»Hektisch und naiv«
von Marc Basten, Jan van Leeuwen und Niklas Kirchhofer

Tristesse im Borussia-Park. Die erste Heimniederlage der Saison hinterließ ihre Spuren. Ein 1:3 gegen Frankfurt hatte niemand so wirklich auf der Rechnung. Zumal die Niederlage mehr als vermeidbar war.

Die Anfangsphase im Borussia-Park hatte es in sich. Die Fohlenelf schien die Eintracht einfach zu überrennen. Die Borussen veranstalteten ein regelrechtes Kurzpass-Feuerwerk, während die Frankfurter nur hinterher hechelten. Folgerichtig gingen die Gladbacher früh in Führung.

»Wir haben sehr gut angefangen, eine Menge Druck aufgebaut und uns viele Chancen erspielt«, lobte Yann Sommer das Treiben seiner Vorderleute. Und gerade weil Frankfurt mitspielte, ergaben sich auch in der Folgezeit genügend Räume, doch die Borussen ließen die Effizienz vermissen.

»Wir hatten die Gelegenheiten um das zweite Tor zu erzielen«, sagte Lucien Favre. Doch im gegnerischen Strafraum fehlte es an Durchsetzungsvermögen und der echten ›Geilheit‹ im Abschluss. So blieben die Borussen trotz aller Schnelligkeitsvorteile zu harmlos.

Frankfurt deckte Gladbacher Schwächen auf

Derweil hatte sich Frankfurt zum einen hinten vernünftig sortiert, zum anderen spielten die Hessen sehr gefällig nach vorne. Und deckten dabei die Gladbacher Schwächen nachdrücklich auf. »Wir haben zu viele Räume zwischen dem Vierermittelfeld und der Abwehrkette gelassen«, bestätigte Lucien Favre. Die kollektive Arbeit gegen den Ball funktionierte nicht so, wie man es in dieser Saison schon gesehen hat.

Gleichzeitig wurden die Defizite im Spielaufbau deutlich. Frankfurt griff früh an, Borussia versuchte es entweder mit langen Bällen von Sommer auf Hahn (der zwar fast alle Kopfballduelle gewann, doch vor allem Kruse bekam kaum eine Weiterleitung unter Kontrolle) oder einem Aufbau über Nordtveit, der sich zwischen die Innenverteidiger fallen ließ. Der Norweger zuckte meist hilflos mit den Schultern. Weil die Anspielstationen rar waren und ihm selbst die Ideen fehlten.

»Frankfurt stand höher und enger, damit sind wir nicht klargekommen«, sagte Yann Sommer. »Wir kamen hinten nicht mehr richtig raus und konnten den Ball nicht mehr laufen lassen«. Der Ausgleich lag mehr als nur in der Luft. Die Reaktion der Gladbacher danach überraschte allerdings.

Naives Verhalten nach dem Ausgleich

»Nach dem Ausgleich sind wir hektisch und naiv geworden«, legte Tony Jantschke den Finger in die Wunde. »Wir haben nicht wie sonst die Ruhe behalten und laufen dann beim 1:2 in einen Konter«. »Geduld und Beherrschung haben gefehlt«, monierte Lucien Favre. Die zwei Treffer innerhalb von drei Minuten waren ein Tiefschlag, von dem sich die Fohlen an diesem Nachmittag nicht mehr erholen konnten.

Danach war ein Bemühen zwar erkennbar, die Umsetzung blieb jedoch nur Stückwerk. Von der Selbstsicherheit der letzten Wochen war nichts mehr zu sehen. Und dann besiegelte Yann Sommer, der bis dahin toll hielt, mit einem unglücklichen Abschlag endgültig die Niederlage. »Ich wollte das Spiel schnell lancieren, weil Frankfurt nicht richtig positioniert war. Der Ball kam nicht gut an und dann gibt es das Tor. Danach war die Luft ein bisschen raus«.

Und so blieben am Ende konsternierte Borussen zurück. »Wir müssen im Kopf haben, in jeder Partie am Limit zu spielen«, sagte Lucien Favre. Der Trainer räumte ein, dass möglicherweise das Gerede von Rekorden, Bayern-Jägern und sonstigen Lobhudeleien Spuren hinterlassen hat. »Das war vielleicht nicht optimal«, sagte Favre. »Ich habe immer versucht, das zu bremsen. Aber das geht nicht«.

Xhaka mit dämlichem Platzverweis

Jetzt ist Ruhe das oberste Gebot in Mönchengladbach. »Wir haben zweimal verloren, aber jetzt ist nicht alles schlecht«, sagte Yann Sommer. »Wir bleiben cool und spielen weiter. Wir wissen, dass wir viel Qualität haben und das werden wir wieder zeigen«.

»Wir waren nie so vermessen und haben gesagt: Wir haben 18 Mal am Stück nicht verloren, jetzt rennen wir die Liga nieder«, sagte Max Eberl. »Es war uns immer klar, wie eng das ist«. In der Bundesliga steht nun das Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg an, wo Granit Xhaka nach seiner Gelb-Roten Karte fehlen wird. »Das war total unnötig, aber das weiß er selbst am besten«, sagte Max Eberl über die zwei dämlichen Verwarnungen in den letzten Minuten.

Offensichtlich war bei Xhaka eine Menge Frust dabei und er verfiel in Verhaltensweisen, die man eigentlich als abgelegt wähnte. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen darf und sagen soll, von daher lasse ich es besser«, erklärte der Schweizer anschließend. Mit seinem Fazit zum Spiel lag er jedoch richtig: »Wir haben sehr gut angefangen, konnten das 2:0 oder 3:0 schießen. Für die zweite Halbzeit habe ich keine Worte. Da haben wir dumm gespielt. Und weil die ganze zweite Hälfte sehr schlecht war, hat Frankfurt verdient gewonnen«.

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