Die schwierigen Zeiten des MSV Duisburg

Von Olaf Jansen

Der MSV Duisburg hat schwere Zeiten hinter sich - mit Lizenzentzug und Zwangsabstieg in die 3. Liga. Doch die Zebras kämpften für ihren Verein - und mittlerweile zeigen sich auch wieder Hoffnungsschimmer.

"Für einen Verein wie den MSV Duisburg ist die 3. Liga auf Dauer überhaupt keine Option", sagt Bernd Maas. Der langjährige Erst- und Zweitligist ist ein wenig abgestürzt - sportlich, vor allem aber finanziell. Maas, Geschäftsführer der "Zebras", arbeitet an der Wende. Dabei muss der Verein froh sein, seit der Saison 2013/14 überhaupt in der 3. Liga spielen zu dürfen.

Überraschender Lizenzentzug im Sommer 2013

Dazu war ein kleines Wunder nötig. Und das ereignete sich im Sommer 2013, nachdem dem Klub die Zweitligalizenz für die nachfolgende Saison nicht erteilt worden war, weil die vom damaligen Geschäftsführer Roland Kentsch eingereichten Lizenzunterlagen Lücken aufwiesen, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit konnte nicht nachgewiesen werden.

Als der MSV am 19. Juni 2013 erfuhr, dass er keine Zweitliga-Lizenz bekommen würde, kam das einem Aus des Vereins sehr nahe. Trainer Kosta Runjaic sah das offenbar ebenso und trat kurz darauf zurück. Wie sollte es weitergehen? Schließlich ist es weitaus schwieriger, eine Lizenz für die 3. als für die Zweite Liga zu bekommen. Allein an TV-Geldern brechen plötzlich rund fünf Millionen Euro Einnahmen weg. Der MSV war praktisch pleite.

Vier Tage nach Lizenzentzug folgte das "Wunder"

Maas - einst schon Geschäftsführer bei Alemannia Aachen und Dynamo Dresden - sprang kurzfristig als Berater des Vereins ein und organisierte vier Tage später ein Treffen aller wichtigen MSV-Gläubiger. Und hier ereignete sich jenes kleine Wunder: Die Runde vereinbarte, auf 80 Prozent aller MSV-Schulden zu verzichten, außerdem wurden für ein Jahr lang alle Beträge gestundet, die der MSV zu zahlen hatte. Zudem konnte mit dem Stadionbetreiber eine drastische Reduzierung der Miete vereinbart werden. Zahlte der MSV früher rund 3,8 Mio. Euro, wurden nun nur noch rund 900.000 Euro pro Saison fällig. Die akut drohende Insolvenz konnte abgewendet werden, der MSV erhielt im Anschluss die Lizenz für die 3. Liga.

Fan-Aktion "Streifen zeigen" - wichtiges Zeichen für den DFB

Eine wichtige Rolle spielten in dieser Phase die MSV-Fans, die unter dem Motto "Streifen zeigen" eine riesige Welle von Solidaritätsdemonstrationen und Aktionen für den MSV lostraten. So wurde unter anderem eine fünf Kilometer lange Menschenkette vom Stadtzentrum zum Stadion gebildet, eine Mahnwache verharrte wochenlang vor der Vereins-Geschäftsstelle.

"Diese Fan-Kraft hat alle Beteiligten unheimlich zusammengeschweißt und natürlich Eindruck beim DFB und bei unseren Sponsoren gemacht. Man kann fast sagen, dass wir mit dieser Unterstützung als Verein gestärkt aus der damaligen Katastrophe herausgegangen sind", findet Maas.

Schuldenschnitt war Fleißarbeit

Ein Jahr dauerten noch die "Fleißarbeiten" um den Schuldenschnitt tatsächlich offiziell hinzubekommen. "Allein die Gespräche und Verhandlungen mit den zahllosen Kleingläubigern, die wir in der akuten Notlage aus Zeitgründen gar nicht hatten ansprechen können, zogen sich und waren viel Arbeit", berichtet Maas. Das Resultat aber kann sich sehen lassen: Die MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA - im Sommer 2013 quasi klinisch tot - lebt im Frühjahr 2015 wieder. Die Vermarktungseinnahmen sind von 3,7 auf 5,6 Millionen Euro gestiegen, die Mitgliederzahlen stiegen um 30 Prozent, gleichzeitig konnten die Kosten um rund zwei Millionen Euro gesenkt werden.

Vorbei ist auch das lange Suchen nach einem neuen Trikotsponsor, nachdem in der Saison 2014/15 rund 40 Kleinanleger das "Zoo Duisburg"-Logo auf der Brust der "Zebras" finanziert hatten. In der Spielzeit 2015/16 wird mit der Baumarktkette "Hellweg" wieder ein "richtiger" Sponsor dort werben. In der laufenden Spielzeit konnte sogar der Spieleretat bereits um 40 Prozent angehoben werden, und im Winter leistete man sich mit der Verpflichtung von Mittelfeldmann Martin Dausch sogar wieder eine richtige Investition in die Teamqualität.

Dritte Liga auf Dauer nicht finanzierbar

Laut Maas hat der MSV aktuell seit vielen Jahren erstmals wieder eine "positive Fortführungsprognose. Zumindest für die Zweite Liga." Soll heißen: "Würden wir in der Zweiten Liga spielen, schrieben wir schwarze Zahlen", sagt Maas. Noch aber ist die Realität eine andere. Und die 3. Liga ist bei allen positiven Nachrichten für den MSV "auf Dauer nicht finanzierbar" - davon ist Bernd Maas überzeugt.

Quelle: sportschau.de