Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart 1:1 (0:0)
Noch Sand im Getriebe
Redaktion TORfabrik.de,Dienstag, 26. August 2014 - 07:07 Uhr

Das Remis gegen den VfB Stuttgart zum Saisonauftakt ging in Ordnung. Die Borussen kamen im ersten Durchgang nicht richtig in Tritt, nach dem Rückstand zeigten sie Mut und Moral. Das sollte Auftrieb geben. Die Fohlenelf in der Einzelkritik.

Yann Sommer: Den ersten hohen Ball (Freistoß von halbrechts) fing er sicher, was ihm Selbstvertrauen gab. Einmal rettete er mit beiden Fäusten im Flug, in der Schlussphase mit tollem Reflex beim Schuss von Gentner. Auch fußballerisch mehr als ordentlich. Machte sich beim Freistoß mit anschließendem aberkanntem Tor wieder ›klein‹, ebenso beim 0:1. Hier wäre etwas mehr körperliche Präsenz wünschenswert. Sommer unterlief eine hohe Hereingabe, weil er von Harnik geschubst wurde. Bei einer Ecke nach der Pause nicht energisch genug im Getümmel, bei einer anderen ließ er den Ball fallen, was zum Glück ohne Folgen blieb. Note 3,0.

Julian Korb: Erledigte seinen Job wie gewohnt, störte meistens im richtigen Moment und machte seine Seite bis auf wenige Ausnahmen dicht. Er ›stach‹ im richtigen Moment und brauchte kaum Fouls. Vor der Pause spielte er einen hervorragenden flachen Pass in die Mitte. Korb schlug wenige, aber ordentliche Flanken. Er schaltete sich mit nach vorne ein, wenn die Situation es hergab. Leider war er es, der das Abseits beim Gegentor aufhob. Da war er einen Moment nicht wach genug. Note 3,0.

Martin Stranzl: Ein paar Prozentpunkte bei seiner Antrittsschnelligkeit fehlen noch. Doch der Kapitän kommt langsam aber sicher in Tritt. Er war aufmerksam, wenn es galt, zur Seite rauszurücken. In der Luft defensiv stark, offensiv bei Standards nicht zum Zuge gekommen. Im Aufbau unterlief ihm der eine oder andere undurchdachte Pass. Note 3,0.

Tony Jantschke: Lieferte sich einige harte Duelle mit Ibisevic. Beide teilten aus mit dem Unterschied, dass Jantschke im Gegensatz zum Stuttgarter Angreifer nicht rumjammerte. Beim nicht gegebenen Tor des VfB zog Ibisevic Jantschke herunter. Einmal hatte er Glück, als er beim ›Abräumen‹ versehentlich Harnik anschoss und der Ball über das eigene Tor flog. Beim Gegentreffer wurde Jantschke überlupft. Später ließ er einen Ball passieren in der Gewissheit, dass der Mann im Rücken ins Abseits lief. Da reagierte Stranzl zu langsam, als ein anderer Stuttgarter zum Ball eilte. Generell machte Jantschke es sehr gut, wenn es galt, einzugreifen. Das Timing bei seinen Tacklings war perfekt. Im Aufbauspiel zügig und sicher. Note 2,0.

Álvaro Dominguez: Eine solide Partie des Spaniers. Ließ kaum etwas zu, ging nicht wild in die Zweikämpfe, sondern wartete ruhig ab. Insbesondere in der Schlussphase war das wichtig, als er unnötigen Freistößen vorbeugte. Lediglich im Luftkampf mit Schwächen im Timing, so verlor einmal ein Duell gegen Harnik, der per Kopf ablegen konnte. Nach vorne mit guten Vorstößen, die er u.a. mit zwei guten Flanken auf Hahn abschloss. Sein Sprint in die Tiefe mit überlegtem Rückpass zum Ausgleich war große Klasse. Note 2,5.

Håvard Nordtveit: Wieder immens fleißig. Der Norweger erledigte Arbeit für zwei, leider landeten seine Ballgewinne zu oft postwendend wieder beim Gegner. Einige Pässe waren stark, andere verkümmerten. Läuferisch und kämpferisch vorbildlich, in der Eröffnung spielerisch ideenarm. Hatte in der ersten Halbzeit eine Torchance am zweiten Pfosten nach Flanke von Korb, die er wohl mit dem Innenrist volley nehmen wollte. Hier hätte er direkter zum Ball gehen müssen, möglicherweise mit einem Flugkopfballversuch. Brachte die - leicht abgefälschte - Hereingabe zu Hrgotas Riesenchance, als er gut über rechts durchstartete. Note 3,5.

Granit Xhaka: Suchte vor der Pause mit flachen Zuspielen den Mitspieler in den Nahtstellen (oft Raffael), oder mit langen hohen Bällen Traoré für den schnellen Konter. Zwar war der eine oder andere ›lauwarme‹ Ball dabei, aber die Intention war lobenswert. In Borussias bester Phase streute er im Minutentakt mit schönen, öffnenden Pässen. Da riss der Schweizer das Spiel regelrecht an sich. Gegen Ende dann etwas schluderig, u.a. mit einem unnötigen Verzweiflungsschuss. Sah Gelb für Reklamieren, was die Stuttgarter zuvor mehrmals ungestraft machen durften. Note 3,0.

André Hahn: Sehr bissig und mit großem Malocherherz ausgestattet. Leider konnte er seine Wucht diesmal nicht gewinnbringend kanalisieren. Er offenbarte einige technische Defizite in der Annahme und war zu oft mit Scheuklappen unterwegs auf seiner rechten ›Trabrennbahn‹. Mit überhasteten Abschlüssen beraubte er sich seiner eigenen Waffe, der Schussstärke. Defensiv fleißig und ohne kopflose Aktionen in der eigenen Hälfte. Note 4,0.

Ibrahima Traoré: Ein ständiger Unruheherd, der bei fast allen Aktionen den Turbo einschaltete. Auch beim Wiedererobern des Balles sehr entschlossen. Er ist wirklich sauschnell und ideenreich - ein Wirbelwind. Gut seine scharf geschlagenen Hereingaben und Bananenflanken, die für Verwirrung und Panik in der gegnerischen Abwehr sorgten. Schlug die Maßflanke zu Raffaels Kopfballchance. Nach der Einwechslung von Johnson kam Traoré über die rechte Seite. In der einen oder anderen Situation wünscht man ihm die Ruhe bzw. den Überblick eines Arango. So wie beim sensationellen Pass auf Dominguez vor dem Ausgleich. Note 2,0.

Raffael: Braucht noch Anlaufzeit, um wieder in die Verfassung der Vorsaison zu kommen. Wollte sich zwischen den Linien anbieten, wurde jedoch gut zugestellt. Raffael konnte sich nur selten lösen und suchte sein Heil des Öfteren in Einzelaktionen. Das auch, weil das Zusammenspiel mit Hrgota eher stockte oder der als Kombinationspartner oft nicht da war. Hier mangelt es deutlich an der Abstimmung. Hatte kurz vor der Pause eine riesige Kopfballchance, doch hier fehlten Köpergröße und Timing gleichermaßen. Note 4,0.

Branimir Hrgota: Das Phantom blieb diesmal ohne Tor. Wie gehabt nahm er nur sporadisch am Spiel teil. Vor dem Seitenwechsel kam er nach Traoré-Zuspiel einen halben Schritt zu spät. Nach der Pause vergab er die Megachance, als sich Ulreich nach der abgefälschten Nordtveit-Flanke komplett verschätzte und Hrgota den Ball aus zwei Metern nicht über die Linie drücken konnte. Kurz darauf kam er im Gewühl aus kurzer Distanz nicht richtig zum Schuss. Als er dann prächtig traf, wurde sein Tor wegen hauchdünner Abseitsstellung aberkannt. Noch in der gleichen Minute folgte die Auswechslung. Note 4,5.

Thorgan Hazard: Übernahm Hrgotas Position. Der Belgier war beweglich und sorgte sichtlich für Belebung. Bei einigen Aktionen war er etwas übereifrig. Einmal sprang aus guter Position nur ein ›Kinderschuss‹ aus dem Lauf heraus. Pech hatte er nach Kramers Heber, als mit seiner Direktabnahme nur den Außenpfosten traf. Ohne Note.

Fabian Johnson: Kam für Hahn und agierte auf der linken Seite. Nachhaltig in Szene setzen konnte er sich nicht. Ohne Note.

Christoph Kramer: Ersetzte Nordtveit und brachte Schwung. Fantastischer Heber aus dem Lauf heraus auf Hazard. Er kurbelte (nicht nur die Nordkurve) nochmal an. Hinten gewann er ein wichtiges Kopfballduell, vorne holte er einen Freistoß heraus und schließlich bewahrte er beim Ausgleichstreffer die Ruhe. Lediglich in der Nachspielzeit verlor er einen Ball in der Vorwärtsbewegung, was zum Glück glimpflich endete. Ohne Note.

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