Einzelkritik: SC Freiburg - Borussia Mönchengladbach 2:0 (0:0)
Zu wenig für internationale Ambitionen

Über 125 Kilometer liefen die Borussen in Freiburg. Die Bereitschaft war da, doch unter dem Strich fehlte es an fußballerischer Überzeugung, um den internationalen Ambitionen Nachdruck zu verleihen.

Marc-André ter Stegen: Über weite Strecken ein ruhiges Spiel für den Keeper. Drei Schüsse kamen auf sein Tor, zwei Flanken und einige der zahlreichen Freiburger Ecken fischte er sicher. Den Schuss von Mujdza wehrte er gut zur Seite ab. Nach der Pause mit einem Ausflug gegen Caliguri, in dessen Folge Jantschke vor der Linie klärte. Beim ersten Gegentreffer vielleicht einen Tick zu früh unten, dennoch wohl ohne Abwehrmöglichkeit. Stürmte in der Schlussminute (erfolglos) mit. Bereitete mit einem überhasteten und misslungenen Abschlag den zweiten Freiburger Treffer in der Nachspielzeit vor. Allerdings war da die Messe ohnehin schon gelesen. Note 3,0.

Tony Jantschke: Viel Arbeit gegen den schnellen und wuchtigen Caligiuri. Einige Male entwischte ihm der Freiburger. Die Zweikampfbilanz des Rechtsverteidigers war allenfalls ausgeglichen. Bei eigenem Ballbesitz mit wenig Aktionen im insgesamt statischen Spiel. Jantschke rettete gegen Caliguri vor der Linie, als ter Stegen vergeblich klären wollte. Beim zweiten Treffer auf der Linie stehend machtlos, beim ersten Gegentor sah er an der Mittellinie gemeinsam mit Marx nicht gut aus. Note 4,0.

Martin Stranzl: War von Beginn an ganz deutlich durch seine Maske gehandicapt. Nicht nur, dass das Teil verrutschte und ständig neu fixiert werden musste. Vor allem schien Stranzl in seiner Sicht so eingeschränkt, dass er ständig im ‚toten Winkel‘ Gegenspieler vermutete und daher viele merkwürdige und unkoordinierte Aktionen zeigte. So verursachte er einige Ecken und Einwürfe. Beim 0:1 wollte er den Konter an der Mittellinie unterbinden, kam jedoch zu spät und machte so die Tür für Kruse auf. Auch wenn Stranzl alles gab und viele Kopfbälle gewann, so wäre es sicher klüger gewesen, auf den gesunden und bewährten Backup Brouwers zu setzen. Nächste Woche gegen Fürth wird es so sein, denn Stranzl sah in Freiburg die 5. Gelbe Karte. Note 4,5.

Alvaro Dominguez: Eine starke Vorstellung des Spaniers, dem besten Gladbacher an diesem ansonsten trostlosen Nachmittag. Ausgezeichnetes Stellungsspiel, immer wieder mit gutem Timing bei hohen Bällen und knallhart, aber immer sauber, in den Zweikämpfen. Rettete in der ersten Halbzeit mit einer beherzten Grätsche in höchster Not. Bei den direkten Duellen verzeichnete er eine 100%-Quote. Im Passspiel solide, lediglich ein paar Versuche lang zu spielen, missrieten. Beim 0:1 musste er Kruse auf sich zukommen lassen, weil dieser zwei freie Abspielmöglichkeiten hatte. Beim Abschluss war Dominguez nicht schlecht positioniert, doch Kruse machte es stark. Note 2,5.

Filip Daems: Kehrte aufgrund des Ausfalls von Arango und der Versetzung von Wendt ins linke Mittelfeld in die Startelf zurück. Hatte einige Schwierigkeiten mit den agilen Mujdza und Schmid. Sah die Gelbe Karte nach einem notwendigen taktischen Foul. Im Spielaufbau fast wirkungslos, es gab kaum ein funktionierendes Zusammenspiel mit Wendt. Note 4,0.

Håvard Nordtveit: War zumindest bemüht, in einigen Situationen im Mittelfeld mal das Tempo anzuziehen. Aufgrund des insgesamt sehr statischen Spiels blieb es jedoch meist bei Ansätzen. Je näher der Norweger dem gegnerischen Strafraum kam, desto mehr verlor er die Übersicht. So bei seinem überhasteten Schuss aus guter Position, oder bei der Szene vor dem 0:1, als er selbst hätte schießen können. Aufgrund des Fehlens von Arango für die Standards zuständig, die bis auf die Hereingabe auf de Jong direkt zu Beginn allesamt verpufften. Note 4,0.

Thorben Marx: Wieder mal mit der größten Laufdistanz, doch mit einem großen Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag. Er lief viele Löcher zu, vermochte nach Ballgewinnen jedoch überhaupt nichts im Spielaufbau beizutragen. Marx spielte keinen überraschenden Pass und ärgerlich vor allem, dass selbst bei Quer- oder Rückpässen über fünf Meter die Präzision fehlte. Mehrere halbhohe und lasche Anspiele brachten die Kollegen unnötigerweise in Bedrängnis. Vor dem 0:1 gemeinsam mit Jantschke in Höhe der Mittellinie ohne den notwendigen Zugriff. Note 4,5.

Patrick Herrmann: Der einzige Borusse, der Gefahr und Unberechenbarkeit ausstrahlte. Lediglich bei ihm war der Elan und unbedingte Wille erkennbar, ein Tor zu erzielen. Das gelang ihm nach dem tollen Sprint und der gelungenen Aktion mit dem Lattenschuss leider nicht. Dazu flankte er sehr gut auf de Jong und setzte Nordtveit bei der Kontersituation mustergültig ein. Herrmann powerte sich aus, nur Marx legte eine größere Laufstrecke zurück. Auch in der Defensive gut nachsetzend und mit mehreren Ballgewinnen. Doch unter dem Strich ist ein Herrmann zu wenig für ein erfolgreiches Offensivspiel. Note 2,5.

Oscar Wendt: Musste aufgrund Arangos Ausfall wieder im linken Mittelfeld ran. Der Schwede fand allerdings kaum Bindung, das Kombinationsspiel mit Daems funktionierte nicht. Wendt zog es früh in die Mitte, wo es noch enger war und nahm sich so selbst aus dem Spiel. Einige wenige gute Aktionen hatte er, so den Umschaltpass auf Herrmann vor dem Lattenschuss. Er rückte bei den wenigen Angriffen mit in die Spitze, kam jedoch nicht zum Abschluss. In der Rückwärtsbewegung eher bedächtig, suchte er kaum den Körperkontakt mit dem Gegner. Note 4,0.

Amin Younes: Weitestgehend unsichtbar im Freiburger Dickicht. Der Youngster war nur selten am Ball und hatte nur ganz wenige gelungene Aktionen. Dagegen unterliefen ihm gleich mehrere Ballverluste, die gefährliche Gegenangriffe zur Folge hatten. Younes wirkte ein wenig gehemmt und zurückhaltend. Er soll ruhig wieder mehr das Dribbling suchen und intuitiv etwas versuchen. In einem Fehlervermeidungs-Korsett ist sein Mehrwert marginal. Note 4,5.

Luuk de Jong: Startete mit einem Kopfball in der ersten Minute nach Nordtveit-Freistoß und kam in der zweiten Halbzeit nach Herrmann-Flanke ebenfalls per Kopf zum Abschluss. Ansonsten lief, kämpfte und positionierte sich der Niederländer so gut es ging, aber viel zu weit hinten. Er rieb sich gegen mehrere Gegenspieler auf. In diesen Aktionen wurden technische Schwierigkeiten deutlich, mehrfach versprang ihm der Ball. Es fehlte allerdings auch die letzte Entschlossenheit, vieles wirkte zu gemächlich. Note 4,0.

Peniel Mlapa: Kam in den letzten zwanzig Minuten für Younes. War direkt bei der Kontergelegenheit über Nordtveit beteiligt, erkannte beim Gegentor im Gegenzug die Gefahr zu spät und konnte Kruse nicht mehr folgen. Danach nicht mehr nachhaltig in Erscheinung getreten. Ohne Note.

Mike Hanke: Kam für de Jong kurz nach dem 0:1. Bei Borussias Alibi-Aufholjagd ohne wirkliche Aktion. Ohne Note.

Tolga Cigerci: Ersetzte Wendt in den letzten 17 Minuten. Er dirigierte zwar wieder eifrig, kam jedoch nur auf acht Ballkontakte, ohne etwas bewegen zu können. Ohne Note.

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Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!