Freude und Bodenhaftung sind angesagt
»Ein großer Tag für Borussia«
von Marc Basten und Fabian Kirchhofer

Große Freude bei Borussia Mönchengladbach nach dem Überraschungs-Coup bei Bayern München. Der letztlich nicht unverdiente 2:0-Erfolg wurde von den Fohlen relativ geerdet aufgenommen. Bodenhaftung bleibt das oberste Prinzip.

Die Fakten sind nicht von der Hand zu weisen. Borussia Mönchengladbach gewinnt zum dritten Mal in der Bundesligageschichte bei den Bayern. Die Borussen fügen den Münchenern die erste Heimniederlage der Saison zu. Die Gladbacher bleiben in beiden Saisonspielen gegen die Bayern ohne Gegentor. Borussia festigt mit diesem Auswärtssieg den dritten Tabellenplatz und baut den Vorsprung auf Schalke auf Rang 5 auf satte acht Zähler aus. Die Fohlenelf ist punktgleich mit Wolfsburg das beste Rückrundenteam.

Und dennoch hörte man nach dem Schlusspfiff in den Katakomben der Allianz-Arena nur wenig euphorische Sprüche. Die Ausnahme bildete, wie sollte es anders sein, Granit Xhaka. Der Schweizer ist bekannt dafür, gerne mal einen raus zu hauen: »Wenn du Bayern München schlägst, musst du nächstes Jahr Champions League spielen. Da gibt es nach 34 Spieltagen keine Ausreden«.

Ansonsten folgten die Protagonisten artig dem Mantra von Lucien Favre. »Unsere Philosophie ist und bleibt, weiter von Spiel zu Spiel zu denken«, unterstrich der Schweizer. »Was sollten wir über Champions League reden?«, meinte Patrick Hermann. »In der letzten Winterpause haben wir das gemacht und man hat gesehen, was dabei herausgekommen ist«. »Im Endeffekt sind es auch nur drei Punkte«, ergänzte Martin Stranzl. »Wir müssen wachsam bleiben, jeder weiß, worauf es ankommt«.

Komplizierte Anfangsphase

Also war der Erfolg in der Allianz Arena nur ein ›normaler‹ Pflichtsieg? »Nein, es war schon ein großer Tag für Borussia«, sagte Patrick Herrmann. »Bei den Bayern gewinnt man nicht alle Tage«.

Dass es dazu kommen sollte, konnte man in der Anfangsphase der Partie nur mit viel Phantasie erahnen. Zu dominant waren die Münchener, selbst wenn sie auch hier nicht wirklich zu gefährlichen Chancen kamen. »Am Anfang war es relativ schwer für uns«, sagte Tony Jantschke. »Wir wollten eigentlich etwas höher verteidigen, aber das ist uns nicht gelungen«, ergänzte Christoph Kramer. »Bayern hat die ersten 20 Minuten hervorragend gespielt«, meinte Lucien Favre. »Das war in dieser Phase schwierig für uns, wir hatten kaum Ballbesitz«.

Robbens Ausscheiden spielte Borussia in die Karten

Doch dann folgte der erste Knackpunkt in der Partie. Arjen Robben musste nach einem Foul von Tony Jantschke mit einem Bauchmuskelriss raus. Dabei war Jantschkes Einsteigen eher harmlos, doch Robben verletzte sich bei der Landung auf dem Rasen. »Christoph hatte den Ball verloren und Robben kommt mit Tempo«, schilderte Jantschke die fragliche Szene. »Ich mache ein normales taktisches Foul. Es tut mir leid, dass er da raus musste«.

Ohne Robben fehlte dem Bayern-Spiel der Überraschungseffekt. Es war schon erstaunlich, wie bieder sich das auch ohne Ribery und Robben auf Weltklasse-Niveau befindliche Starensemble der Bajuwaren präsentierte. »Je länger das Spiel dauerte, desto besser wurde es von uns«, sagte Jantschke. Und umso harmloser agierten die Bayern.

Neuers obligatorischer Patzer gegen Gladbach



Der zweite Meilenstein auf dem Weg zum Gladbacher Sieg war der Führungstreffer mit dem ersten nennenswerten Angriff. Jantschke leitete den Spielzug mit einem langen Ball auf Herrmann ein, dessen Hereingabe verwertete Raffael unter gütiger Mithilfe von Manuel Neuer. Es war der gegen Gladbach schon fast obligatorische Patzer des Welttorhüters.

Den Fohlen kann die ›Gladbach-Phobie‹ von Neuer nur recht sein, denn mit der Führung im Rücken wuchs das Selbstverständnis der Gladbacher von Minute zu Minute. »In der zweiten Halbzeit haben wir Fußball gespielt und gute Lösungen gefunden«, freute sich Favre. »Da haben wir clever gespielt und uns besser befreien können«, befand Stranzl. »Wir haben gut rausgespielt und trotzdem hinten die Ordnung nicht verloren«.

Keiner wird auf die Idee kommen, abzuheben

André Hahn mit seinem Pfostenschuss hätte schon für die Vorentscheidung sorgen können, dann besorgte Raffael mit seinem zweiten Treffer nach Vorarbeit von Herrmann und Kramer den Knockout für den Rekordmeister. »Damit war das Spiel so gut wie entschieden«, meinte Jantschke. »Danach gab es kaum Gefahr und wir hätten das dritte Tor noch machen können«.

Am Ende durften sich die Borussen zurecht vom mitgereisten Anhang für den Coup in der Allianz-Arena feiern lassen. »Natürlich gibt so ein Sieg Selbstvertrauen«, meinte Patrick Herrmann. »Aber es wird keiner auf die Idee kommen, abzuheben«, stellte Tony Jantschke klar. Den leicht euphorisierten Granit Xhaka wird man wieder einfangen. »Es ist wichtig, hoch konzentriert zu bleiben«, sagte Martin Stranzl. »Wir können uns ein paar Tage freuen, aber jeder weiß, dass wir in den letzten Jahren in Hoffenheim nicht besonders gut ausgesehen haben«. »Der Sieg in München ist schön, wir freuen uns«, ergänzte Lucien Favre. »Aber es war nur ein Spiel, drei Punkte. Und es ist schon wieder vorbei«.

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