Eine Niederlage, die Mut macht

Borussia Mönchengladbach kann erhobenen Hauptes auf den ersten Bundesligaspieltag zurückblicken. Die Fohlenelf erspielte sich in München viele Chancen und gefiel mit ungewohntem Mut. Sie brachten die Bayern teilweise in arge Verlegenheit, was zuletzt nicht viele Mannschaften zustande brachten.

Marc-André ter Stegen: Sechs Torschüsse parierte der 21-Jährige, inklusive des gehaltenen Elfmeters von Müller. Dennoch musste er dreimal hinter sich greifen. Den ersten Treffer leitete er mit einem missglückten Schlag an die Mittellinie selbst ein, gegen den Robben-Lupfer war er machtlos. Beim 0:2 reagierte er mit einem Reflex gegen Ribery, beim Abstauber von Mandzukic hatte er keine Chance. Und der dritte Treffer war der zweite Elfmeter innerhalb zwei Minuten. Stark seine zwei Paraden unmittelbar vor der Pause, auch darüber hinaus sicher bei den Schüssen die auf seinen Kasten kamen. Ebenso bei hohen Bällen beständig zupackend. Zu bemängeln bleibt die Streuung bei seinen Pässen – das kann er wesentlich besser. Note 2,5.

Tony Jantschke: Im Pokal nicht berücksichtigt, durfte Jantschke gegen die Bayern wieder auf seiner Stammposition als Rechtsverteidiger ran. Dort mit der Herkules-Aufgabe, den ‚aufgedrehten‘ Ribery (139! Ballkontakte) in Zaum zu halten. Trotz der Unterstützung von Kramer und Herrmann blieb Jantschke vor allem vor der Pause mehrfach nur zweiter Sieger. Immer nach der Prämisse agierend, ein Foulspiel zu vermeiden, musste er den flinken Franzosen einige Male passieren lassen. Nach dem Seitenwechsel rigoroser, da funkte er oftmals dazwischen. Auffällig, dass der 23-Jährige vergleichsweise ‚hoch‘ stand und viele Aktivitäten jenseits der Mittellinie hatte. Dabei u.a. die gelungene Hacken-Weiterleitung auf Herrmann, sowie einige gute Kurzpässe. Note 3,5.

Martin Stranzl: In der ersten Halbzeit mit zwei, drei Unsicherheiten. So verschätzte er sich vor einem Mandzukic-Kopfball bei der Flanke und stand in zwei weiteren Situationen nicht gut zu Ball und Gegner. Später sah er die Gelbe Karte für ein notwendiges taktisches Foul nach einem Missverständnis mit Jantschke. Im weiteren Spielverlauf sicherer, mit gutem Kopfballspiel bei den hohen Hereingaben und aufmerksam am Boden. Im Spielaufbau zügig, jedoch nicht immer den Mitspieler findend. Note 3,5.

Álvaro Dominguez: Überschattet wird das Spiel natürlich vom doppelten Handspiel innerhalb so kurzer Zeit. Das lief für den Spanier mehr als unglücklich: vor dem ersten Elfmeterpfiff sprang ihm der von Müller unkontrolliert verlängerte Ball vom Bein an den Unterarm – hier kann nun wirklich nicht von Absicht oder einer unnatürlichen Handhaltung gesprochen werden. Jede Körperhaltung in so einer Situation ist unnatürlich. Beim zweiten Elfmeter bekommt er den Ball an den Oberarm, wobei der Ball zuvor von Robben ebenfalls mit dem Arm berührt wird. Die übereifrige Regelauslegung der Unparteiischen war äußerst misslich für den 24-Jährigen, dem man allenfalls eine gewisse Ungeschicklichkeit ankreiden kann. Darüber hinaus war Dominguez im Passspiel sicherer als Nebenmann Stranzl, dafür kam er beim ersten Tor gegen Robben den entscheidenden Tick zu spät. Ansonsten mit einigen guten Klärungsaktionen, auch in der Luft. Note 3,5.

Filip Daems: Hatte das „Vergnügen“ mit Robben, der ihm einige Male entwischte. Auch die typische ‚Robben-Aktion‘, wenn der Niederländer nach innen zieht und den Abschluss sucht, konnte nicht immer verhindert werden. Vor allem wenn Arango nicht ganz so energisch mitmachte, geriet Daems unter Druck. Im Passspiel mit einiger Streuung, besonders unter Bedrängnis. Wie sein Gegenüber Jantschke stand Daems sehr hoch, was einerseits einige gute Aktionen nach vorne ermöglichte, andererseits in seinem Rücken auch Gefahrenmomente heraufbeschwor. Beim ersten Gegentor ließ er Robben einen Sekundenbruchteil Luft und konnte dann nicht mehr eingreifen. Note 3,5.

Christoph Kramer: Ein sehr vielversprechendes Bundesligadebüt des Neuzugangs. Als zweiter Sechser war er unglaublich viel unterwegs, schaltete sich immer wieder ins Kombinationsspiel nach vorne ein und entwickelte einen guten Zug in Richtung Tor. Pech hatte der 22-Jährige bei seinem Abschluss nach der Pause, als er aus günstiger Position in die Hacken von Herrmann zielte. In der Rückwärtsbewegung sehr aufmerksam, das Zentrum schloss er mit Xhaka nahezu komplett. Dazu wich er immer wieder auf die rechte Seite aus, um Jantschke zu unterstützen. Herausragend neben der läuferischen Leistung seine Passsicherheit. Das waren fast Neustädter-Dimensionen, wobei Kramer deutlich öfter vertikal spielte als der heutige Schalker. Note 2,5.

Granit Xhaka: Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Der Schweizer zeigte eine sehr disziplinierte Leistung, hielt seine Position und leistete sich keine folgenschweren Aussetzer. Zwei ‚unforced errors‘ unterliefen ihm, wobei er einen wieder selbst bereinigte und der andere ebenso folgenlos blieb. Stark im Aufbauspiel mit guten Verbindungspässen und mehreren sehenswerten Verlagerungen. Auch zwei, drei lange Pässe waren gut getimt und fanden ihren Adressaten. Es hat den Anschein, als ob der 20-Jährige verstanden hat, was von ihm erwartet wird. Mit weiterer Spielpraxis sollte er noch mehr Sicherheit bekommen. Note 3,0.

Patrick Herrmann: Konnte auf der rechten Seite bei einigen Angriffen seine Schnelligkeit ausspielen. Er profitierte vom zügigen Kombinationsspiel, aber auch der Tatsache, dass mit Kruse und Raffael, sowie dem nachrückenden Kramer, gleich mehrere handlungsschnelle Partner vorhanden sind. Dadurch kam Herrmann mehrfach nach ‚flüssigen‘ Stafetten bis an die Grundlinie. So kam die Flanke vor der Kruse-Chance von ihm. Selbst zum Abschluss kam der 22-Jährige allerdings nicht. Im Spiel nach hinten um Unterstützung für Jantschke bemüht und durchaus wachsam mitarbeitend. Wohl auch wegen des Trainingsrückstands nach dem dritten Bayerntor ausgewechselt. Note 3,5.

Juan Arango: Nach überstandener Verletzung wieder im Team, zeigte der Venezolaner von Beginn an, dass er nach wie vor ein ganz wichtiger Spieler für die Borussia ist. Immer wieder trieb er den Ball über die linke Seite kontrolliert nach vorne, mit gutem Auge für die Situation und die Mitspieler. Vor allem das Kombinationsspiel mit den neuen Kollegen scheint ihm zu gefallen. Weniger glücklich wirkte Arango ob der ungeliebten Defensivarbeit, die er verrichten musste. Das war teilweise etwas schleppend und auch unglücklich, so wie bei der Aktion die zum Freistoß vor dem 0:2 führte. Der 33-Jährige bereitete mit seiner Hereingabe das Eigentor von Dante vor und hatte unmittelbar nach Wiederanpfiff selbst eine gute Gelegenheit zum Abschluss. Im zweiten Durchgang baute er körperlich sichtlich ab, nach dem Tor zum 3:1 wurde er ausgewechselt. Note 3,5.

Raffael: Der neue Fixpunkt im Gladbacher Spiel, der Mann mit den meisten Ballkontakten. Überall unterwegs, ob auf den Seiten oder in der Mitte, wo er sich teilweise ganz tief fallen ließ. Der 28-Jährige agierte sehr unaufgeregt, im Duett mit Arango wirkte die Selbstverständlichkeit in der Ballbehandlung fast tiefenentspannt. Stark die Ballbehandlung, aber auch der Blick für die Situation. Teilweise lief er vermeintlich unbeteiligt daher, um im nächsten Moment in der richtigen Position zu sein. Klasse seine Ablage auf Kruse vor dessen Riesenchance in der ersten Halbzeit, er selbst kam dreimal zum Abschluss, wobei er leider die letzte Konsequenz vermissen ließ. Insgesamt muss er aus seinen technischen Fähigkeiten mehr Vorteile ziehen, das Bundesligadebüt des Brasilianers im Trikot der Borussia war dennoch gelungen. Note 2,5.

Max Kruse: Sehr aktiv und beweglich in vorderster Front, wobei sich der Ex-Freiburger auch für den Rückwärtsgang nicht zu schade war. Wurde gut ins schnelle Kombinationsspiel einbezogen und zeigte sich Abschlussorientiert. Wenn er mit dem Ball am Fuß in Strafraumnähe war, suchte er den Abschluss. Eine Qualität, die im Borussenspiel sonst zu kurz kommt. Hatte Pech mit seinem satten Schuss kurz nach der Pause, aber vor allem bei der Chance im ersten Durchgang. Da zog er nach der Raffael-Ablage in typischer Mittelstürmermanier blitzschnell ab, scheiterte leider an Neuer. Doch der Auftritt des 25-Jährigen stimmt zuversichtlich. Note 2,5.

Amin Younes: Kam zwanzig Minuten vor Schluss für Arango, als die Partie praktisch gelaufen war. Ein paar Dribblings blieben ohne Erfolg. Ohne Note.

Branimir Hrgota: Wie Younes für zwanzig Minuten dabei, ohne sich noch nachhaltig in Szene setzen zu können. Ohne Note.

Luuk de Jong: Die letzten fünf Minuten dabei. Ein Ballkontakt, ein gewonnener Zweikampf, ein gelungener Pass. Ohne Note.

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Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!