Einzelkritik: Hannover 96 - Borussia Mönchengladbach 0:3 (0:1)
Fast wie eine Spitzenmannschaft
Redaktion TORfabrik.de Dienstag, 21. Oktober 2014 - 07:15 Uhr

Eine heikle Anfangsphase musste Borussia Mönchengladbach in Hannover überstehen. Doch nach dem Führungstor waren die Borussen Herr im Hause und ließen ein nahezu perfektes Auswärtsspiel folgen. Fast wie eine echte Spitzenmannschaft.

Yann Sommer: Vor allem in der Startphase gefordert. Da fing er mehrere hohe Bälle sehr sicher ab. Sommer versuchte zunächst das Spiel schnell zu machen, obwohl fast alle Mitspieler zugedeckt waren. Er erkannte dann, dass er in der hektischen Phase für Ruhe sorgen musste und tat dies auch. Später folgten präzise Abwürfe, u.a. auf Kruse und Hahn. Lediglich eine kleine Unkonzentriertheit unterlief ihm, als er einen Rückpass annehmen wollte, der Ball jedoch unter seinem Fuß durchflutschte. Zum Glück rollte die Kugel nicht weit und er konnte locker rechtzeitig korrigieren. Großartig seine Rettungstat am Ende bei einem harten Distanzschuss und anschließendem Abwehrsprung beim Rebound. Note 2,0.

Julian Korb: Zu Beginn hatte er einige brenzlige Situationen zu überstehen. Dabei brachte er einerseits Kiyotake früh zur Verzweiflung, andererseits wurde er einmal von Joselu zu einfach verladen. In einigen Situationen zeigte er sich gegen die früh attackierenden Hannoveraner sehr ballfest, manchmal fand er keine Lösung. Nach einem Ballverlust wurde er von der Abseitsfahne gerettet. Nach der Pause wurde es für Korb deutlich ruhiger, nur einmal verlor er ein Kopfballduell nach langer Flanke. Korb war nicht das stärkste Glied der Abwehrkette, aber auch nicht so schwach, dass die Kette riss. Note 3,5.

Martin Stranzl: War immer zur Stelle, wenn es wirklich gefährlich zu werden drohte. Ob in der Luft oder am Boden, Stranzl behielt in den wichtigen Zweikämpfen die Oberhand. In ein paar direkten Duellen zog er den Kürzeren, ohne dass ernsthafte Folgen drohten. Kannte kein Pardon mit seinem fliegenden Tackling, als er auf rechts Gefahr aufkommen sah. Erhielt unberechtigt Gelb, als er zwar resolut einstieg, jedoch klar den Ball spielte. Im Spielaufbau mit etwas Streuung. Auffällig, dass er nach verunglückten Versuchen gerne mal einen Mitspieler 'anraunzt'. Note 2,5.

Tony Jantschke: Zunächst wie die gesamte Mannschaft etwas wackelig. So entstand ein zu kurzer Pass auf Kruse, ein Ballverlust ohne Folgen sowie ein 'Ausrutsch-Foul'. Zwei Foulspiele innerhalb der ersten fünf Minuten kennt man von Jantschke eigentlich nicht. Im weiteren Verlauf stabiler und ab der zweiten Halbzeit nach der Nordtveit-Verletzung im defensiven Mittelfeld unterwegs. Dabei bewies er wieder einmal seine Flexibilität und spielte auf der 'Sechs', als ob er nie etwas anderes gemacht hätte. Er war zur Stelle, wenn Hannover versuchte umzuschalten, stand fast immer goldrichtig und spielte einen ruhigen und überlegten Ball. Jantschke ist auf drei Positionen ohne Qualitätsverlust einsetzbar - welch ein Luxus für einen Trainer. Note 2,5.

Álvaro Dominguez: Ein starkes Spiel des Spaniers auf der linken Abwehrseite. Sehr klar und fest in seinen Aktionen, äußerst griffig in den Zweikämpfen. Am Ball sicher, abgesehen von zwei unsauberen Pässen. Schaltete sich immer wieder mit ein und setzte in der Offensive Impulse. Schlug die schöne Flanke zum Führungstor und war auch darüber hinaus oft vorne mit dabei. Pech hatte er bei seinem Kopfball aus ganz kurzer Distanz an die Latte. Den musste er eigentlich machen. Note 2,0.

Håvard Nordtveit: Ließ sich in der Anfangsviertelstunde von der Hektik anstecken. Er sorgte für den ersten Fehlpass, dann ging er nicht zum Ball, als er angespielt wurde. Später mit einer wilden, aber richtigerweise nicht gepfiffenen Rettungstat vor dem eigenen Strafraum. Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit ruhiger und sicherer. Kurz vor der Pause erhielt er einen Schlag auf den Fuß und musste verletzt raus. Note 3,5.

Granit Xhaka: Ein sehr guter Auftritt des Schweizers, nicht nur wegen seines fulminanten Tores. Das war fraglos ein Klasse-Treffer. Endlich schoss er mal flach UND hart, prompt fluppte es. Darüber hinaus enorm wichtig für die Spielgestaltung, er schaltete und waltete mit viel Übersicht. Xhaka spielte wunderbare Crossbälle auf Herrmann und Dominguez, schickte Raffael mit einem tollen Steilpass und streute mit Pässen, dass es ein Genuss war. Mit seinem Abspiel auf Raffael an der Basis des Führungstors. Xhaka lenkt und denkt gereifter. Er scheint erwachsen daumenhoch zu werden. Note 1,5.

André Hahn: Überzeugte in Hannover mit großem Einsatz und sehr, sehr wertvoller Laufarbeit. Er beschäftigte die Hannoveraner mit seinen intensiven Aktionen, mit und ohne Ball. So schaffte er u.a. Räume für Kruse. Hahn war relativ sicher bei Klein-klein-Kombinationen und auch wenn manche Aktion ein wenig eindimensional wirkte, war er doch schwer zu verteidigen. Etwas 'blind' ein überhasteter Schussversuch vor der Pause, als Abspieloptionen da waren. Toll sein Sprint in die Tiefe bei Raffaels Pass und dem anschließenden Heber, der nur knapp das Tor verfehlte. Hervorzuheben ist Hahns Defensivarbeit. Sogar zehn Minuten vor Schluss spurtete er noch über den halben Platz zurück und eroberte einen Ball. Note 2,5.

Patrick Herrmann: Hauptsächlich auf links unterwegs, diesmal blieben Positionswechsel weitestgehend aus. Herrmann war zunächst fast unsichtbar, zeigte sich dann jedoch öfter. Mehrfach zog es ihn in die Mitte, ohne dass er sich dort durchsetzen konnte. Wurde in einigen Zweikämpfen an der Grenze des Erlaubten bearbeitet, doch der Schiedsrichter war nicht auf seiner Seite. Eine unkonzentrierte Annahme brach eine gute Kontermöglichkeit ab. Nach der Pause mit einigen guten Läufen. Insgesamt eifrig, vor allem in der Rückwärtsbewegung, aber nicht nachdrücklich anwesend. Note 3,5.

Raffael: Beschleunigte in der ersten Halbzeit schon einen Konter sehenswert per Hacke und bereitete das 0:1 mit vor, als er Dominguez sah und diesen schnell anspielte. Raffael spielte meist direkt und klar ab, er hatte die Weiterleit-Funktion beim Umschalten. Manche (Kurz-)Pässe in die Breite sahen unspektakulär aus, waren aber von immens wichtiger Bedeutung. Damit hielt Raffael den Spielfluss aufrecht. Er wusste, wann er warten musste und wann es schnell vonstatten gehen sollte. Wenn er steil spielte, dann um eine Torchance herbeizuführen. So beim perfekten Pass in den Lauf von Hahn. Note 2,5.

Max Kruse: Bester Gladbacher an diesem Nachmittag. Das Kopfballtor gegen die Laufrichtung des Torwarts und nach unten zum Boden hin - genau wie aus dem Lehrbuch. Er war der Dreh- und Angelpunkt der Offensivabteilung, mit Betonung aufs drehen. Alles was Kruse machte, hatte Hand und Fuß. Einiges sah vielleicht etwas schwerfällig aus, aber weil er vorausdenkt und den Ball behauptet, war er immer Herr der Situation. Seine Ballbehandlung war stark, vor allem die Annahme, als er springend den Ball in der Luft mit der Brust kontrollierte. Er zirkelte eine gute Flanke auf Raffael, sein Rechtsschuss aus dem Stand war auch gefährlich. Kruse versteckte sich in keiner Phase und krönte seine Leistung am Ende mit dem abgezockt erzielten zweiten Tor. Note 1,0.

Roel Brouwers: Kam zur zweiten Halbzeit für den verletzten Nordtveit und übernahm die Innenverteidigerposition von Jantschke. Er war direkt im Spiel, gewann den ersten Zweikampf souverän und auch bei den sechs weiteren gab er sich keine Blöße. Brouwers spielte gewohnt unaufgeregt, das Schwimmen im kalten Wasser ist für den Niederländer Routine. Hätte sogar ein Tor machen können, als er quer zur Torlinie köpfte und Dominguez anschließend die Latte traf. Nette Statistik am Rande: Immer wenn Brouwers unter Favre als ‚Joker‘ ins Spiel kam, gelang dem Gegner kein Tor. Irgendwie beruhigend. Note 2,5.

Fabian Johnson: Ersetzte Herrmann und spielte dessen Part auf der linken vorderen Seite. Kombinierte gut mit und zeigte den Willen, noch etwas zu forcieren, ohne dabei überdreht zu wirken. Ohne Note.

Thorgan Hazard: Durfte in den letzten Minuten auf Raffaels zentraler Position ran. Er erkämpfte sich mit gutem Körpereinsatz einen Freistoß im vorderen Mittelfeld und konnte sich mit einem schlauen Assist, nachdem er (wie kurz zuvor schon) die Tiefe gesucht und den Torwart rauslockte, noch in Szene setzen. Ohne Note.

torfabrik.de


Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!