Nisco peace Ich hab dem Braten bis ziletzt nicht getraut. Sehr souverän durchgezogen.

Borussia macht den Traum wahr
Überwältigend
von Marc Basten

Es ist schwer zu begreifen, was in diesen Wochen mit und bei Borussia Mönchengladbach passiert und am Samstag in Bremen endgültig finalisiert wurde: Nächstes Jahr spielt Borussia Championsleague. Definitiv.

Man kann es drehen und wenden, wie man will. Die Tabelle gegen das Licht halten und noch irgendwo eine Konstellation suchen, nach der sich etwas ändern könnte. Es ist zwecklos. Borussia Mönchengladbach spielt nächstes Jahr in der Championsleague. Definitiv. Ohne Qualifikation, ohne sonstige Stolpersteine. Gruppenphase. Borussia. Unfassbar.

Noch erstaunlicher ist, dass Borussia sich diese Teilnahme sowas von verdient hat. Nicht über die Fairplay-Wertung oder durch eine unglaubliche Glückssträhne. Borussia hat (bisher) 66 Punkte geholt und dabei ist kaum ein Zähler, der unverdient war. Trotz Dreifachbelastung hat die Mannschaft eine beispiellos stabile Saison hingelegt. Die Fokussierung auf das nächste Spiel, vielerorts eine gern benutzte Plattitüde, wird in Gladbach gelebt.

Die Tendenz war schon in der Hinrunde erkennbar. Doch was sich in der traditionell eher komplizierten Rückrunde getan hat, ist eigentlich unbeschreiblich. 12 Siege, 3 Remis und 1 Niederlage in 16 Spielen machen Borussia Mönchengladbach mit Abstand zum besten Team der zweiten Halbserie. Nur 7 Gegentore kassierte Fohlenelf in 2015. Bayern, zweitbestes Team in diesem Ranking, hat 14 Tore hinnehmen müssen.

Das alles ist Realität und kein Zufall. Bremens Trainer Skripnik sagte vor dem Spiel: »Jeder weiß, wie Gladbach Fußball spielt, doch kaum ein Gegner kann dies verhindern«. Werder schaffte es auch nicht. Im geduldigen Spiel bietet Borussia kaum etwas an, so gut wie nie geht die Ordnung verloren. Sobald der Gegner seinerseits etwas anbietet oder - wie Werder in der Schlussphase - das Risiko erhöht, sehen sie sich überfallartigen Angriffen der Gladbacher ausgesetzt.

Es steht fest: In der Bundesliga gibt es kaum etwas Komplizierteres, als gegen Borussia Mönchengladbach zu spielen. Hier ein Gleichgewicht zu finden, daran ist selbst Bayern München verzweifelt.

Dass Borussia in der nächsten Saison in der Championsleague spielt, ist mehr als nur folgerichtig. Und dennoch unglaublich, wenn man Borussia Mönchengladbach schon ein paar Jahrzehnte begleitet. Denn zum ›Mythos Borussia‹ gehört auch, dass Gladbach selbst in den Erfolgsjahren immer wieder tragisch scheiterte. Das kultivierte sich in den 80er-Jahren zu einer Art Gesetzmäßigkeit. Immer dann, wenn es wirklich drauf ankam, vermasselten sie es.

Alle, die diese Jahre mitgemacht haben, wissen was es bedeutet, wenn es heißt: ›Typisch Borussia‹. Viele werden vor der Reise nach Bremen das Szenario, mit einer Niederlage im Gepäck im letzten Spiel gegen Augsburg in der Nachspielzeit durch ein Tor von Bobadilla zu verlieren und noch auf Platz 4 zu rutschen, weitaus realistischer empfunden haben, als ein letztlich souveränes 2:0 im Weserstadion.

Es ist schlichtweg überwältigend, mit welcher Selbstverständlichkeit in der ›Crunchtime‹ der Saison solch alte Horrorserien wie gegen Leverkusen und jetzt in Bremen beendet wurden. Was im Hier und Jetzt in Mönchengladbach passiert, wird mal ein bedeutendes Kapitel in der Vereinsgeschichte einnehmen.

Auch wenn die Aufgabenstellung in der Zukunft nicht wirklich leichter wird, weil man sich einer ganz anderen Erwartungshaltung und Wahrnehmung ausgesetzt sehen wird, gilt es diesen Moment bewusst zu genießen und die Vorfreude auf die Championsleague richtig auszukosten. Denn das haben sich alle, die mit Borussia leben und leiden, verdient. Richtig verdient.

torfabrik.de

Zuletzt bearbeitet von Fohle4Jever; 17/05/2015 20:16.

Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!