"Wir haben einen klaren Plan"



Vor dem Heimspiel am Mittwoch (20 Uhr) gegen den FC Augsburg stand André Schubert am heutigen Dienstagmittag den Medienvertretern in seiner ersten Pressekonferenz als Cheftrainer Borussias Rede und Antwort. Wir haben seine wichtigsten Aussagen zusammengefasst. André Schubert über…

…seine Benennung zum Übergangstrainer: Ich habe am Sonntagabend die Entwicklung um Lucien Favre im Fernsehen verfolgt und bin am Montagmorgen nichtsahnend in den BORUSSIA-PARK gefahren. Wir haben uns gleich zusammengesetzt und über die Situation gesprochen. Für Borussia ist es in dieser Phase wichtig, dass sie überlegt und in Ruhe handeln kann. Deshalb stand für mich außer Frage, dass ich dem Verein sehr gerne helfe. Ich möchte Borussia aber auch dafür danken, dass sie mir in dieser schwierigen Situation das Vertrauen schenkt.

…seine persönliche Situation: Als ich im Sommer das Traineramt bei der U23 angetreten habe, habe ich nie auf etwas Anderes spekuliert, deswegen sehe ich den Job nicht als persönliche Chance, sondern als eine große Herausforderung. Ich möchte gemeinsam mit dem Trainerteam und der Mannschaft versuchen, das Ganze in eine positive Richtung zu lenken und wieder erfolgreicheren Fußball zu spielen.

…die ersten Maßnahmen: Vorab möchte ich betonen, dass all das, was ich sage, nicht als Kritik an dem, was in der Vergangenheit war, zu verstehen ist. Hier ist über viele Jahre erfolgreich Fußball gespielt worden. Es gibt viele Gründe, warum es in den letzten Spielen nicht mehr so gut war, die dazu geführt haben, dass wir nun in dieser Situation stecken. Was in den vergangenen Wochen passiert ist, ist offensichtlich: Wir sind momentan zu passiv im Defensivverhalten. Sicherlich kann man mal defensiver spielen, aber wir dürfen nie passiv werden. Ein Zweikampf und ein Stören des Gegners sind immer aktiv und aggressiv, daran müssen wir arbeiten. Ebenso arbeiten müssen wir am Zug zum Tor. Wir brauchen die Aggressivität auch mit dem Ball, sprich die Jungs müssen sich trauen, zu dribbeln und das Eins gegen Eins zu suchen. Wir haben Spieler mit einer sehr guten Technik, die solche Situationen lösen können. Sie müssen wieder ihren Mut finden. Außerdem müssen wir das Umschaltverhalten in beide Richtungen - sowohl nach Ballverlust als auch bei der Balleroberung - verbessern. In all diesen Bereichen müssen wir aktiver sein und wieder mehr agieren als reagieren. Hinzu kommt das Selbstvertrauen, das wir uns wieder erarbeiten müssen. Mit jedem gewonnenen Zweikampf, jedem geblockten Schuss des Gegners und jedem abgegebenem Torschuss holen wir uns ein Stück Selbstvertrauen zurück.

…seinen ersten Eindruck von der Mannschaft: Natürlich waren die Spieler geschockt über die Dinge, die am Sonntag passiert sind. Aber das ist jetzt abgehakt, da unterhalten wir uns ab sofort nicht mehr drüber. Was passiert ist, können wir nicht mehr ändern. Wir können nur beeinflussen, was vor uns liegt, und darauf liegt jetzt der Fokus. Wir konzentrieren uns nur auf den nächsten Schritt und der ist morgen gegen Augsburg. Eins kann ich ganz sicher sagen: Keiner der Spieler will nicht oder hat keine Lust. Es mag vielleicht manchmal von außen der Eindruck entstehen, dass der eine oder andere nicht will, aber es hat vielmehr mit Verunsicherung und Mutlosigkeit zu tun. Die Jungs wollen derzeit eher Fehler vermeiden und schieben die Verantwortung dadurch weiter. Doch wir haben klar analysiert, was wir verändern möchten. Wir haben der Mannschaft Lösungen an die Hand gegeben, wie wir die Dinge angehen möchten. Mein Gefühl war, dass alle Spieler absolut bereit sind, mitzuziehen. Die Jungs haben das, was wir ihnen mit auf den Weg gegeben haben, sehr gut aufgenommen.

…seine taktische Marschroute: Wir sind keine Wunderheiler oder Zauberer, aber wir haben einen klaren Plan. Wir haben die Situation in vielen Gesprächen analysiert, um zu wissen, an welchen Stellschrauben wir in der Kürze der Zeit drehen können. Natürlich haben wir momentan nicht viel Zeit zum Trainieren, doch man kann neben dem Training auch Dinge über Videoanalysen und Gespräche erarbeiten. Mir geht es vor allem um die Art und Weise, wie wir spielen wollen. Wir werden nicht über 90 Minuten vorne drauf gehen, aber wir wollen die Zweikämpfe aktiv bestreiten und den Gegner mit einem Pressing aggressiv unter Druck setzen. Zudem wollen wir schneller umschalten, wieder mehr in die Tiefe spielen, und mehr Zug zum Tor entwickeln. Das System ist für dabei für mich zweitrangig, das kann je nach Gegner variieren. Mir geht es vielmehr darum, wie wir unsere Spieler mit ihren Stärken und Schwächen optimal einsetzen und vor allem darum, wie wir Fußball spielen wollen.

…Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit Lucien Favre: Die Art und Weise, wie Lucien Favre Fußball spielen gelassen hat, unterscheidet sich nicht so brutal von dem, was wir in der U23 gemacht haben. Auch wir haben großen Wert auf viel Ballbesitz gelegt. Nach Ballverlust stand die schnelle Zurückeroberung an erster Stelle. Darüber hinaus war uns ein schnelles Kombinationsspiel wichtig. Das ähnelt sich sehr stark mit dem Spiel der Profis. Deswegen werde ich sicher nicht alles auf links drehen und völlig neue Dinge machen. Es geht auch nicht darum, wie ich mir den Fußball vorstelle und dass ich der Mannschaft meine Spielphilosophie aufdrücke. Wir haben eine komplizierte Lage kurzfristig zu lösen. Wir müssen sehen, dass wir daran anknüpfen, was die Mannschaft stark gemacht hat und dass sie ihre Qualitäten wieder auf den Platz bringt.

…zur personellen Situation: Martin Stranzl (Orbitabodenfraktur) und Tony Jantschke (schwere Unterschenkelprellung) stehen uns nicht zur Verfügung. Patrick Herrmann, Alvaro Dominguez, Fabian Johnson und nach überstandener Grippe auch Marvin Schulz haben heute mit trainiert. Inwieweit es bei diesen Jungs für einen Platz im Kader oder sogar für einen Startelf-Einsatz reicht, müssen wir abwarten. Wir haben heute nicht zu intensiv gearbeitet, um morgen fit und frisch in die Partie zu gehen, dennoch muss man sehen, wie die Jungs die Belastung verkraftet haben. Zudem werden wir heute und auch morgen noch viele Gespräche mit den Jungs führen. All diese Dinge lassen wir einfließen, um die bestmögliche Aufstellung zu finden.

…die Unterstützung der Fans: Ich möchte einen Appell an unsere Fans richten, die sich in den vergangenen Wochen hervorragend verhalten haben. Die Mannschaft braucht morgen ihre Fans. Wir müssen gegen Augsburg mit viel Mut spielen. Mut bedeutet aber auch, dass wir Fehler machen werden. Und gerade wenn wir Fehler machen, brauchen wir die Unterstützung der Fans, denn die Spieler benötigen viel Mut, wieder Fehler zu machen. Denn nur, wenn sie immer versuchen, aktiv und mutig zu sein, werden wir etwas erreichen. So wie ich die Fans bislang kennengelernt habe, bin ich mir sehr sicher, dass sie wie eine Eins hinter ihrer Mannschaft stehen werden.

borussia.de


Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!