Einzelkritik: Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach 1:2 (0:1)
Gereift und rasend schnell
Redaktion TORfabrik.de Freitag, 31. Oktober 2014

Borussia Mönchengladbach überzeugte beim Pokalspiel in Frankfurt mit einer reifen Leistung. Einzig die etwas fahrige Chancenverwertung verhinderte eine komplette Machtdemonstration der Fohlenelf am Main. Die Leistung der Borussen in der Einzelkritik.

Yann Sommer: Zeigte bei der Großchance von Kadlec kurz nach der Pause einen Klasse-Reflex und hielt die Mannschaft in der Spur. Darüber hinaus sicher, vor allem als mitspielender Keeper. Mehrfach in Kombinationen ›hinten herum‹ eingebunden. Er leitete die Bälle ohne Verzögerung und blitzsauber weiter. Extrem gedankenschnell bei Abwürfen. Sommer passte gut auf bei den seltenen Steilpässen der Frankfurter. Einmal rutschte er weg, konnte das aber noch korrigieren. Beim Gegentor in der Schlussminute fast noch dran, aber letztlich ohne Chance. Note 2,5.

Julian Korb: Verdaddelte in der Anfangsphase eine gute Kontergelegenheit mit einem auf Hazard gedachten Pass, der im Seitenaus landete. In der Abwehr hatte er nach kleineren Startschwierigkeiten alles unter Kontrolle. Seine abgeklärten Ablagen brachten Ruhe und er schaffte es, unnötige Fouls zu vermeiden. Bei einer Frankfurter Kontersituation half er links aus und klärte nicht nur resolut, sondern holte sogar noch einen Freistoß heraus. In den letzten fünf Minuten vor der Pause unglücklich: zunächst kombinierte er sich gut mit nach vorne, schlug dann jedoch eine zu scharfe und unplatzierte Flanke. Dann ließ er Seferovic zu einfach flanken, kurz darauf verlor der den Ball im Aufbau, was Gefahr zur Folge hatte. Nach dem Seitenwechsel ein paar Mal vorne zu finden, einmal mit einem gelungenen Hacken-Zuspiel auf Kramer. In letzter Konsequenz fehlte Korb aber der Mut, wenn es in den Strafraum ging. Note 3,0.

Martin Stranzl: Verschätzte sich zu Beginn bei dem langen Anspiel auf Seferovic. Der Schweizer konnte sich in Stranzls Rücken wegdrehen und kam zu einer guten Chance. Danach noch mit kleineren Problemen, u.a. einem Kopfball zum Gegner. In der Folgezeit stabil, vor allem bei hohen Bällen und im Aufbau mit einigen vernünftigen Aktionen Höhe der Mittellinie. Nach eigenen Ecken mit zwei guten Kopfballgelegenheiten. Nach der Pause kam er einen Tick zu spät, als er vor der Kadlec-Chance für Dominguez korrigieren wollte. Ein ›Wegspitzler‹ im Strafraum etwas später war wichtig. Note 3,5.

Tony Jantschke: Nach überstandenem Infekt wieder in der Innenverteidigung eingesetzt. Er hatte bis auf wenige Ausnahmen alles unter Kontrolle und spielte viele sichere Pässe ohne großes Risiko. Eine ›Aushilfsaktion‹ auf links bezahlte er mit einer Gelben Karte. Vorne mit einem ›Torpedo-Kopfball‹ nach Ecke über das Tor. Beim Gegentor wurde er überrascht, dass der Pass durchgelassen und Kadlec sich in seinem Rücken lösen konnte. Direkt danach mit einem zu riskanten Einsteigen am Strafraumeck, hier wäre sogar ein Elfmeter möglich gewesen. Zum Glück entschied der Schiedsrichter nur auf Freistoß, der allerdings auch sehr gefährlich wurde. Note 3,5.

Alvaro Dominguez: Wieder als Linksverteidiger eingesetzt, wobei er diese Rolle außergewöhnlich offensiv interpretierte. Er verteidigte sehr aktiv und bei Ballgewinnen ging die Post ab. Gedankenschnell und griffig, dazu passte die Abstimmung mit Hazard. Dominguez flankte mehrfach gut, einmal legte er mit Auge zurück auf Hrgota, als er bis zur Grundlinie durchging. Auch nach der Pause sehr weit vorne zu finden und schließlich mit dem Assist zum 2:0. Hinten trotz der vielen Ausflüge zumeist auf der Höhe, aber es gab Ausnahmen. So wurde der Ball bei der Kadlec-Chance in seinen Rücken gespielt und in zwei, drei anderen Situationen mussten die Innenverteidiger rausrücken und aushelfen. Doch insgesamt rechtfertigte die Offensivleistung von Dominguez das gewisse Risiko. Note 2,0.

Havard Nordtveit: Der Gewinner im Versteckspiel, denn er versteckte auch den Gegner. Er machte die Räume eng und hielt Kramer bei dessen Ausflügen den Rücken frei. Nordtveit eroberte einige Bälle, wobei es ihm die Frankfurter auch nicht wirklich schwer machten. Läuferisch in Ordnung, spielerisch und vor allem strategisch konnte er Xhaka nicht gleichwertig ersetzen. Zwar gelangen zwei gute Verlagerungen, aber vor allem unter Druck versandeten mehrere Bälle. Note 3,5.

Christoph Kramer: Der Mittelfeldmotor läuft, ohne zu stottern. Zwar nicht so zwingend wie zuletzt, aber mit großem Aktionsradius. Konnte ein paar Mal den entscheidenden Pass an und in den Strafraum spielen, wollte es aber zu schön machen. Nicht jeder Ball muss hier unabdingbar mit dem Außenrist gestreichelt werden. Klar zu spielen war schon immer die bessere Option. Nach der Hackenvorlage von Korb war sein Schuss eine dankbare Beute für Wiedwald. Eine Ablage in den Rückraum auf Traoré wäre die bessere Option gewesen. Note 3,0.

Ibrahima Traoré: An der Seitenlinie zunächst etwas eingeengt, zwei Bälle ließ er ins Aus rutschen. Dann drehte er auf, spielte den tollen Steckpass zur Kruse-Chance und avancierte zum Doppelpasskönig. So bei der Entstehung des Führungstreffers zusammen mit Hrgota. Herausragend seine zahlreichen Raketen-Antritte, da blieb den Frankfurtern immer nur das Nachsehen. In zwei, drei Situationen einen Tick zu ballverliebt und in der ersten Phase der zweiten Halbzeit etwas kopflos. Aber auch immer wieder mit gefährlichen, kreativen Aktionen und mit einer tollen Technik bei seiner Direktabnahme zum 2:0. Note 1,5.

Thorgan Hazard: Startete hektisch in die Partie. Spielte einen unüberlegten Crossball zum Gegner, ein Dribbling am eigenen Strafraum war hochriskant. Zweimal in den ersten zehn Minuten ließ er sich sehr einfach vom Ball trennen. Im Übereifer mit zwei unnötigen Fouls. Im weiteren Verlauf dann jedoch überlegter und immer besser. Starke Antritte, tolle Ballbehandlung und ein guter Abschluss zum 1:0. Harmonierte gut mit Dominguez. Klasse sein Ball in den Lauf des Spaniers. Hazard dachte positionell gut mit und war als Absicherung zur Stelle, wenn Dominguez den Linksaußen mimte. Auch auf der defensiven Position eroberte er mehrfach Bälle. Hazard ist jetzt angekommen, weil die Kollegen merken, dass er mannschaftsdienlicher spielt und nicht nur für seine Galerie. Note 2,5.

Max Kruse: Ohne Raffael mehr als Verbindungsmann gefragt, was ihm sichtlich Freude bereite. Kruse ließ sich oft fallen und nutzte die Tiefe des Raumes. Er verschob das Spiel wie ein Schachspieler und verlagerte das Geschehen mehrfach herausragend. Der Nationalspieler war überall zugegen und auch in vorderster Front zur Stelle, als er mit der ersten Chance an Wiedwald scheiterte. Ein Leckerbissen der Assist zum 1:0, als er den Ball neben den Rücken des Verteidigers spielte. Das hatte etwas ›arangoistisches‹. Perfekt sein Zuspiel zur Chance von Herrmann. In der Nachspielzeit noch mit der Möglichkeit auf sein Tor, doch erneut war Wiedwald zur Stelle. Zu bemängeln waren Kruses Ecken: Sie verhungerten oft am ersten Pfosten. Note 2,0.

Branimir Hrgota: Hatte mehrere, sehr klare Chancen zu ›seinem‹ Tor. Doch er vergab diese Gelegenheiten zum Teil leichtfertig. In den wirklich entscheidenden Situationen wirkte der Schwede unglücklich. Selbst wenn er mit seinen kurzen Ablagen oder Doppelpässen (wie vor dem 1:0) durchaus seine Eignung zum Kombinationsspiel unterstrich. Mit teils schlampigen Ballannahmen machte er sich das Leben selbst schwer. Insgesamt wirkte Hrgota vorne am wenigsten eingebunden. Note 4,0.

Patrick Herrmann: Brachte nochmal frisches Tempo in den letzten knapp zwanzig Minuten. Er wirbelte aktiv umher, bot sich überall an und ließ den Ball laufen. Nach mustergültigem Pass von Kruse hatte er Wiedwald fast umspielt, ließ sich dann aber noch den Ball vom Fuß nehmen. Ohne Note.

André Hahn: Wie Herrmann im letzten Viertel der Partie dabei. Hahn konnte dabei keine entscheidenden Akzente setzen und agierte weniger auffällig als Herrmann. Ohne Note.

Fabian Johnson: Vier Minuten am Ende ohne wahrnehmbare Aktion. Ohne Note.


Die Stimmen außerhalb meines Kopfes irritieren mich am meisten!