Einzelkritik: VfL Wolfsburg - Borussia Mönchengladbach 1:0 (1:0)
Geduldig, aber harmlos

Borussia Mönchengladbach hatte in Wolfsburg vieles unter Kontrolle, blieb in der Ordnung und geduldig. Doch letztlich war die Fohlenelf zu harmlos, um aus der Autostadt etwas mitzunehmen. Das zeigt auch die Einzelkritik.

Yann Sommer: Borussias Keeper war in Wolfsburg viel beschäftigt. Zehn parierte Torschüsse weist die Statistik aus. Dazu gehörten zwei starke Abwehraktionen bei den Olic-Schüssen nach der Pause sowie die Blitzreaktion gegen Perisic aus kurzer Distanz. Darüber hinaus sehr oft durch Rückpässe eingebunden. Dabei mehrfach mit gehörigem Risiko, aber immer mit Erfolg. Beim Tor des Tages sah er etwas unglücklich aus, wobei es sehr schwierig war, den Ball anders abzuwehren. Es herrschte Getümmel vor ihm, Knoche kam zudem mit gestrecktem Bein. Da blieb wenig Zeit und Raum für eine kontrollierte Aktion und er hatte Pech, dass er Knoche den Ball an den Rücken faustete. Note 3,0.

Tony Jantschke: Diesmal wieder als Rechtsverteidiger aufgeboten. Dort ordentlich beschäftigt mit Perisic und dem nachrückenden Schäfer. Im Duell gegen Schäfer hielt er bei der Entstehung des 1:0 zur Vermeidung eines Elfmeters schon früh die Hände hinter den Rücken, was keine gute Ausgangsbasis für einen Sprint war. So war er schon in Rückstand, Schäfer konnte die Grundlinie ansteuern und Jantschke die Flanke nicht mehr verhindern. In der zweiten Halbzeit hechelte er De Bruyne in einer Kontersituation hinterher, konnte nicht mithalten und wählte dann plötzlich den Weg in die Mitte, als er merkte, dass er nicht Schritt hielt. Jantschke war viel am Ball, meistens wählte er den sicheren Rückzug. Nur selten trat er vorne wirklich in Erscheinung. Note 4,0.

Roel Brouwers: Nun auch mit der Startelfpremiere in der Bundesliga. Er löste seine Aufgabe gewohnt solide und mit der ihm eigenen Ruhe. Nur unmittelbar nach dem Seitenwechsel war er zweimal nicht im Bilde. Zunächst unterlief er einen hohen Ball kurz hinter der Mittellinie und machte so ›die Tür auf‹. Direkt danach unterlief ihm ein grober Aufbau-Fehlpass. Ansonsten räumte er einiges weg, spielte vernünftige (Sicherheits-)Pässe und hatte in der ersten Halbzeit eine gute Möglichkeit, als er mit dem linken Fuß nach einer Ecke zum Abschluss kam. Note 3,5.

Álvaro Dominguez: Rutschte wieder in die Innenverteidigung und war dort der Borusse mit den meisten Ballkontakten. Der Spanier spielte einige schlampige Pässe nach vorne und beschränkte sich danach weitestgehend auf den risikolosen Kurzpass. Sah Gelb für ein Foul, das bei weitem nicht so schlimm war, wie mehrere harte taktische Bodycheck-Fouls einiger Wolfsburger. Dominguez blieb zwar in den meisten direkten Duellen Sieger, dennoch wirkte er insgesamt nicht so ruhig und kontrolliert wie sonst. Note 3,5.

Oscar Wendt: Rettete als letzte Instanz bei einem schnellen Konter in der ersten Halbzeit, danach auch auf der Linie bei dem Naldo-Kopfball nach der anschließenden Ecke. Machte offensiv schon etwas Betrieb über links und rückte einige Male gut mit auf. Bei Ballverlusten der Mannschaft darf er ruhig einen höheren Gang einschalten, wenn es gilt, zurückzulaufen. Nicht gut war sein Stellungsspiel, wenn hohe Zuspiele auf seine Seite geschlagen wurden. Eigenartig ein Außenristpass aus dem Stand ins Seitenaus, ärgerlich zwei Konzentrationsfehler, als er den Ball ins Aus rutschen ließ. Note 4,0.

Håvard Nordtveit: Ließ sich vor allem vor der Pause oft zwischen die Innenverteidiger fallen um das Spiel aufzubauen. Dabei früh unter Druck gesetzt, angesichts der oft zugedeckten Anspielstationen aber mit vernünftiger Passquote. Gab mit einem abgefälschten Freistoß den ersten Schuss auf das Wolfsburger Tor ab. Bei der Arbeit gegen den Ball positionsgetreu, jedoch verlor er ungewöhnlich viele Zweikämpfe gegen die körperlich starken Wolfsburger. Wurde in der Schlussphase für die zusätzliche Offensivkraft Hrgota ausgewechselt. Note 3,5.

Christoph Kramer: Startete mit einem Fehlpass in die Mitte, bekam dann aber Kontrolle in sein Spiel. Freie Mitspieler fand er nur seitlich, ein paar Versuche, auf eigene Faust mit dem Ball am Fuß in den Sechzehner vorzudringen, missrieten. In der Defensivarbeit immens fleißig und mit einigen Balleroberungen. Einmal ließ er jedoch eine Laufaktion von Jung zu und blieb stehen, anstatt hinterherzusprinten. Insgesamt kam mit ihm mehr Ordnung ins Mittelfeld als zuletzt gegen Frankfurt. Am Ende mit einem Schuss ans Außennetz und einer guten Einzelaktion zur ‚Chaossituation‘ in Wolfsburgs Fünfmeterraum. Note 3,0.

André Hahn: Schlug die perfekte Flanke auf Herrmann und stand Abseits am langen Pfosten bei einer Kopfballverlängerung von Raffael. Das waren die auffälligsten Szenen von Hahn. Er hielt das Spiel gut ›breit‹, wurde aber nur selten in Szene gesetzt, weil es keine langen Verlagerungen gab. Wenn er auf der Kombinationsseite des Spielfeldes war, fehlten ihm die Räume. Eingeengt ist er mit seinen Mitteln schnell am Limit. Fleißig in der Rückwärtsbewegung, was ihn allerdings sichtlich Kraft kostete. Machte in den letzten zwanzig Minuten für Traoré Platz. Note 4,0.

Patrick Herrmann: War flink und leichtfüßig unterwegs und nötigte Wolfsburg mehrfach zu grenzwertigen Fouls. So checkte ihn Naldo um, der dafür unverständlicherweise nur mündlich verwarnt wurde. Herrmann war Borussias auffälligster Offensivspieler, suchte die Aktion und wollte etwas forcieren. Spritzig und selbstbewusst in Eins-gegen-eins-Situationen. Seine Riesenchance nach der Hahn-Flanke hätte er allerdings zwingend nutzen müssen. Er köpfte zwar nach unten, aber nicht zur Seite. Dennoch ein gutes Spiel von Herrmann, was wohl auch der Trainer so gesehen hatte und ihn 90 Minuten durchspielen ließ. Note 2,5.

Raffael: Hatte zwei, drei Situationen, in denen es wirkte, als ob er nicht ganz bei der Sache sei. Ansonsten jedoch viel unterwegs und häufig zu kniffligen ›Dribblingpuzzles‹ gezwungen, die er noch oft recht gut löste. Er wollte etwas Konstruktives zusammenbasteln, doch es mangelte zumeist an Anspielstationen. Das führte dazu, dass er sich manchmal verstrickte. Die daraus resultierenden Ballverluste fielen auf, da Raffael nicht der Typ ist, der einen Ball auf gut Glück planlos nach vorne haut. Note 3,5.

Max Kruse: Bei ihm klappte nur wenig, lediglich ein Fleißkärtchen gewann er bei einem Ballgewinn dank Forechecking. Er startete oft vergebliche Versuche, alleine Druck zu setzen. Das nagte an der Substanz, genauso wie die vielen vergeblichen Wege, die er machte. Wenn er mal eingesetzt wurde, konnte er sich nicht durchsetzen. Kruse war nicht ballfest und dazu ungewohnt schwach im Zweikampf. Wurde daher auch frühzeitig gegen Hazard ausgetauscht. Note 4,5.

Ibrahima Traoré: Ersetzte Hahn und sorgte für etwas Belebung. Insgesamt jedoch überhastet in seinen Aktionen. Ohne Note.

Thorgan Hazard: Kam für Kruse und zeigte ein paar gute Ansätze, ohne sich entscheidend durchzusetzen. Ohne Note.

Branimir Hrgota: Eingewechselt für Nordtveit in der Schlussphase als letzte Offensivoption. War allerdings eher ein Gewinn für Wolfsburg, weil er mit zwei Ballverlusten die eigenen Angriffe stoppte. Ohne Note.

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