Das absolute Topspiel zwischen Borussia und Bayer
Jetzt zählt es
von Marc Basten

Alle Geschichten vor dem Spitzenspiel des 32. Spieltags zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen im ausverkauften Borussia-Park (Samstag, 15.30 Uhr) sind erzählt. Was wirklich zählt, wird sich auf dem Platz zeigen.

Natürlich sorgt das Westduell zwischen Borussia und Bayer im Vorfeld für eine Menge Zündstoff. Da ist zum einen der seit Wochen andauernde Zweikampf zwischen Gladbach und Leverkusen um den begehrten dritten Tabellenplatz. Drei Spieltage vor Saisonschluss kommt das direkte Aufeinandertreffen einem finalen Showdown gleich, selbst wenn am Samstag um 17.15 Uhr noch nichts endgültig entschieden ist, egal wie das Spiel ausgeht.

Doch die Konstellation ist klar: Mit einem Heimsieg kann die Fohlenelf die Werkself auf fünf Punkte distanzieren, was bei zwei ausstehenden Partien und der derzeitigen Verfassung der Borussia reichen sollte. Ein Unentschieden würde das Rennen, mit Vorteil Gladbach, weiter komplett offenhalten, bei einer Niederlage hätten es die Borussen nicht mehr in der eigenen Hand.

An der Brisanz der Partie gibt es nichts zu deuteln. Ebenso ist klar, dass die beiden aktuell besten und beständigsten Teams der Bundesliga aufeinandertreffen. Leverkusen hat sich im Verlauf der Saison deutlich stabilisiert, das Risiko des zu Beginn etwas (naiv-)forschen Power-Pressing wurde minimiert. Seit Wochen agiert die Werkself äußerst defensivstark und schafft es gleichzeitig, das vorhandene Offensivpotential abzurufen.

Kruse und Kramer intern kein Thema

Für Borussia wird das eine höchst anspruchsvolle Aufgabe werden, vor der sich die Favre-Schützlinge aber keinesfalls zu fürchten brauchen. Gladbachs Trainer wird neben Martin Stranzl wohl weiter auf Álvaro Dominguez (Rücken) verzichten müssen. Als Vorteil darf sicherlich verbucht werden, dass Bayer der eminent schnelle Bellarabi gesperrt fehlt. Borussias Hintermannschaft wird den Nationalspieler nicht wirklich vermissen.

Vermissen werden die Gladbacher dagegen alsbald Christoph Kramer und Max Kruse. Das ist zwar Zukunftsmusik, beeinträchtigte jedoch die Vorbereitung auf das Spiel, zumindest was die öffentliche Wahrnehmung angeht. Intern, so wird aus Mannschaftskreisen versichert, sei das kein Thema und der Fokus richte sich ganz allein auf die Auseinandersetzung mit Leverkusen.

Wolfsburger Undichtigkeiten

Bei Borussia tat man derweil alles, die Randgeschichten klein zu halten. Vorausschauend wurde ein offizieller Pressetermin mit Kramer angesetzt, weitere Einzelinterviews gab es nicht. So war das Thema zwar überall präsent, störte jedoch nicht weiter. In Sachen Max Kruse sieht die Sache etwas anders aus. Kruse und die Borussia blockten Fragestellungen mit Verweis auf das Leverkusen-Spiel ab, doch von dritter Seite gab es reichlich Futter.

Dass in Wolfsburg ziemlich freizügig mit den Medien geplaudert wird, kennt man nicht erst seit dem Transfer von André Schürrle im Winter, dessen Ablauf quasi per Live-Ticker von den Offiziellen der Wölfe an die Medien weitergegeben wurde. Im Falle Max Kruse ist es zwar nicht ganz so extrem, dennoch dringt mehr nach außen, als es sich gehört.

Erschwerend kommt hinzu, dass auch die Berater-Seite von Kruse für sie relevante Medienvertreter mit Details füttert. Diskrete Verhandlungsführung ist etwas anderes. So kommt es, dass der Wechsel von Kruse nach Wolfsburg zwar noch nicht offiziell verkündet wurde, für alle Beobachter jedoch feststeht. Und somit einen Schatten auf das Spiel gegen Leverkusen wirft.

Vorbehaltlose Unterstützung auf dem Weg zum großen Ziel

Dabei darf jeder, der Max Kruse in den vergangenen zwei Jahren in Mönchengladbach erlebt hat, sicher sein, dass dieser sich nicht beirren lassen und seine Leistung abrufen wird. Doch natürlich ist es eine sensible Situation, die je nach Verlauf des Spiels gegen Leverkusen zu einer angespannten, ja explosiven Stimmung führen könnte. Insoweit bleibt zu hoffen, dass die Fans besonnen genug sind und alles dafür tun, diese Mannschaft auf dem Weg zum großen Ziel vorbehaltlos zu unterstützen. Denn noch sind Kruse und Kramer Borussen und sie brauchen und verdienen den Support. Ganz gleichgültig, warum sie was in Zukunft machen.

Hausgemachte Störfeuer benötigt am Samstag niemand, schließlich ist die sportliche Aufgabenstellung mehr als brisant und kompliziert. Um das zu unterstreichen, reicht neben der Sicht auf die aktuelle Tabelle ein kurzer Blick in die Vergangenheit: Borussia ist gegen Leverkusen seit 22 Heimspielen sieglos, das ist die längste Negativserie der Bundesliga-Historie. Es wird Zeit, die Geschichte neu zu schreiben. Mit Max Kruse und Christoph Kramer.

torfabrik.de


Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!