„Eine sehr gute Ausgangslage geschaffen“

Im ersten Teil unseres großen Interviews spricht Sportdirektor Max Eberl über die Hinrunde, die Bedeutung der UEFA Europa League und das Erfolgsgeheimnis der Fohlenelf.

Max, es ist lange her, dass Borussia auf eine Hinrunde zurückblicken kann, in der sie in drei Wettbewerben überzeugt hat. In der Bundesliga steht die Fohlenelf in der Spitzengruppe, zudem überwintert sie im DFB-Pokal und der UEFA Europa League. War das aus deiner Sicht eine perfekte Hinrunde?

Max Eberl: Mit dem Adjektiv perfekt sollte man natürlich sehr vorsichtig sein, aber ich denke, dass wir eine sehr gute Hinrunde erlebt haben. Die Mannschaft hat viele Facetten gezeigt. Sie hat oftmals fußballerisch überzeugt, es gab aber auch Spiele, in denen sie sehr effektiv gespielt hat oder über die Moral kam. Wir haben in allen drei Wettbewerben Herausragendes geleistet und uns damit eine sehr gute Ausgangslage für die Rückrunde geschaffen.

Es war ein intensives Halbjahr mit 27 Pflichtspielen für die Fohlenelf. Gab es Partien, die du im Nachhinein als Schlüsselspiele bezeichnen würdest?

Max Eberl: Für uns waren die Europa League Play-Offs gegen den FK Sarajevo von entscheidender Bedeutung, so dass ich bei diesen Spielen natürlich besonders mitgefiebert habe. Wir haben im Sommer einen Kader zusammengestellt, der darauf ausgerichtet ist, in drei Wettbewerben eine gute Rolle spielen zu können. Um in der Europa League dabei sein zu dürfen, mussten wir zwingend diese K.o.-Spiele überstehen. Der letztlich positive Ausgang dieser beiden Partien hat unsere Saison natürlich extrem beeinflusst und war ein Fingerzeig für die folgenden Wochen und Monate.

Es gibt ja auch immer wieder Stimmen, die sagen, die UEFA Europa League koste nur Kraft und dadurch Punkte in der Liga. Zudem wird oft moniert, dass es vergleichsweise wenig Geld zu verdienen gäbe. Welchen Stellenwert hat dieser Wettbewerb für Borussia?

Max Eberl: Für uns ist die Europa League ein großes Abenteuer und eine fantastische Gelegenheit, uns als Borussia in Europa mit internationalen Top-Teams zu messen. Natürlich ist sie ein komplizierter Wettbewerb – man hat mehr Spiele zu ungünstigen Anstoßzeiten und Terminen, aber darüber haben wir uns nie beklagt und werden dies auch zukünftig nicht tun. Wir sind froh, dass wir dabei sein dürfen und haben in diesem Wettbewerb noch einiges vor.

Trainer Lucien Favre hat aufgrund der hohen Belastungen durch die vielen Pflichtspiele in der Hinrunde das Rotationsprinzip für sich entdeckt. Würdest du dies als euer Erfolgsgeheimnis bezeichnen?

Max Eberl: Ich glaube schon, dass die Rotation ein Schlüssel zum erfolgreichen Abschneiden in dieser Hinrunde war. Auch Lucien wollte natürlich unbedingt in drei Wettbewerben vertreten sein, da er auf einen Kader zurückgreifen kann, der eine extrem hohe Qualitätsdichte mitbringt, so dass man auf verschiedene Formationen mit unterschiedlichen Spielertypen bauen und entsprechend viele Spiele erfolgreich bestreiten kann. Unsere Mannschaft hat ein festes Gerüst, daneben hat unser Trainerteam sehr clever an vielen Stellen rotiert, so dass Müdigkeit gar nicht auftreten konnte. So haben wir auf intelligente Weise diese Hinrunde bestanden.

Ihr habt die Mannschaft im Sommer in André Hahn, Ibrahima Traoré, Yann Sommer, Thorgan Hazard und Fabian Johnson mit fünf Neuzugängen verstärkt. Und jeder ist eingeschlagen. Wie beurteilst du die Leistung der Neuzugänge?

Max Eberl: Ich denke, die Neuzugänge hatten alle ihren Anteil an dieser erfolgreichen Hinrunde. Alle fünf haben sich schnell in die Mannschaft integriert. Die starke Konkurrenzsituation in unserem Kader hat einfach dazu geführt, dass jeder Spieler in jedem Spiel, in dem er die Chance hatte, sich zu zeigen, eine Top-Leistung bringen musste. Das haben unsere Spieler häufig geschafft, was sich letztlich positiv auf die Mannschaft ausgewirkt hat. Wir sind froh, dass wir diese Breite, Qualitätsdichte und unterschiedlichen Spielertypen in unserem Kader haben. Jeder spürt, dass er wichtig ist und die Möglichkeit hat, der Mannschaft zu helfen. Diese Gesamtsituation ergibt natürlich ein rundes Bild.

Yann Sommer hat in der Hinrunde keine einzige Pflichtspielminute verpasst und ist die unumstrittene Nummer eins. Hat es dich überrascht, wie schnell er bei Borussia Fuß gefasst hat?

Max Eberl: Im Nachhinein ist es natürlich leicht zu sagen, dass das für mich keine Überraschung war. Aber bei Yann hatte ich von Anfang an ein gutes Gefühl. Er ist eine sehr aufgeschlossene und offene Persönlichkeit und ein sehr ehrgeiziger Torhüter. Vom ersten Tag an hat er intensiv mit unserem Torwarttrainer Uwe Kamps daran gearbeitet, das umzusetzen, was von ihm in unserem System erwartet wird. Dafür hat er sicherlich einige Zeit gebraucht, aber für mich gab es nie einen Zweifel daran, dass er zu dem Rückhalt wird, der er mittlerweile für unsere Mannschaft ist.

borussia.de

Zuletzt bearbeitet von Fohle4Jever; 24/12/2014 01:02.

Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!