Entscheidung zu Weihnachten
Weitreichende Konsequenzen
Sebastian Wolf Mittwoch, 11. Dezember 2013

Seit über einem Jahr brodeln die Gerüchte um die Zukunft von Marc-André ter Stegen. An einem Tag gilt sein Wechsel zum FC Barcelona als fix, an einem anderen stehen die Zeichen auf Vertragsverlängerung. Diese Hängepartie soll nun bald ein Ende haben.

Gerade einmal zwei Jahre ist es her, als die Borussen in einem ähnlichen Dilemma steckten. Die Vorzeichen waren nahezu identisch. Die Gladbacher legten eine sensationelle Hinrunde aufs Bundesliga-Parkett und mussten dennoch in der Winterpause beinah tatenlos miterleben, wie ihnen ihr Tafelsilber in Person von Marco Reus, Roman Neustädter und später Dante aus den Händen gerissen wurde.

Nun ist zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht absehbar, wie sich ter Stegen in den nächsten Tagen/Wochen letztendlich entscheiden wird, doch die Chronologie der Geschehnisse weist deutliche Parallelen auf.

Ähnlich wie im Fall Reus und Neustädter zuvor, erhielt auch ter Stegen bereits vor geraumer Zeit ein Angebot der Gladbacher Verantwortlichen, die damit an ihre Schmerzgrenze gegangen sind. Auch eine Ausstiegsklausel, die dem erst 21-Jährigen mittelfristig alle Optionen auf einen Wechsel zu einem europäischen Tob-Klub bewahrt, soll dem Vernehmen nach im neuen Vertrag verankert werden.

Doch ter Stegen spielt wie seine ehemaligen Kollegen auf Zeit. Ein Spiel, das ein Verein wie Borussia Mönchengladbach nur selten gewinnt.

Auch bei Gladbachs sportlicher Führung scheinen angesichts dieses langwierigen Prozesses Erinnerungen an die Vergangenheit wach zu werden. Denn während sich Sportdirektor Max Eberl und sein Team lange Zeit in Gelassenheit übten, ist nun auch auf Seiten der Verantwortlichen die Ungeduld deutlich spürbar. Der Vertragspoker findet längst nicht mehr nur in den Büros des Borussia Parks statt.

Die Vorstandsmitglieder Hans Meyer und Rainer Bonhof, Torwarttrainer Uwe Kamps und andere werben öffentlich für den Verbleib des Eigengewächses und raten ihm, das »richtig gute Angebot« von Borussia anzunehmen.

Dass die Verantwortlichen der Borussia nun auch öffentlichen Druck aufbauen, zeigt, wie viel Brisanz hinter der Personalie Marc-André ter Stegen steckt. Zum einen müsste Borussia einen sportlichen Verlust verkraften. Dieser würde sehr schwer wiegen, könnte aber möglicherweise durch eine hohe Ablöse und aufgrund der großen Qualitätsdichte auf dem deutschen Torhütermarkt annähernd kompensiert werden.

Zum anderen wäre da die Signalwirkung, die ein Weggang von ter Stegen nach sich ziehen könnte. Gerade jetzt, wo der Verein dabei ist, sich sportlich im oberen Drittel der Bundesliga zu etablieren, droht erneut der Verlust einer der wichtigsten Identifikationsfiguren. Wurde ter Stegen, der als gebürtiger Gladbacher schon seit Kindesbeinen zwischen den Pfosten der Borussia steht, doch sowohl auf als auch neben dem Platz zum prägenden Gesicht der Fohlenelf.

Ob die Borussia also weiterhin der klassische Ausbildungsverein bleibt, den Talente lediglich als Sprungbrett sehen, oder ob die erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre Früchte trägt und sich ein junger Spieler mittelfristig zur Philosophie des Vereins bekennt, wird die Entscheidung von ter Stegen zeigen.

Bis Weihnachten soll eine endgültige Klärung erfolgt sein. Weitreichende Konsequenzen wird ter Stegens Zukunftsplanung für Borussia Mönchengladbach in jedem Fall haben.

torfabrik.de


Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!