MSV-Ton wird härter - Lettieri bleibt auch ohne Aufstieg



Der MSV-Coach kündigte nach der 2:4-Niederlage bei den Stuttgarter Kickers eine andere Gangart an: „Ich war in den letzten Wochen vielleicht zu nett.“

Bei den Stuttgarter Kickers gibt es nette Menschen. Vor dem Drittliga-Spiel gegen den MSV Duisburg spielten sie im GAZI-Stadion die MSV-Hymne. Das gibt es auswärts nicht oft. Das war es dann aber auch schon mit den Nettigkeiten. Die Stukis schossen die Zebras mit 4:2 (2:0) ab. Und auch für MSV-Trainer Gino Lettieri ist nun Schluss mit lustig. „So geht das nicht“, erklärte ein enttäuschter Coach nach der Partie und fügte an: „Ich war in den letzten Wochen vielleicht zu nett.“

Nun soll es vorbei mit den Freundlichkeiten sein. In der letzten Woche hatte sich der Fußball-Lehrer, der auch in der kommenden Saison die Zügel in der Hand halten soll – Sportdirektor Ivo Grlic: „Wir sind uns einig, er hat mein Wort und ich seine Zusage.“ – per Videobotschaft bei den Fans für den Auftritt in Osnabrück entschuldigt. Nun legte die Mannschaft nach, lieferte in Stuttgart in den ersten 45 Minuten einen weiteren Grottenkick ab.

Die Frage steht im Raum, wie es sein kann, dass eine Mannschaft, die aufsteigen will, in zwei richtungsweisenden Auswärtsspielen alles vermissen lässt, was ein Spitzenteam ausmacht. Natürlich lag es in Stuttgart zum großen Teil an einer Innenverteidigung, die von allen guten Geistern verlassen war. Als Innenverteidiger fungierten – auch wenn die Vokabel „verteidigen“ hier das Thema verfehlt – Steffen Bohl und Enis Hajri.

Branimir Bajic saß nur auf der Bank, weil er, wie Gino Lettieri nach dem Spiel bei der Pressekonferenz erklärte, unter der Woche erkältungsbedingt nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war. Bajic kassierte übrigens beim Aufwärmen hinter dem Tor seine fünfte gelbe Karte und fehlt im nächsten Spiel gegen Unterhaching ebenso wie Kevin Scheidhauer, der sich nach seiner Einwechslung die fünfte Verwarnung einhandelte.
Dausch verhindert Debakel

Es war aber nicht nur die Abwehr, die am Samstag auf der Waldau versagte. In der ersten Halbzeit gab es keinen Zug im Spiel und dementsprechend nahezu keine Offensivaktionen. Martin Dausch, der mit seinen zwei Treffern im zweiten Durchgang das Ergebnis noch erträglich gestalten konnte, war einer der wenigen Spieler, die nach dem Spiel nicht in die Kabine flüchteten. „Jeder von uns ist sauer. Da müssen wir uns nichts vormachen. So können wir auch zu Hause bleiben und brauchen nicht zum Fußball zu gehen“, sprach der Ex-Berliner Klartext.

Stuttgart ging bereits nach 18 Minuten in Führung, mit einer einfachen Kombination war die MSV-Abwehr ausgehebelt, Lhadji Badiane schob zum 1:0 ein. Neun Minuten später durfte Kickers-Coach Horst Steffen zum zweiten Mal jubeln. MSV-Keeper Michael Ratajczak konnte zunächst den Kopfball von Sandrino Braun abwehren, allerdings war Braun im Nachschuss dann doch noch erfolgreich.

Kiel ist die Mannschaft der Stunde

Gino Lettieri reagierte in der Kabine, brachte zum Seitenwechsel Pierre De Wit für Dennis Grote. Der MSV spielte nun besser und konnte die Gastgeber unter Druck setzen. Trotzdem ging der Schuss nach hinten los. Marco Calamita (54.) und Marc Stein (57.) schraubten das Ergebnis auf 4:0 hoch. Es hätte danach noch ein verrückter Fußball-Nachmittag werden können, denn Martin Dausch traf sogar dreimal ins Stuttgarter Tor. Schiedsrichter Günter Perl erkannte einen Treffer jedoch wegen eines Handspiels nicht an.

Im Rennen um die Aufstiegsplätze hat der MSV durch die Niederlage weiter an Boden verloren. Holstein Kiel bleibt mit dem fünften Sieg in Folge die Mannschaft der Stunde. Gewinnen die Stuttgarter Kickers am Dienstag auch ihr Nachholspiel gegen Halle, wären es bereits fünf Punkte Rückstand auf Platz zwei.

Quelle: derwesten.de