Trifft Kruse, punktet Borussia
Von Achim Müller

Der beste Scorer der Liga ist derzeit der stärkste Trumpf auf dem Weg in den Europapokal.

Mönchengladbach. Um den aktuellen Höhenflug der Gladbacher Borussia selbst für Fußball-Laien mit wenigen Worten verständlich erklären zu können, könnte derzeit sogar jedem Stammtisch-Analytiker eine simple Formel behilflich sein:

Immer, wenn Stürmer Max Kruse ins Tor des Gegners trifft oder auch „nur“ einen Treffer für seine Mannschaftskollegen vorbereitet, verlassen die Fohlen als Sieger den Platz. Oder punkten zumindest.

Hinter Borussias Stärke steckt mehr als der „Kruse-Faktor


So war es bislang bei allen fünf Heimsiegen der Elf von Cheftrainer Lucien Favre. Ebenso in der Fremde. Bei Borussias Remis in Augsburg und dem jüngsten Triumph in Hamburg zeichnete sich Kruse als wahrlich gewieftes Offensiv-Ass aus – prompt wurde Zählbares verbucht. Was im Umkehrschluss bedeutet:

Wer Gladbach ein Bein stellen will, muss den Nationalspieler und Liga-Top-Scorer (sieben Tore/sechs Vorlagen) völlig aus dem Verkehr ziehen. Soweit zumindest die Statistik-Logik. Dass sich natürlich hinter Borussias Tabellen-Rang vier weit mehr als der „Kruse-Faktor“ verbirgt, dürfte auch Gladbachs heutigem Gegner 1. FC Nürnberg nicht verborgen geblieben sein.

Vielmehr ist Favres Kollektiv der wahre Schlüssel zum Erfolg. Seien es Raffael, Arango und Herrmann als weitere Offensiv-Waffen, die jeden Gegner zermürbende Laufarbeit eines Christoph Kramers im Mittelfeld oder das fast fehlerlose Stellungsspiel von Abwehrchef Martin Stranzl.

Der VfL Borussia hat eben einen Kader mit Substanz und qualitativer Tiefe. Aus dem Kruse nach elf Spieltagen jedoch ein wenig mehr als die anderen herausragt. „Max macht den Unterschied – mit Raffael zusammen“, sagt VfL-Verteidiger Tony Jantschke, „solche Spieler brauchst du, wenn du in der Bundesliga Erfolg haben willst.“

Bereits nach elf Spieltagen hat sich Kruse einen ähnlichen Stellenwert im Borussia-Park erarbeitet wie bei seinem Ex-Klub SC Freiburg. Sehr zur Freude von Sportdirektor Max Eberl, der Kruse dank einer Ausstiegsklausel für 2,5 Millionen Euro Ablöse im vergangenen Sommer aus dem Breisgau an den Niederrhein holen konnte.

„Er ist frech, er wollte den nächsten Schritt machen und zeigen: Hey, ich bringe auch euch weiter – das gelingt ihm im Moment eindrucksvoll“, sagt Eberl.

Ein Lob, das Eberl ohne Sorge öffentlich aussprechen kann. Denn Kruse ist ein Typ, dem dies nicht zu Kopf steigt. „Klar, es ist schön, dass es so läuft für mich. Jeder würde sich freuen, wenn er nach elf Spieltagen in der Scorer-Liste ganz oben steht“, so der 25-Jährige.

Er sehe aber keinen Grund, in seiner Arbeit nachzulassen. „Ich denke, es ist eher Zufall, dass gerade meine Tore laut Statistik für die Mannschaft aktuell so wichtig sind. Ich bilde mir nicht zu viel darauf ein.“

Gegen die noch sieglosen Nürnberger würde Kruse am Samstag nur zu gerne weitere (Scorer-) Punkte einsammeln. Es wäre der nächste Meilenstein auf dem Weg zu seinem großen Ziel: Europapokal. Mit Gladbach soll dieser Wunsch für Kruse endlich Realität werden.

„Jeder Fußballer möchte international spielen. Manche von den Jungs haben das schon – ich noch gar nicht. Zumindest nicht im Verein. Von daher ist es ein Traum für mich.“ Wie schwer der sechste Heimtriumph in Serie nun gegen einen Gegner wie Nürnberg allerding werden dürfte, dessen sei er sich bewusst. Kruse: „Für mich ist der Club auch kein Kanonenfutter. Sondern ein Gegner, der uns alles abverlangen wird. Wir sind gewarnt und müssen höllisch aufpassen.“

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