose Remis bei der Eintracht kein Beinbruch.

Im Leben wie im Fußball gilt: Alles ist eine Sache der Perspektive. Ordnet man Borussia Mönchengladbach aufgrund des Tabellenplatzes als einen ›naturgegebenen‹ Champions-League Anwärter ein, so kann man zu dem Ergebnis kommen, dass die Leistung vor allem in der zweiten Halbzeit in der Frankfurter WM-Arena zu dünn war und Gladbach letztlich arg enttäuscht hat.

Sieht man die Sache im Kontext, ist es anders. Borussia ist keine mit Millionen ›gepimpte‹ Startruppe, die allein von den Voraussetzungen her automatisch Woche für Woche in der Liga die Siege einfährt. Der dritte, oder aktuell der vierte, Tabellenplatz sagt lediglich aus, dass Borussia seit Monaten absolut über Limit agiert.

Nach dem 0:0 in Frankfurt von einem Rückschlag zu sprechen, ja sogar von einer Krise zu fabulieren, ist absurd. Wenn Lucien Favre ständig wiederholt, dass »alle Spiele eng sind«, macht er das nicht nur aus reinem Selbstschutz. Jeder, der die zum Teil arg verklärten Siege in München, Hoffenheim oder gegen Dortmund nüchtern betrachtet, wird zustimmen, dass längst nicht alles perfekt war.

Das torlose Remis war kein Beinbruch

In Frankfurt kam halt einiges zusammen. Ein Gegner, dessen oberste Priorität es war, das Gladbacher Spiel zu boykottieren. Das machten die Frankfurter mit immensem Aufwand und viel Leidenschaft. Sicher, ihnen unterliefen Fehler, doch die Borussen konnte diese diesmal nicht eiskalt ausnutzen. Während in München Manuel Neuer zwei haltbare Schüsse durchflutschen ließ, parierte in Frankfurt Kevin Trapp zwei viel bessere Schüsse bravourös. War Borussia deshalb in der Allianz-Arena Weltklasse und im Frankfurter Stadtwald Kreisklasse? Wohl kaum.

Max Eberl sagte nach dem Spiel mehr als treffend: »Das ist Bundesliga, da kann man nicht so vermessen sein zu denken, dass es leicht werden würde«. Im Gegenteil: Ein ähnliches Spiel wie am Freitag wäre vor ein paar Jahren todsicher noch verloren worden.

Ein Beinbruch war das torlose Remis in Frankfurt, immerhin einem Team, das noch berechtigte Hoffnungen auf einen internationalen Startplatz hat, nicht. Es hat nur gezeigt, dass in den verbleibenden fünf Partien sehr viel passen muss, um sich im Rennen um Platz 3 zu behaupten. Wobei diese Erkenntnis nun auch nicht wirklich überraschend ist.

torfabrik.de


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