Wichtiger Sieg gegen Berlin
»Eine gute Antwort auf die angedichtete Krise«
von Marc Basten und Jan van Leeuwen

Erleichterung bei Borussia Mönchengladbach nach dem 3:2-Heimsieg über Hertha BSC. Der verdiente Erfolg brachte die Gladbacher nach drei Niederlagen wieder in ruhigeres Fahrwasser.

Kollektives Durchatmen bei den Gladbacher Borussen nach dem Sieg über Hertha BSC. »Es war wichtig für uns, dass wir nicht komplett in so einen Negativstrudel kommen«, sagte Tony Jantschke anschließend. »Wir hatten eine doofe Serie. Das fing schon in Limassol an, wo wir uns gerade noch so zum 2:0 gerettet hatten. Und dann kam die Phase, wo es nicht so gut lief und wir drei Spiele verloren. Aber wir haben keine Träumer in der Mannschaft, wir wussten, dass sowas passieren kann. Wir sind ruhig geblieben und der Sieg heute war hochverdient«.

»Es war enorm wichtig, dass wir gewonnen haben«, ergänzte Christoph Kramer. »Eine gute Antwort auf die angedichtete Krise«. Dieses Krisengerede ist vor allem Lucien Favre aufgestoßen, der in diesen Tagen ein wenig dünnhäutig wirkt. »Die Mannschaft und die Trainer können damit umgehen«, sagte der Coach. »Aber die Berichterstattung ist übertrieben«.

Die Borussen ließen sich gegen Berlin von alledem nicht beirren und spielten vor allem im ersten Durchgang klug. »In der ersten Halbzeit habe ich uns richtig gut gesehen«, bestätigte Christoph Kramer. »Wir haben ganz klar das Spiel gemacht und gerade im Mittelfeld den Ball richtig gut laufen lassen«. »Es sah schön aus«, ergänzte Tony Jantschke. »Auch wenn manchmal der letzte Pass, die letzte Aktion gefehlt hat«.

»Da bist du erstmal ein bisschen geschockt«

»Hertha, oder generell die Mannschaften von Jos Luhukay, spielen sehr mannbezogen«, so Jantschke weiter. »Demzufolge ist es schwer, die Lücke zu finden. Man muss geduldig sein und warten, bis mal einer pennt beim Gegner«. Die Borussen machten es gut, zumal sie bereits früh von einer Schlafmützigkeit der Berliner profitierten. Der Flugkopfball-Treffer von Jantschke nach der Freistoßhereingabe von Hazard half den Gladbachern, ihr Spiel mit Besonnenheit aufzuziehen.

Doch dann stellte Berlin den Spielverlauf mit dem Ausgleich vor dem Halbzeitpfiff auf den Kopf. »Das Tor fiel aus dem Nichts«, sagte Jantschke. »Es war eine unglückliche Aktion von uns in einer Phase, wo es wirklich nicht den Anschein hatte, als könnten sie ein Tor schießen. Da bist du erstmal ein bisschen geschockt in der Kabine«.

»Das wirft uns nicht aus der Bahn«[/size]

In der Fußballphrasendrescherei wird dann gerne vom ›Gegentor zu einem psychologisch ungünstigen Zeitpunkt‹ gesprochen. Doch die Gladbacher wussten aus leidvoller Erfahrung, dass es noch unvorteilhaftere Momente für einen Ausgleichstreffer gibt. Im letzten Heimspiel gegen Frankfurt fiel der kurz nach Wiederanpfiff und Borussia geriet anschließend komplett aus der Spur. Diesmal war das anders.

»Ein unnötiges Tor 30 Sekunden vor der Halbzeit ist ärgerlich, aber wir hatten in der Kabine Zeit, das zu verdauen«, sagte Lucien Favre. »Wir haben uns gesagt, dass uns das nicht aus der Bahn wirft und wir weitermachen wie vorher«, erklärte Patrick Herrmann. »Vielleicht war das in unserer Situation gar kein so ungünstiger Zeitpunkt«, mutmaßte Christoph Kramer. Weil Hertha nach der Pause, im Gegensatz zu Frankfurt zuletzt, weiter passiv blieb.

[size:14pt]Raffael verzichtet auf Jubel


Natürlich spielte es den Fohlen in die Karten, dass der erneute Führungstreffer relativ zeitig fiel. Raffael beendete ausgerechnet gegen seinen Ex-Club seine Torflaute in der Liga. »Ich habe aus Respekt gegenüber meinem altem Verein und meinem Bruder nicht gejubelt«, erklärte der Brasilianer, der alsdann frühzeitig ausgewechselt wurde. »Ich habe nur einmal trainiert in der letzten Woche, mein Knie schmerzte etwas und ich bin vorsichtshalber raus«.

Nach dem 2:1 zogen sich die Gladbacher etwas zurück, ohne den Berlinern zu viel zu gestatten. »Unser Ziel war, geduldiger zu spielen und nicht sofort das 3:1 zu suchen«, erläuterte Granit Xhaka. »Wir wollten auch mal abwarten und auf Konter spielen. So haben wir das nach dem 2:1 enorm gut gemacht«. Sein Kompagnon Christoph Kramer sah das nicht ganz so positiv. »Wir lassen uns etwas zu tief fallen«, meinte er. »Dann wird es mangels Chancenverwertung noch spannend«.

Der Balanceakt gelang

Doch der Balanceakt gelang, weil Borussia defensiv gut arbeitete und Hertha ziemlich ideenlos agierte. Und weil das viel gepriesene Gladbacher Umschaltspiel einmal richtig gut funktionierte, auch wenn bei der Entstehung des 3:1 Glück dabei war. Doch schließlich bedeutete das Tor von Thorgan Hazard die Entscheidung.

Dass Hertha das Ergebnis durch einen umstrittenen Foulelfmeter in der Nachspielzeit noch verkürzte, war für den Spielausgang unerheblich. Und trotzdem ärgerten sich die Borussen. »Wir haben wieder zwei Gegentore bekommen. Das müssen wir abstellen, denn wir schießen nicht in jedem Spiel drei Tore«, sagte Granit Xhaka. Zudem kostete der Treffer einen Tabellenplatz, so dass die Borussia trotz der drei Punkte auf Platz 6 abrutschte. Doch das konnte die Erleichterung über den verdienten Heimsieg nicht wirklich trüben.

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Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!