Beim MSV Duisburg hapert es noch beim großen Ganzen


Leipzigs Yussuf Poulsen (l.) ist in dieser Szene weder von Rolf Feltscher noch von Thomas Bröker zu stoppen.

Die persönliche Bilanz von MSV-Trainer Ilia Gruev stimmt. Kevin Scheidhauer sammelt fleißig Scorerpunkte. Wichtiger sind aber Punkte im Schlussspurt.

Eine Hinrundenbilanz? Ilia Gruev möchte nach 17 Spielen kein Resümee ziehen. „Wir haben ja noch zwei Spiele vor uns“, sagt der Trainer des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg. Ohnehin zeichnet der Bulgare nur für die letzten vier Spiele die Verantwortung. Seine persönliche Bilanz fällt derweil positiv aus. Vier Spiele, ein Sieg zwei Unentschieden, eine Niederlage.

Hätten wir September, könnte sich Gruev mit seiner Bilanz entspannt zurücklehnen. Doch es ist Dezember, und der MSV Duisburg hat am Ende der Hinrunde nur elf Punkte auf dem Konto. Multipliziert mit zwei kommen am Ende der Saison 22 Zähler heraus. Damit wird der MSV absteigen.

Gegen Leipzig hätte MSV Big Point machen können

Es ist weiterhin der Faktor Zeit, der im Abstiegskampf für die Zebras der härteste Gegner ist. Die 2:4-Niederlage in Leipzig schmerzt umso mehr. Es war ein Spiel, in dem sich zuvor nur Optimisten etwas ausgerechnet hatten. Doch am Ende war es ein Momentum der verpassten Gelegenheit. Fünf Minuten trennten die Zebras von einem Sieg, am Ende blieb im Zuge einer finalen desaströsen Abwehrleistung nicht einmal ein Punktgewinn.

Es hätte dieser Big Point sein können. Das Signal, das im Abstiegskampf hätte aufhorchen lassen können – vom Anschluss an die Plätze 15 und 16 ganz zu schweigen. Doch so bleibt Gruev einmal mehr nur der quälende Weg, die positiven Aspekte hervorzuheben. Die Aspekte, die weiter Mut machen können, den Bock doch noch umzustoßen. Nicht nur in den letzten beiden Spielen des Jahres – am kommenden Sonntag in Kaiserslautern und eine Woche später auf eigenem Platz gegen Bochum – sondern vor allem im neuen Jahr nach einer intensiven Wintervorbereitung.

Trainerwechsel war wohl überfällig

Es spricht vieles dafür, dass sich der MSV in den beiden Partien besser präsentieren wird als noch in der Hinrunde. Thomas Bröker, in Leipzig variabel als Sturmspitze und Flügelspieler im Einsatz, glaubt fest daran, dass der MSV in der Rückrunde erfolgreicher auftreten wird als in der verpatzten Hinserie. Sein Satz, dass die Mannschaft vor ein paar Wochen zu einer Leistung, wie sie sie gegen die Roten Bullen auf die Platte gebracht hatte, nicht fähig gewesen wäre, lässt durchblicken, wie überfällig der Trainerwechsel war. Wieder ist es der Faktor Zeit, der den Duisburger Fans die Sorgenfalten ins Gesicht treibt. „Wenn wir so gegen Lautern und Bochum auftreten, werden wir auch punkten“, verspricht Bröker.

Defensivmann James Holland konnte das zuvor Erlebte kaum in Worte fassen. „Upside down“, hoch und runter, gab der Australier nach der Partie zu Protokoll. Doch auch Holland, der zum Zeitpunkt des Hinrundenauftakts gegen Kaiserslautern noch nicht beim MSV unter Vertrag stand, glaubt, dass die Zebras trotz der Niederlage auf die Leistung aufbauen können: „Wir standen lange sicher, hatten Leipzig im Griff und haben in der zweiten Halbzeit nur wenig zugelassen.“ Bis zur 85. Minute wohlgemerkt. Auch wenn es in Sachsen auf Duisburger Seite am Ende nur Verlierer gab, konnte zumindest Einwechselspieler Kevin Scheidhauer für sich in Anspruch nehmen, etwas gewonnen zu haben. „Zuletzt hatte ich einen Assist und jetzt habe ich ein Tor erzielt. So kann es weitergehen“, meinte Scheidhauer nach dem Spiel in seiner Heimatstadt. So geht es dem Stürmer wie dem Trainer. Die persönliche Bilanz stimmt, beim großen Ganzen hapert es.

derwesten.de