München: Von Titeln, Triumphen und Überläufern
Bayern vs. Gladbach - Der Klassiker blüht wieder auf

Zu behaupten, Bayerns Geschichte in der Bundesliga sei untrennbar auch mit Borussia Mönchengladbach verbunden, ist sicher keine Übertreibung. Gemeinsam debütierten die beiden Vereine 1965 in der höchsten deutschen Spielklasse und sollten schon bald, bis Ende der Siebziger, den Fußball hierzulande dominieren. Von Beginn der Saison 1968 bis zum Ende der Spielzeit 1977 hieß der Meister neunmal in Serie entweder Bayern oder Mönchengladbach: Mit einem 5:4-Vorteil für die Borussen.

Maier, Müller, Beckenbauer, Hoeneß, Breitner auf der einen Seite, Netzer, Vogts, Heynckes, Wimmer, Bonhof auf der anderen. Das Who's who des deutschen Fußballs traf sich zu den Spitzenspielen. Ein Duell, das die Nation bewegte. Hier die berechnend spielenden Bayern, dort die ungestümen Fohlen. Fast schon eine Frage der Weltanschauung, wem die Fans ihre Sympathien zukommen ließen.

Während die Borussen 1977 ihre bis heute letzte Meisterschaft feierten, etablierten sich die Bayern als DIE Größe des deutschen Fußballs. Die Duelle verloren aber auch in der 80ern nicht ihren Reiz. 1984 zum Beispiel, das legendäre Pokalfinale, längst ein Mythos. Karl-Heinz Rummenigge bestritt seine letzte Partie im Bayern-Dress, Lothar Matthäus seine für Mönchengladbach, sein Wechsel zu den Bayern stand längst fest. Im Elfmeterschießen drosch der spätere Weltfußballer die Kugel über das Tor, Rummenigge verabschiedete sich am Ende mit dem Pokalsieg zu Inter Mailand.

Zwei Jahre später durfte auch Matthäus feiern. Mit 6:0 fegte der FCB am letzten Spieltag der Saison 1985/86 über die Gladbacher im Olympiastadion hinweg, Matthäus selbst traf schon nach wenigen Sekunden. Da Bremen gleichzeitig in Stuttgart verlor, entrissen die Münchner den Werderanern die sicher geglaubte Meisterschale.
Gladbachs Aderlass Richtung München

Der schleichende Absturz der Borussen hatte da längst begonnen. Die besten Spieler wie Matthäus wechselten im Zweifelsfall zu den Bayern, der besseren sportlichen Perspektive wegen. Matthäus, später Stefan Effenberg oder Patrick Andersson, Marcell Jansen und natürlich Dante.
Del'Hayes Wechsel: Die Mutter aller strategischen Transfers

Und ganz am Anfang Calle del'Haye. Ein Wechsel, der später oft als die Mutter aller strategischen Transfers der Bayern bezeichnet wurde. Sprich: Einen Spieler holen und damit vor allem den Gegner schwächen. Del'Haye gehörte 1980 zum deutschen Europameisterkader und kostete über eine Million Mark. In München spielte freilich Rummenigge auf seiner Position, del'Haye saß mehr auf der Bank als dass er spielte.

Dort saß auch Jupp Heynckes bei beiden Klubs: als Trainer. Bei der Borussia startete er seine großartige zweite Karriere, 1987 wechselte er als Nachfolger von Udo Lattek - der mit beiden Vereinen übrigens Meister wurde (6x mit Bayern, zweimal mit der Borussia) - nach München. Eine nette Anekdote, dass seine Bundesligakarriere als Trainer ausgerechnet in Mönchengladbach endete, am 34. Spieltag 2013, eine Woche vor dem Champions-League-Triumph gegen den BVB.
Der Glanz kehrt zurück

Mit den wechselhaften Zeiten der Gladbacher, ihren Zweitliga-Aufenthalten, verlor der Klassiker zwischendurch etwas an Reiz. Mittlerweile aber gehört die Partie wieder zu den Spitzenspielen dieser Liga. 2012 entzauberte die Borussia zum Rückrundenstart die Bayern mit 3:1 und ebnete damit den Namensvettern aus Dortmund den Weg zum Titel. Schon das Hinspiel in München hatte Gladbach damals mit 1:0 gewonnen, Manuel Neuer patzte in seiner ersten Partie als Bayern-Torwart.
Fast wie in den glorreichen Siebzigern

Beim bislang letzten Aufeinandertreffen in München verursachte Alvaro Dominguez gleich zwei Handelfmeter, die Bayern siegten im ersten Spiel unter Trainer Pep Guardiola mit 3:1. In der Hinrunde bewiesen die Männer von Lucien Favre beim 0:0, dass sie sehr wohl in der Lage sind, die Bayern zu ärgern. Fast wie in den glorreichen Siebzigern.

kicker.de

Zuletzt bearbeitet von Fohle4Jever; 19/03/2015 23:56.

Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!