Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - 1899 Hoffenheim 3:1 (2:1)
Die Konkurrenz beeindruckt
Redaktion TORfabrik.de Dienstag, 04. November 2014

Borussia Mönchengladbach war auch von der bis dahin punktgleichen TSG Hoffenheim nicht zu stoppen und setzte die beeindruckende Serie fort. Gleichwohl war es ein hartes Stück Arbeit und nicht alles lief rund, wie auch die Einzelkritik zeigt.

Yann Sommer: Wurde in der ersten Halbzeit dreimal auf die Probe gestellt. Zunächst sah er bei einem Ball an den langen Pfosten nicht gut aus und hatte Glück, dass die Situation wegen Abseits abgepfiffen wurde. Kurz darauf reagierte er im Eins-gegen-Eins prächtig, allerdings stand Modeste auch hier im Abseits. Die nächste Szene des Hoffenheimer Stürmers war dann regulär. Sommer war zwar noch am Ball, konnte den Einschlag aber nicht verhindern. Nach der Pause pflückte er eine Flanke gerade noch so mit einer Hand. In der Schlusssequenz mit einer tollen Reaktion gegen den eingewechselten Hamad. Als mitspielender Keeper gewohnt sicher, seine Abschläge waren ebenfalls in Ordnung. Note 2,5.

Julian Korb: Ein weitestgehend solides Spiel des Rechtsverteidigers. Sehr darum bemüht, schnell zu reagieren und sofort zum Gegenspieler aufzuschließen. Dabei ohne übertriebenen Aktionismus und unnötige Foulspiele. Bei Ballbesitz von Sommer fast immer eine Anspielstation, ob seitlich hängend oder im Lauf nach vorne. Sehr ordentliche Ballan- und -mitnahmen. Weniger gelungen allerdings die Aktion vor dem Ausgleich, den er mit einem ohne Not in die Füße eines Gegners gespielten Ball einleitete. Note 3,0.

Martin Stranzl: Direkt zu Beginn wirkte er angeschlagen, Brouwers machte sich bereits vorsichtshalber warm. Es ging aber weiter beim Kapitän, obwohl es den Anschein hatte, als ob er in der einen oder anderen Situation ein wenig unrund laufe. Seiner gewohnt soliden Zweikampfführung tat dies keinen Abbruch. Er klärte einige Male, war aufmerksam ohne Ball und spielte Gegner-orientiert. Im Spielaufbau mit einigen Fehlpässen, dafür leitete er mit seinem Zuspiel auf Hahn den zweiten Treffer ein. Elf Minuten vor Schluss musste er wegen Problemen am Oberschenkel vorzeitig raus. Note 3,0.

Tony Jantschke: Auffällig oft bei hohen Bällen gefordert, was er mit seinem Timing hervorragend löste. Auch einen scheinbar vom Winde verwehten Ball köpfte er noch zur Ecke. Sehr konzentriert und mit Auge für die Lücken im Verbund. Beim Ausgleich hatte er die Gefahr erkannt, doch er kam mit seiner Grätsche einen Sekundenbruchteil zu spät, um das Anspiel auf Modeste zu blocken. Jantschkes Passspiel war sicher und risikolos. Nach der Pause lief er einmal mit dem Ball am Fuß weit ins gegnerische Territorium. Nach seinem Abspiel legte er ganz schnell den Rückwärtsgang ein, so als ob er sich verirrt hätte. Note 2,5.

Alvaro Dominguez: Nicht so dominant anwesend wie noch in Frankfurt. Ihm unterliefen ein paar kleinere Stockfehler, die dafür sorgten, dass seine Offensivaktionen nicht zwingend waren. Allerdings versteckte er sich nicht und trieb das Spiel mit an. Defensiv mit einigen wichtigen Zweikämpfen, ob auf der Seite oder eingerückt als ›Aushilfe‹ in der Zentrale. Irgendwo dazwischen war er beim Gegentor, als er Modeste passieren lassen musste. Hier hätte Dominguez durchaus energischer blocken und den Körper reinstellen können. Anscheinend scheute er den Kontakt aus Furcht vor einem Elfmeter und möglichen Platzverweis. Note 3,0.

Håvard Nordtveit: Machte ohne Zweifel sein bestes Saisonspiel. Sehr aufmerksam in der Defensivarbeit, wo er die Laufwege der Gegenspieler blockierte, Passwege erahnte und Bälle eroberte. Zudem mit mehreren gewonnenen Kopfballduellen. Bei eigenem Ballbesitz sichtbar um Fehlerminimierung bemüht, spielte er diesmal nur selten überhastet ab. Ein paar Mal trieb er den Ball über die Mittellinie, darüber hinaus spielte er einige wirklich gute Pässe. Mit Aggressivität und Fleiß sehr wertvoll. Vorne holte er den Freistoß vor dem 3:1 heraus, den er selbst flach und hart ausführte. Glück hatte er, dass er für ein notwendiges taktisches Foul an der Mittellinie kein Gelb sah. Note 2,5.

Christoph Kramer: Ist das möglich? Kramer spielt über 90 Minuten und ist nicht der laufstärkste Gladbacher? Tatsächlich. Obwohl er wieder über 12 Kilometer zurücklegte, blieb ihm nur der zweite Platz in diesem Ranking. Er musste sich André Hahn geschlagen geben, der 200 Meter mehr abriss. Doch das schmälerte seine starke Leistung keinesfalls. Er lief hinten die Lücken zu und stand an der Basis unzähliger Gegenstöße. Kramer fand aus geschlossenen Räumen immer wieder den (Not-)Ausgang und trieb das Spiel an. Und er suchte den Weg ganz nach vorne, wie vor dem 1:0. Er war der Antreiber und legte dazu die Eigenschaften an den Tag, die man mit ihm verbindet: lauffreudig, kampfstark und unermüdlich. Note 2,0.

André Hahn: Luchste nicht nur Kramer den Titel des laufstärksten Spielers ab, sondern konnte auch noch ein Tor und einen Assist für sich verbuchen. Bei seinem Treffer war der Ball gar nicht so einfach zu nehmen. Der Assist sah simpel aus, aber Fußball muss nicht kompliziert sein. Pech hatte er mit seinem Kopfball, den Baumann aus dem Winkel fischte. Hahn ist eine Art ›Brachial-Techniker‹, der auf jeden Konterzug mit aufsprang. Hier und da wurde er vom eigenen Übereifer ausgebremst oder überholt. Aber seine aufopferungsvolle Rackerei, auch nach hinten, war einfach toll. Dazu fair im Geben und Nehmen, bei ihm ist nie etwas Hinterhältiges dabei. Wenn es mal rappelt, reicht er dem Gegner sportlich die Hand und weiter geht’s. Hahn ist alles andere als eine Heulsuse. Note 2,0.

Patrick Herrmann: Findet augenscheinlich Gefallen an der Rolle auf der linken Seite. Herrmann zog öfter gut an und stand mit seiner Ballverarbeitung per Hacke an der Basis des ersten Treffers, bevor er nach dem Zusammenspiel zwischen Raffael und Kramer den starken Assist für Hahn gab. Dass er da im Strafraum nochmals bis zur Grundlinie durchstartete und Beck stehen ließ, war klasse. Herrmann war hochmotiviert und für die Gegenspieler nicht zu packen. Er war ein ständiger Unruheherd, auch wenn ihm zwei oder drei Bälle versprangen. Sehenswert sein erstes Tor, als er den Ball aus dem Lauf heraus mit viel Selbstverständnis über Baumann hob. Seinen zweiten Treffer erzielte er in bester Abstauber-Manier. Für ein Foul mit gestrecktem Bein sah er Gelb, später bekam er seinen Applaus-Wechsel. Note 2,0.

Raffael: War sehr aktiv, doch mehrfach verpasste er die Abrundung einer gut eingeleiteten Situation. So wie bei einem tollen ›Quadratmeter-Dribbling‹ vor der Pause, das er mit einem zu steilen Zuspiel abschloss. Ein paar Mal spielte er zu lasch ab und brachte sich so um die Früchte guter Aktionen. Gleichwohl war sein Antritt mit Ball am Fuß eine Waffe. So leitete er das 1:0 mit dem Pass auf Herrmann ein und vor allem nach der Pause war er das brasilianische Öl im deutschen Kontermotor. Traf nur die Latte in einer Situation, wo er das Tor machen musste. Etwas mehr Konzentration und das Spiel wäre frühzeitig gegessen gewesen. Note 3,0.

Max Kruse: Kam in der ersten Halbzeit nicht richtig in die Pötte. Agierte ungewohnt oberflächlich mit vielen Stockfehlern. Sein Ballverlust führte zur (Abseits-)Chance für Hoffenheim. Seine kurzen Ecken waren wohl vorgesehen, um einen Gegner aus dem 16er zu locken. Gefährlich war das nicht wirklich. Im zweiten Durchgang zeigte sich Kruse verbessert, war an mehreren Kontern beteiligt und suchte selbst den Abschluss. Wirkte auf dem tiefen Boden in Laufduellen erst schwerfällig und später platt. Die Auswechslung kam eigentlich zu spät. Note 4,0.

Roel Brouwers: Ersetzte für die letzten elf Minuten den angeschlagenen Stranzl und machte, wie immer, seinen Job. Ohne Note.

Thorgan Hazard: Kam für Kruse und hatte keine wirklich auffälligen Szenen mehr in einem praktisch entschiedenen Spiel. Ohne Note.

Ibrahima Traoré: Spielte die letzten drei Minuten und schoss einen Freistoß über das Tor. Ohne Note.

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