»Eine Spitzenmannschaft gewinnt so ein Spiel«
»Das ist dumm«
von Marc Basten und Jan van Leeuwen

Nach 2:0-Führung am Ende nur ein 2:2 - für die Gladbacher Borussen war das Remis in Mainz eine gefühlte Niederlage. Auch wenn der Schiedsrichter mithalf, suchten die Borussen letztlich die Erklärung für den verpassten Sieg bei sich selbst.

Die Partie in Mainz verlief so ganz anders, als erwartet. Anstatt forsch pressender Mainzer sahen sich die Borussen einem vorsichtig agierenden Gastgeber gegenüber. »Wir waren ein bisschen überrascht, dass sie nicht gepresst haben«, gab Lucien Favre nachher zu. Eigentlich hatte er seine Mannen darauf vorbereitet, doch die Mainzer verschanzten sich zumeist hinter der Mittellinie.

Die Borussen machten das Spiel, wie so oft in den vergangenen Wochen. Auch diesmal mit der nötigen Ruhe und Kontrolle. Mit der ersten richtigen Chance glückte gleich der Führungstreffer. Traoré schlug eine simple wie perfekte Flanke aus dem Halbfeld, Raffael nutzte die mangelnde Staffelung in der Mainzer Hintermannschaft zu einem Kopfballaufsetzer in die Maschen.

Auch wenn Mainz anschließend nach einem Standard durch Okazaki nur die Latte traf, hatten die Borussen alles im Griff. Daran änderte sich auch nichts, als Mainz nach der Pause das Risiko erhöhte. Die Gladbacher schienen ungefährdet. Vor allem, als Raffael in der 67. Minute die vermeintliche Vorentscheidung erzielte.

»Ein Freistoß für nichts«

Doch kurz darauf gab Schiedsrichter Fritz einen umstrittenen Freistoß für Mainz. Malli kam im Laufduell mit Xhaka zu Fall. »Ich berühre ihn etwas, aber er rutscht aus«, schilderte Xhaka die Szene, in der er sogar Gelb sah. »Für sowas einen Freistoß? Das ist lächerlich«. Auch Lucien Favre ärgerte sich über den Pfiff des Referees. »Das war ein Freistoß für nichts«.

Blöd für die Borussen, dass ausgerechnet der bislang so zuverlässige Yann Sommer beim Schuss von Geis aus 30 Metern patzte. Der Ball setzte zwar tückisch auf, doch er war gut sichtbar in die Torwartecke unterwegs. »Der geht ganz klar auf meine Kappe«, musste Sommer zugeben. »Der Freistoß war die Schlüsselszene. Dadurch kommen sie wieder ins Spiel, nach dem 0:2 haben sie nicht mehr dran geglaubt«.

»Wir müssen das Ding gewinnen. Ganz einfach«

Kurz vor dem Anschlusstreffer musste Martin Stranzl mit einer Muskelverhärtung ausgewechselt werden, Brouwers ersetzte ihn. Kaum war Stranzl raus, verlor Borussia hinten die Souveränität. »Roel ist nicht schuld an den Toren«, wiegelte Favre ab. »Das ist nicht an einer Personalie festzumachen«, ergänzte Max Kruse. »Mit den elf Mann, die auf dem Platz stehen, müssen wir das Ding gewinnen. Ganz einfach«.

Der Nationalspieler selbst hatte unmittelbar nach dem 1:2 die Riesengelegenheit, mit dem dritten Gladbacher Treffer für die Vorentscheidung zu sorgen. Doch er traf nur den Pfosten. »Natürlich ärgere ich mich. Ich laufe alleine aufs Tor und kann das entscheidende 3:1 machen«.

Kramer bekommt den Elfmeter nicht

Stattdessen kam Mainz nach einem langen Einwurf zu einem relativ ›billigen‹ Ausgleichstreffer. Xhaka köpfte den Ball im Strafraum nur hoch und nicht weg, Bell verlängerte per Kopf auf Okazaki, der den erneut nicht gut aussehenden Sommer überwinden konnte. In der hektischen Schlusssequenz wollten die Borussen noch einen Elfmeter haben, als Kramer im Strafraum zu Fall kam. »Für mich war das ein Strafstoß«, sagte Kramer. »Er stellt die Hüfte raus, ich wäre sonst durchgewesen«.

Auf der anderen Seite kam Okazaki nochmals zu einem gefährlichen Kopfball, den Sommer entschärfte. Diese Glanztat konnte den Goalie nicht trösten. »Die Situation, die entscheidend war, war der Freistoß. Und da war ich heute nicht da«.

»Eine Spitzenmannschaft gewinnt so ein Spiel«

So schauten die Borussen nach dem Schlusspfiff alle ein wenig bedröppelt drein. »Wenn wir uns für die Champions League qualifizieren wollen, dann darfst du hier nach einer 2:0-Führung nicht 2:2 spielen. Punkt!«, sagte Christoph Kramer. »Wir sind selber schuld. 2:0 geführt, dann nur 2:2 - das ist dumm«, meinte Granit Xhaka. »Diese zwei Tore dürfen wir nie im Leben kriegen«.

»Wenn du 2:0 in Mainz führst bei dem Anspruch, den wir haben, darfst du dir das Spiel nicht wegnehmen lassen«, bestätigte Max Kruse. »Ein Freistoßtor zu kriegen, das kann passieren. Aber danach müssen wir trotzdem souverän weiterspielen«. »Wir werden immer als Spitzenmannschaft tituliert«, ergänzte Max Eberl. »Aber eine Spitzenmannschaft gewinnt so ein Spiel«.

Ballverluste und technische Fehler in der Luft

Lucien Favre haderte derweil mit den vielen »Ballverlusten aufgrund technischer Fehler in der Luft«. »Wir führen auswärts, da müssen wir den Ball laufen lassen und den richtigen Moment finden, die Mannschaft zu ›killen‹«.

Dennoch schränkte Favre ein: »Ich nehme auch viel Positives mit. Man darf nicht vergessen, dass es das sechste Spiel hintereinander war. Vorher wären wir mit einem Punkt zufrieden gewesen. Jetzt wissen wir, dass wir drei Punkte erreichen konnten. Das ist schade, aber insgesamt können wir zufrieden sein«. An einem Abend, der so ganz anders verlaufen ist, als erwartet.

torfabrik.de


Max Kruse - Pech im Abschluss (Foto: Team2 Sportphoto)


Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!