Borussia Mönchengladbach Tschö Jupp – Ganz Mönchengladbach ist stolz auf Dich

Mönchengladbach (RPO). Er kickte als kleiner Junge auf den Straßen Holts – ein paar hundert Meter weiter endet heute seine spektakuläre Karriere. Er stürmte für den VfL so erfolgreich wie kein zweiter und trainierte den Verein zwei Mal.

Was für ein passendes Ende: Jupp Heynckes wird in Mönchengladbach seine große Bundesliga-Karriere beenden. Wir erinnern an seine Stationen.

1962 bis 1967

"Ich war besessen von meinen Träumen. Als ich ein Junge war, hatte ich nur Fußball im Kopf. Ich wollte nur eins: Profi werden. Und Nationalspieler. Ich wollte Tore schießen. Immer. In jedem Spiel." Das sagt Jupp Heynckes über sich selbst. Als junger Bursche – Heynckes war das neunte von zehn Kindern der Familie Heynckes – hat er auf den Straßen in Holt damit angefangen. 1956 meldet ihn sein Bruder Hans bei Grün-Weiß Holt an – und "Jupp" tut, was er am liebsten tut: Tore machen. Auch bei Borussia, für die er ab 1962 spielt. Sein Traum wird wahr. Gleich in seinem ersten Spiel trifft er, damals gegen Bayer Leverkusen. 1965 schießt er in der Aufstiegsrunde sechs Tore und ist damit wesentlich am Aufstieg in die Bundesliga beteiligt. Gegen Tasmania Berlin erzielt er das erste Bundesliga-Tor auf dem Bökelberg. 1967 wird er Nationalspieler – und verlässt Borussia, weil er den Vertrag, den Manager Helmut Grashoff ihm anbietet, nicht akzeptabel findet. Heynckes wechselt zu Hannover 96.

1970 bis 1978

So richtig glücklich wird Jupp Heynckes in Hannover nicht. 1970 kehrt er zurück nach Gladbach – zum amtierenden Meister. 1971 verteidigt Borussia den Titel mit Heynckes. 19 Tore schießt der Rückkehrer, wie auch in der Saison darauf. Er wird noch dreimal Meister, 1973 Pokalsieger und 1975 Uefa-Cup-Sieger mit Gladbach. Drei Tore schießt er beim 5:1 im zweiten Finale in Enschede. 1974 und 1975 ist Heynckes der beste Torjäger der Bundesliga. Er lebt seinen Traum in vollen Zügen, S I ungeachtet vieler Verletzungen. Dann aber spielt sein Knie nicht mehr mit. In der Saison 1977/78 trifft er eine Entscheidung: "Ich will die Saison noch gut zu Ende spielen, und dann soll Schluss sein", sagt er. Helmut Grashoff hat ihm angeboten, Co-Trainer von Udo Lattek zu werden. Heynckes beendet seine Karriere, wie es sich für einen Torjäger gehört: Beim 12:0 gegen Dortmund schießt er fünf Tore. Das 10:0 ist sein 220. Bundesliga-Tor im 369. Spiel. Heynckes ist Borussias bester Torschütze, in der Liga trafen nur Gerd Müller und Klaus Fischer öfter.

1978 bis 1987

Ein Jahr ist Jupp Heynckes Lehrling, dann wird er Cheftrainer. Heynckes ist 1979 Nachfolger von Udo Lattek und mit 34 Jahren der jüngste Cheftrainer in der Bundesliga. Er genießt großes Ansehen im Team, die früheren Teamkollegen wollen ihn gar siezen. "Ihr könnt gerne Trainer zu mir sagen, aber es bleibt beim ,Du'", ordnet er an. Seine Trainerzeit ist erfolgreich, aber titellos. 1980 steht Borussia im Uefa-Cup-Endspiel, das gegen Frankfurt verloren geht, 1984 im DFB-Pokal-Finale, welches der FC Bayern nach Elfmeterschießen gewinnt, 1984 fehlt nur ein Punkt zur Meisterschaft. Regelmäßig qualifiziert sich Borussia für den Uefa-Cup. Und Heynckes entdeckt Spieler von Format: unter anderem Lothar Matthäus, Stefan Effenberg, Uwe Rahn, Uwe Kamps und Christian Hochstätter. 1987 geht er aber zum FC Bayern München. "Dort kann ich meine persönlichen Ziele, mit einer Mannschaft Meister und Europapokalsieger zu werden, besser verwirklichen", sagt er. Er verabschiedet sich mit zehn Siegen am Stück.

2006 bis 2007

Neunzehn Jahre später kehrt Jupp Heynckes zurück. Er hat sich in Spanien einen Namen gemacht, hat mit Real Madrid sogar die Champions League gewonnen – mit dem Klub, für den auch Ferenc Puskas spielte, den er früher für den "idealen Torjäger" hielt, bevor er selbst einer wurde. Nach seinem Engagement "auf" Schalke hat er sich eigentlich in den Ruhestand verabschiedet. Doch seine alte Liebe Borussia, die er nie aus den Augen verloren hat, reizt ihn. Heynckes geht die Sache mit Elan und Ehrgeiz an, es ist ihm "eine Herzensangelegenheit". Er soll Borussia in eine neue Zeit führen. Doch das Team ist zerfleddert und zerstritten, es ist das Produkt eines jahrelangen personellen Hin und Her. Heynckes wird angefeindet, es gibt sogar Morddrohungen. Kurz vor Weihnachten 2006 bietet er seinen Rücktritt an, doch es geht weiter. Am 31. Januar ist dann Schluss. Heynckes geht tieftraurig, weil seine Mission ausgerechnet bei seinem Verein gescheitert ist. Aber er geht als Gentleman. Und er hat seinen Platz in der Geschichte Borussias, den kann ihm keiner nehmen.

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