MSV-Routinier Branimir Bajic spürt die Gänsehaut


Vaterfigur, Routinier und Führungsspieler: Branimir Bajic gibt auch mit 35 Jahren bei den Zebras noch die Richtung vor.

Abwehrchef Branimir Bajic ist im Team des MSV Duisburg ein Führungsspieler. Der 35-Jährige will am Samstag den Aufstieg in die 2. Bundesliga eintüten.

Das Bild nach dem Abpfiff im Erfurter Steigerwaldstadion hatte symbolischen Charakter. Als Branimir Bajic, Abwehrchef des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg, den Mitarbeiter der Sportredaktion in der Interview-Zone erblickte, bremste er ab, geriet auf glattem Gummibelag kurz ins Rutschen und balancierte sich nach zwei Sekunden unfallfrei aus. Ausrutschen ist für die Zebras beim Kampf um den direkten Aufstieg verboten.

„Beim 2:0 in Erfurt haben wir das konzentriert gemacht. Diese Begegnung zu gewinnen, war enorm wichtig“, bilanzierte Bajic, mittlerweile auf einem kleinen Tisch sitzend. Der Duisburger Routinier ging zum wiederholten Male mit einer bärenstarken Leistung voran, hatte eine nahezu unschlagbare Quote in direkten Zweikampfduellen und tat erneut viel für den schnellen Spielaufbau.

„Es kam vor allem darauf an, dass wir keinen Treffer kassieren. Vorne sind wir immer in der Lage, etwas zu machen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es in Dresden schwieriger war als in Erfurt. Auf dieser Baustelle war wenig Atmosphäre. Das ist im engen Dynamo-Stadion ganz anders.“

Am kommenden Samstag, wenn alle Partien zeitgleich um 13.30 Uhr angepfiffen werden, wird das Wort „Atmosphäre“ in der Schauinslandreisen-Arena wohl neue Dimensionen erreichen. 28 500 Duisburger und rund 2000 Kieler bilden den Rahmen für den 90-Minuten-Fight um das direkte Aufstiegsticket. Der MSV steigt, zumindest von der Punktekonstellation, mit einer Nasenlänge Vorsprung in den Ring. Gewinnen die Zebras, ist die 2. Liga felsenfest gebucht. Bei einem Unentschieden oder gar einer Niederlage wäre die Entscheidung auf den letzten Spieltag vertagt. Geht es nach Branimir Bajic, ist der MSV Duisburg jetzt einfach dran.

Bajic: „Sind gegen Kiel nicht Favorit“

„Es ist in letzter Zeit viel schiefgelaufen in Duisburg“, blickt der 35-Jährige auf den Lizenzentzug und die schwierige Phase danach, „irgendwann wendet sich das Blatt aber wieder. Jetzt bin ich davon überzeugt, dass wir in die 2. Liga aufsteigen.“ „Baja“ schiebt nach: „Favorit sind wir gegen Kiel allerdings nicht. Das ist eine Begegnung, die so oder so laufen kann. Wir müssen wieder 100 Prozent reinhauen, uns konzentrieren und Gas geben.“

Beim Jubeln vor der MSV-Fankurve tanzte auch „Papa“ Bajic ausgelassen mit. Er ist nicht nur der dienstälteste Duisburger Profi, sondern auch der älteste Spieler im aktuellen Duisburger Aufgebot. Bajic nimmt das mit Humor. Er mag die Rolle als Führungsspieler und Tippgeber für die vielen jungen Spieler beim MSV. Obwohl er in seiner Karriere bei Partizan Belgrad oder Denizlispor schon einiges erlebt hat, könnte am kommenden Samstag ein ganz besonderes Gefühl dazu kommen. Bajic: „Beim Feiern in Erfurt hatte ich richtig Gänsehaut. Ich finde das einfach toll, wie begeistert unsere Fans sind und was wir zusammen schaffen können.“

Als Vaterfigur des Teams muss Bajic nicht groß korrigieren oder eingreifen. „Alle sind fokussiert“, lobt er die vorbildliche Einstellung der Zebras, „wir haben keinen dabei, der Scheiße baut und den man zurück auf Kurs bringen muss. Jeder Einzelne weiß, worum es geht. Das hat uns insgesamt als Mannschaft nach oben gebracht.“ Dabei war die neuformierte Truppe und das neuformierte Trainerteam mit Gino Lettieri sowie Daniel Felgenhauer im vergangenen Sommer eine große Unbekannte.

Vertrag beim MSV verlängert sich bei Aufstieg bis 2016

„Passen wir zusammen, wie viel Zeit brauchen wir, kriegen wir das alles hin“, fasst Bajic zusammen und bilanziert: „Gott sei Dank haben wir es hingekriegt.“ Der Ex-Nationalspieler stand wochenlang wegen eines Virusinfekts nicht zur Verfügung, verpasste weite Teile der Vorbereitung und etliche Hinrundenspiele. Mittlerweile ist er fit, konstant, unverzichtbar. „Wenn Baja seine Fitness hat, dann hilft er uns auch in der 2. Liga“, sagt Lettieri. Bei Aufstieg verlängert sich Bajics Vertrag automatisch um eine Saison. Ein Sieg fehlt noch. Dann haben Verein und „Baja“ Klarheit. Mit doppelter Gänsehaut.

derwesten.de