Ärger über den Handelfmeter und die eigene Naivität
»Die Konter haben uns das Genick gebrochen«
Jan van Leeuwen und Marc Basten Sonntag, 25. August 2013 - 13:55 Uhr

Deutlich und letztlich auch verdient unterlag Borussia Mönchengladbach bei Bayer Leverkusen. Die Fohlenelf spielte den Gastgebern in die Karten und ermöglichte ihnen durch teils naives Verhalten ein Konterspiel, das Bayer gekonnt ausnutzte. Entsprechend ernüchtert waren die Protagonisten im Anschluss.

Eigentlich ließ sich das Spiel in der BayArena aus Gladbacher Sicht ganz gut an. Leverkusen wählte eine sehr bedächtige Taktik. »Sie standen unheimlich tief und haben uns das Spiel überlassen«, umschrieb Christoph Kramer die Ausrichtung des Klubs, dem er noch ‚gehört‘.

Daraus resultierte eine Unmenge Ballbesitz für die Borussen, mehr allerdings nicht. »Wir waren einfach zu statisch und haben es nicht geschafft, den Ball durch die Lücken nach vorne zu tragen«, kritisierte Max Kruse zurecht. »Wir haben versucht, auf Sicherheit zu spielen, hintenrum. Alles nicht gezielt und nicht schnell genug«.

Leverkusen ließ vor allem Borussias rechte Seite offen, Jantschke hatte viel Raum, aber musste letztlich fast jede Aktion abbrechen und den Rückpass spielen. »Du kannst ja nicht einfach blind reinflanken, wenn der Gegner mit vier gegen eins in Überzahl im Strafraum steht. Das bringt nichts«, erläuterte Martin Stranzl. »Wir kamen oft bis fast an die Grundlinie, aber dann hat die letzte Aktion mit den Flanken gefehlt«, ergänzte Christoph Kramer. »Weil wir halt auch keinen richtigen Kopfballspieler haben und das eigentlich nicht unser Spiel ist«.

So verpuffte Borussias Offensivspiel frühzeitig, wobei die Fohlenelf zumindest in den ersten zwanzig Minuten den Leverkusenern auch keine Kontermöglichkeiten eröffnete. Es wäre daher durchaus interessant zu beobachten gewesen, wie lange die Werkself im eigenen Stadion ein solch passives Spiel durchgezogen hätte. Irgendwann hätten sie das Visier öffnen und den Borussen somit Räume bieten müssen. Dass es dazu nicht kam, lag am Handelfmeterpfiff von Dr. Brych.

Von hinten wurde Arango aus nächster Nähe angeköpft, mit dem Rücken zur Spielsituation. Erneut eine mehr als als unglückliche Entscheidung zulasten der Borussen. »Wenn man den Elfmeter pfeift, dann muss man bei uns in der Situation, wo ich schieße und der Ball mit dem Arm zum Torwart zurück befördert wird, auch pfeifen«, ereiferte sich Max Kruse. Sportdirektor Max Eberl ergänzte: »Das ist das Problem, dass sie es nicht alle gleich bewerten. Ich kritisiere die Entscheidung nicht, ich sage nur, dass dann alles gepfiffen werden muss. Und wenn sie noch so komisch oder aus noch so kurzer Distanz angeschossen sind«.

»Irgendwann kommen wir noch dazu, dass wir versuchen, dem Gegner aus einem Meter seitlich gegen die Hand zu schießen«, sagte Marc-André ter Stegen. »Ich möchte aber dem Schiedsrichter nicht zu nahe treten. Er muss auch seinen Job machen. Es ist einfach schade, dass die Schiedsrichter so unter Druck gesetzt werden«.

»Diese Regeln schreiben die ‚schlauen‘ Leute«, schüttelte Martin Stranzl den Kopf.

Dank des Elfmetergeschenks ging Bayers Taktik jedenfalls komplett auf. Während die Borussen danach verunsichert wirkten, machte es sich Bayer nun vollends in der Konterhaltung bequem. Und die angezählten Gladbacher boten plötzlich viel mehr an, als zuvor.

»Die Kontersituationen haben uns das Genick gebrochen«, gab Martin Stranzl zu. »Mit ihren schnellen Leuten brannte es dann lichterloh. Das hätten wir schneller unterbinden oder zumindest gestaffelter stehen müssen«.

»Das zweite Gegentor darf nicht passieren, wir sind voll in einen Konter reingelaufen«, ärgerte sich ter Stegen. Und auch in der Folgezeit ließen die Borussen mehrfach die Tür für die schnellen Gegenangriffe offen.

»Wir müssen zum Torabschluss kommen«, sagte Martin Stranzl »Zum zwingenden Torabschluss, auch mal einfach draufhauen, damit die Situation abgeschlossen ist und du dich formieren und wieder in die Ordnung kommen kannst«. So aber war der Ball nach uneffektiven Kombinationen plötzlich weg und die Leverkusener auf und davon.

Und dennoch kamen die Borussen nach Wiederanpfiff zurück in die Partie und schafften innerhalb von drei Minuten den Ausgleich. »Wir haben in der Pause gesagt, dass wir die erste Halbzeit vergessen und wieder versuchen, Fußball zu spielen«, sagte Max Kruse. »Und dann kommst du gegen so eine starke Mannschaft auswärts noch auf 2:2, doch nur drei Minuten später kriegst du das 3:2. Das darf uns nicht passieren«.

Aus einer Kontersituation fingen sich die Borussen schließlich den vierten Treffer, mit dem die Partie entschieden war. »Wenn man vier Tore kriegt, ist das gerade für eine Verteidigung eine mittlere Katastrophe«, grantelte Martin Stranzl.

»Wir dürfen nicht so naiv agieren«, so der Routinier weiter. »Wir müssen noch viel lernen und nicht sofort in Euphorie verfallen. Auch wenn es natürlich abgedroschen klingt, wenn man immer betonen muss, dass man dazulernen und es besser machen muss. Man sollte es irgendwann dann auch sehen«.

So ist letztlich dem Schlusssatz von Martin Stranzl nichts hinzuzufügen: »Wenn man die Spiele ganz nüchtern betrachtet, reicht es für die oberen Gegner im Moment nicht, weil wir nicht so abgeklärt und abgezockt sind«.

torfabrik.de

Zuletzt bearbeitet von Fohle4Jever; 26/08/2013 11:04.

Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!