Erleichterung nach dem Sieg über Paderborn
»Nicht einfach, sich mental aufzurappeln«
von Marc Basten, Jan van Leeuwen und Niklas Kirchhofer

Das 2:0 über den SC Paderborn war ein immens wichtiger Sieg für Borussia Mönchengladbach. Nach dem Euro-Fight gegen Sevilla war es ein mentaler und physischer Kraftakt, den die Borussen meisterten.

Als Patrick Herrmann knapp zehn Minuten vor Schluss den erlösenden zweiten Treffer markierte, bebte der Borussia-Park. Zum einen, weil die Fans über das Tor jubelten. Zum anderen, weil reihenweise tonnenschwerer Ballast abfiel. Sowohl bei den Protagonisten auf dem Platz als auch bei den Zuschauern auf der Tribüne.

»Der Schuss sollte eigentlich ins kurze Eck gehen«, schilderte Patrick Herrmann den Glücksmoment in der 81. Minute. »Aber wenn man es nicht versucht, wird der Ball auch nicht abgefälscht«. Nicht nur bei Hermanns Tor hatte die Borussia das »nötige Quäntchen Glück« (O-Ton Patrick Herrmann). Auch der Führungstreffer durch Fabian Johnson wurde durch Paderborns Ziegler begünstigt, der das Spielgerät entscheidend ablenkte.

»Eigentlich ist es ja unsere Spielweise, den Ball erstmal zirkulieren zu lassen und sich die Chancen herauszuarbeiten«, so Herrmann. »Aber manchmal muss man auch draufhauen«. Das tat Fabian Johnson in der 18. Minute und wurde belohnt. Dabei hatte in der Anfangsphase nicht viel für einen relativ frühen Führungstreffer der Fohlenelf gesprochen.

Am Anfang war Paderborn besser

»Wir haben uns sehr schwer getan«, schlussfolgerte Lucien Favre. »In den ersten zehn Minuten waren wir nicht präsent, Paderborn war besser«. »Wir hatten deutliche Schwierigkeiten, ins Spiel zu kommen«, bestätigte Yann Sommer. Es war offensichtlich, dass der Eurofight vom Donnerstag gegen Sevilla noch nachwirkte. »Es war nicht einfach, sich mental aufzurappeln«, meinte Sommer.

Doch über den Willen fanden die Gladbacher dann den Zugang zum Match. »Wir haben uns heißgemacht«, meinte Kapitän Martin Stranzl. »Das war eins der wichtigsten Spiele, wir mussten um jeden Meter kämpfen«. Das taten die Borussen und sie spielten zwischendurch sogar richtig schmucken Fußball. »Es waren gute Kombinationen dabei«, freute sich Favre. »Doch es fehlte der letzte Pass und die Durchschlagskraft«.

Der ›kalte‹ Sommer war auf den Punkt da

So blieb Paderborn trotz des 0:1 immer latent gefährlich. Deren Coach André Breitenreiter spekulierte auf die europäischen Nachwehen bei der Fohlenelf. »Der Substanzverlust bei Borussia war zu sehen«, sagte der Coach der Ostwestfalen. Seine Mannen schnupperten am Ausgleich, doch Yann Sommer parierte den Schuss von Meha prächtig. Keine leichte Aufgabe, auf den Punkt da zu sein, wenn man eigentlich kaum beschäftigt wird. »Das habe ich relativ oft«, so Sommer. »Es zeigt aber auch, dass wir gut verteidigen«.

Dennoch hätten die Borussen sich einige Nerven sparen können, wenn sie frühzeitig den zweiten Treffer nachgelegt hätten. Raffael vergab per Kopf die Riesenchance, weitere gute Gelegenheiten blieben ungenutzt. »Wir wollten in der zweiten Halbzeit unbedingt das 2:0 machen«, so Favre. »Aber mit Intelligenz«.

»Die Einstellung war wichtig«

Das Risiko im Spiel der Borussen blieb vertretbar, die Konsequenz im Abschluss aus. Bis zum Tor von Patrick Herrmann, das die Partie endgültig entschied. »Die Einstellung war wichtig«, resümierte Sportdirektor Max Eberl. »Wir wollten den Sieg unbedingt und er war letztlich auch verdient. »Es war nicht so, dass Paderborn ein schlechtes Spiel gemacht hätte«, meinte der quirlige Ibrahima Traoré. »Wir waren einfach besser«.

Zu den Akteuren, die an diesem Sonntag den Unterschied ausmachten, gehört Fabian Johnson. Der US-Amerikaner spielte stark und krönte seine Leistung mit einem Tor. »Darüber freue ich mich natürlich«, sagte er anschließend. »Bei beiden Treffern hatten wir das nötige Glück. Ich persönlich bin froh, dass ich wieder spielen und mich zeigen konnte«.

»Eine herausragende Ausgangsposition«

Die Entwicklung von Johnson ist äußerst positiv, was auch Max Eberl bekräftigte: »Mit Beginn der Rückrunde hat Fabian Fuß gefasst und sich in den Vordergrund gespielt«.

So beendeten die Borussen den Arbeitstag im Borussia-Park mit kollektiver Zufriedenheit. Erstmals nach einem internationalen Einsatz konnte in der Liga ein Sieg eingefahren und der Abstand auf Rang 5 auf fünf Punkte ausgebaut werden. »Es kommen sehr viele schwierige Spiele auf uns zu«, sagte Yann Sommer. »Von daher ist so ein kleiner Vorsprung sehr gut«. »Wir wollen auf dem dritten Platz bleiben und dazu gehört eben harte Arbeit«, ergänzte Fabian Johnson. Max Eberl fasste zusammen: »Die Saison geht in die finale Phase, wir haben eine herausragende Ausgangsposition. Aber nicht mehr und nicht weniger«.

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